Ipf- und Jagst-Zeitung

„Die Tafel ist ein Stück von mir“

Seit 25 Jahren eine soziale Institutio­n: Kocherlade­n hat einen neuen Vorstand

- Von Markus Lehmann

- Der Kocherlade­n ist eine soziale Institutio­n und bestens vernetzt. Die Aalener Tafel gibt es jetzt seit genau 25 Jahren. Er habe sie nicht gegründet, sondern adoptiert und geliebt wie ein eigenes Kind und sie „ist ein Stück von mir“. Das sagte der Bernhard Richter, der mit dem Posten des Vorsitzend­en nun sein letztes Amt abgab. Zum Jubiläum und zum Stabwechse­l im Salvator-Gemeindeha­us waren viele Vertreter aus Politik, Kirche und Gesellscha­ft gekommen, für die Musik bei diesem teils auch nachdenkli­chen Festakt sorgte ein Saxofonens­emble der Musikschul­e.

Für Richter, der auch auf schwierige Zeiten zurückblic­kte, ist der soziale Zusammenha­lt „der Kitt der Gesellscha­ft“. Zwar könne man mit einer Initiative wie dem Kocherlade­n einiges lindern, die Politik könne man aber nicht ersetzen. Deshalb sein Appell an die „große Politik“, dass sie die Würde ärmerer Menschen beachten müsse.

Nicht alle haben die gleichen Chancen, bedauerte Landrat Joachim Bläse, aber man könne dazu beitragen, dass jeder seinen Platz findet. Besonders beeindruck­end findet er, dass dem Kocherlade­n manche der Aktiven schon 25 Jahre lang die Treue halten. Aktuell arbeiten dort rund 30 Ehrenamtli­che, 2500 Menschen haben einen Berechtigu­ngsschein, mit

dem sie hier stark verbilligt­e Lebensmitt­el einkaufen können.

CDU-Landtagsab­geordneter Winfried Mack griff ein Motto der Tafel auf, „Verwenden statt verschwend­en“. Das sei das Gebot der Stunde bei rund elf Millionen Tonnen Lebensmitt­eln, die jährlich in Deutschlan­d weggeworfe­n würden. „Gut, dass es diese Einrichtun­g gibt“, sagte Oberbürger­meister Frederick Brütting. Aber es sei auch bedrückend, dass es sie gibt. Denn alle Menschen sollten gleichbere­chtigt an der Gesellscha­ft teilnehmen dürfen. Für den Kocherlade­n hatte er einen

Scheck der Stadt in Höhe von 24.000 Euro für den Kocherlade­n mitgebrach­t.

Pfarrer Wolfgang Sedlmeier erinnerte daran, für was der Kocherlade­n steht: für den Respekt vor dem Essen, für Respekt vor der Schöpfung und für den Respekt für die Menschen, die davon profitiere­n.

In seinem Impulsrefe­rat ging Volker Steinbrech­er (Diakonisch­es Werk Württember­g) auf die zwei Millionen Menschen ein, die in Deutschlan­d zu einer Tafel gehen. Eine Lösung des Problems der Armut könne dies aber nicht

sein. Jeder sechste Baden-Württember­ger lebe in Armut oder sei von ihr bedroht. Die Schere zwischen Arm und Reich gehe immer weiter auseinande­r.

Dekan Ralf Drescher griff einen Gedanken in Brüttings Rede auf – dass es die Tafel gibt, „sei kein guter Ausweis für eine Gesellscha­ft“. Dann gab es den Stabwechse­l: Die künftigen Vorsitzend­en des Vereins sind Pfarrer Wolfgang Fimpel und Thomas Hiesinger. Geehrt für 25 Jahre im Kocherlade­n wurden Almut Braasch, Gerburg Tull und Hannelore Melcher.

 ?? FOTO: MARKUS LEHMANN ?? Ehrungen für langjährig­e Mitarbeite­rinnen (25 Jahre). Im Bild (von links): Almut Braasch, Thomas Hiesinger (neuer Vorsitzend­er), Bernhard Richter, Gerburg Tull, Wolfgang Fimpel (neuer Vorsitzend­er), Hannelore Melcher.
FOTO: MARKUS LEHMANN Ehrungen für langjährig­e Mitarbeite­rinnen (25 Jahre). Im Bild (von links): Almut Braasch, Thomas Hiesinger (neuer Vorsitzend­er), Bernhard Richter, Gerburg Tull, Wolfgang Fimpel (neuer Vorsitzend­er), Hannelore Melcher.

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