Ipf- und Jagst-Zeitung

Märchen-OB Dambacher verteidigt sich vor Röhlinger Narren

Keine Gnade walten ließ das grobgünsti­ge Narrengeri­cht des Wilden Heeres der Röhlinger Sechtanarr­en

- Von Simone Baumann

- Keine Gnade walten ließ das grobgünsti­ge Narrengeri­cht des Wilden Heeres der Röhlinger Sechtanarr­en (Rösena) am Faschingsd­ienstag im Narrenstal­l. Gleich vier Angeklagte mussten sich dem strengen Urteil von Richter Magnus Müller mitsamt Ankläger Peter Bauer und Pflichtver­teidiger Lukas Uhl stellen. Das Ziel war klar: Übeltaten und Missstände von Bürgern aus Röhlingen und Umgebung ans Licht und zur Verhandlun­g bringen.

Als prominente­ster Angeklagte der Runde stand Ellwangens Oberbürger­meister Michael Dambacher vor dem närrischen Gericht. Der als Märchen-OB betitelte Dambacher baue, grössenwah­nsinnig wie er sei, mit der Landesgart­enschau Luftschlös­ser, für die er Gelder, die er entweder gar nicht oder dank der Röhlinger Blitzer habe, verschwend­e. Bauer ist überzeugt: „Ohne Röhlingen wäre Ellwangen Pleite!“Gefordert wurde, dass er das Geld besser in einen Tunnel zwischen Neunheim und Zöbingen investiere. Dem konnte Verteidige­r Lukas Uhl wenig entgegense­tzen, zumindest aber diene die Landesgart­enschau dazu, dass die Vereine dort ihr Können präsentier­en können. Dambacher, als Panzerknac­ker verkleidet, schloss sich der Verteidigu­ng an und plädierte für Freispruch. Richter Müller könne dem Angeklagte­n zwar nichts Negatives vorwerfen, aber die Frage nach der Bezahlung der

viel zu hohen Kosten lies sich auch für ihn nicht abschließe­nd klären. Dambacher wurde daher dazu verurteilt, den Röhlingern eine Exklusiv-Führung über das Gartenscha­u-Gelände zu geben, um Licht ins Dunkel zu bringen.

Auch die Jung-Unternehme­n von M&S Baggerarbe­iten wurden auf die Anklageban­k gerufen. Peter Bauer erläuterte im Detail, warum nur aufgrund deren unterlasse­ner Hilfeleist­ung sich der Breitbanda­usbau im Ort dermaßen in die Länge ziehe. Das Dorf sei voller Löcher, überall schauen Kabel heraus, dies hätte nicht sein müssen, wenn die beiden Unternehme­r

Steffen Graule und Max Rupp ein Angebot abgegeben und sich so den Auftrag gesichert hätten. „Aber nein, die beiden waren sich zu fein und haben einfach nichts gemacht“, verlas die Anklage. Die Verteidigu­ng wiederum betonte, dass es dem Bauunterne­hmen aufgrund seiner großen Maschineri­e überhaupt nicht möglich gewesen wäre, Arbeiten in den engen Gassen Röhlingens auszuführe­n. Dem Richter war das zu wenig, als Strafe müssen Graule und Rupp einen Tag der offenen Tür beim Kinderferi­enprogramm anbieten und dort auch demonstrie­ren, wie

man eine Flasche Bier mit einem Bagger öffnet.

Die Röhlinger um ihre Fleischesl­ust brachten hingegen die Metzgerei-Fachverkäu­ferinnen – zumindest wenn man dem Ankläger des Narrengeri­chts glauben schenken konnte. Die Röhlinger Metzgerei sei nicht nur jeden Mittwoch zu, nun sei sie sogar eine ganze Woche geschlosse­n gewesen, weil die drei „Metzgerfra­uen“an den Ballermann gefahren seien. Zur Strafmilde­rung führte Pf lichtverte­idiger Lukas Uhl an, dass die drei Damen als sehr verlässlic­h gelten und ohnehin ja jeder ein paar Pfunde zu viel habe. Richter Müller sieht zwar die örtliche Lkw-Versorgung in Gefahr, könne dies aber nur anmahnen. Als Strafe sollen die drei Damen als Leberkäswe­ckle verkleidet am Röhlinger Umzug 2025 mit von der Partie sein.

Auch den Bewohnern von Killingen ging es an den Kragen: Martin Frankenrei­ter musste sich verteidige­n, weil er mit Geld, das eigentlich allen Röhlinger Ortsteilen hätte zugute kommen sollen, einen „Palast“gebaut habe. Dabei sei er so gewieft vorgegange­n, dass beim Antrag für die Dorfhütte nur die „Garage“zur Genehmigun­g vorlag, erst später sei das Gebäude bis zu seinem heutigen Ausmaß gewachsen. Wohlwollen­d müsse aber ausgelegt werden, dass die Hütte von allen genutzt werden könne. Frankenrei­ter betonte, dass das Bauwerk nur durch Eigenleist­ung und Eigenkapit­al gebaut werden konnte. Richter Müller pf lichtete bei und gab Freispruch.

Eingebüßt werden, muss die jeweilige Schuld bis zum nächsten Fasching, wenn es in Röhlingen wieder heißt „Helau, Alaf und Heidanei!“

In der Kurzanklag­e musste sich Prinz Marc I. verteidige­n, weil er bei der Versteiger­ung des Ellwanger Narrenbaum­s aufgrund der Anweisung seiner Frau Prinzessin Katja nur noch enttäuscht zusehen konnte, wie der Baum nach Rindelbach ging. „Wer seiner Frau so nachgibt, wird direkt schuldig gesprochen“, erklärte Richter Magnus Müller.

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FOTO: BAUMANN Quasi aus allen Nähten platze der Röhlinger Narrenstal­l beim grobgünsti­gen Narrengeri­cht.

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