„Die Tafel ist ein Stück von mir“
Seit 25 Jahren eine soziale Institution: Kocherladen hat einen neuen Vorstand
- Der Kocherladen ist eine soziale Institution und bestens vernetzt. Die Aalener Tafel gibt es jetzt seit genau 25 Jahren. Er habe sie nicht gegründet, sondern adoptiert und geliebt wie ein eigenes Kind und sie „ist ein Stück von mir“. Das sagte der Bernhard Richter, der mit dem Posten des Vorsitzenden nun sein letztes Amt abgab. Zum Jubiläum und zum Stabwechsel im Salvator-Gemeindehaus waren viele Vertreter aus Politik, Kirche und Gesellschaft gekommen, für die Musik bei diesem teils auch nachdenklichen Festakt sorgte ein Saxofonensemble der Musikschule.
Für Richter, der auch auf schwierige Zeiten zurückblickte, ist der soziale Zusammenhalt „der Kitt der Gesellschaft“. Zwar könne man mit einer Initiative wie dem Kocherladen einiges lindern, die Politik könne man aber nicht ersetzen. Deshalb sein Appell an die „große Politik“, dass sie die Würde ärmerer Menschen beachten müsse.
Nicht alle haben die gleichen Chancen, bedauerte Landrat Joachim Bläse, aber man könne dazu beitragen, dass jeder seinen Platz findet. Besonders beeindruckend findet er, dass dem Kocherladen manche der Aktiven schon 25 Jahre lang die Treue halten. Aktuell arbeiten dort rund 30 Ehrenamtliche, 2500 Menschen haben einen Berechtigungsschein, mit
dem sie hier stark verbilligte Lebensmittel einkaufen können.
CDU-Landtagsabgeordneter Winfried Mack griff ein Motto der Tafel auf, „Verwenden statt verschwenden“. Das sei das Gebot der Stunde bei rund elf Millionen Tonnen Lebensmitteln, die jährlich in Deutschland weggeworfen würden. „Gut, dass es diese Einrichtung gibt“, sagte Oberbürgermeister Frederick Brütting. Aber es sei auch bedrückend, dass es sie gibt. Denn alle Menschen sollten gleichberechtigt an der Gesellschaft teilnehmen dürfen. Für den Kocherladen hatte er einen
Scheck der Stadt in Höhe von 24.000 Euro für den Kocherladen mitgebracht.
Pfarrer Wolfgang Sedlmeier erinnerte daran, für was der Kocherladen steht: für den Respekt vor dem Essen, für Respekt vor der Schöpfung und für den Respekt für die Menschen, die davon profitieren.
In seinem Impulsreferat ging Volker Steinbrecher (Diakonisches Werk Württemberg) auf die zwei Millionen Menschen ein, die in Deutschland zu einer Tafel gehen. Eine Lösung des Problems der Armut könne dies aber nicht
sein. Jeder sechste Baden-Württemberger lebe in Armut oder sei von ihr bedroht. Die Schere zwischen Arm und Reich gehe immer weiter auseinander.
Dekan Ralf Drescher griff einen Gedanken in Brüttings Rede auf – dass es die Tafel gibt, „sei kein guter Ausweis für eine Gesellschaft“. Dann gab es den Stabwechsel: Die künftigen Vorsitzenden des Vereins sind Pfarrer Wolfgang Fimpel und Thomas Hiesinger. Geehrt für 25 Jahre im Kocherladen wurden Almut Braasch, Gerburg Tull und Hannelore Melcher.