Neunstadt im Regen: Idylle oder Abwasserkanal?
Beschwerden wegen Regenüberlaufbecken – Laut Stadtverwaltung funktioniert die Anlage einwandfrei
- Fließt bei starkem Regen regelmäßig Schmutzwasser durch Neunstadt? Schon mehrfach hat Ortschaftsrat Roland Brenner in den Sitzungen des Ortschaftsrats kritisiert, dass das Regenüberlaufbecken im Industriegebiet bei Firma Kicherer seiner Meinung nach nicht ausreicht. Laut Brenner werden, wenn das Becken bei anhaltendem Regen überläuft, Fäkalien und Toilettenpapier in einen Graben geleitet, der sich Richtung Neunstadt zieht. Wie Dennis Röhrich und Hubert Traub vom Eigenbetrieb Abwasserbeseitigung der Stadt auf Nachfrage erklären, funktioniert das Überlaufbecken seit Jahrzehnten problemlos. Fäkalien würden der Kläranlage zugeführt, Toilettenpapier könne durchaus hin und wieder mit hinaus geschwemmt werden, doch eine Geruchsbelästigung würde dadurch nicht entstehen, so die beiden Fachleute.
Bei starkem, anhaltendem Regen sei es die Aufgabe des Beckens, das Wasser aufzufangen, das die Kläranlage in diesen Fällen nicht bewältigen könne, erklärt Traub, der auch Betriebsleiter der Kläranlagen ist. Und wenn das Becken irgendwann vollgelaufen sei, würde es halt überlaufen. „Wie der Name schon sagt.“Abgeleitet wird es dann laut Traub teilweise in den betreffenden Graben. Fäkalien, die unten schwimmen, würden aber trotzdem weiterhin der Kläranlage in Haisterhofen zugeführt. Einzelne Schwebstoffe, wie Toilettenpapier, könnten aber durchaus im Graben landen. Das meiste Wasser werde aber ohnehin in ein Regenrückhaltebecken geleitet. Das Fassungsvermögen des Überlaufbeckens
gibt Sachgebietsleiter Röhrich mit rund 1,2 Millionen Litern an.
Wie Traub weiter berichtet, könnte es in Einzelfällen schon dazu kommen, dass auch Fäkalien mit hinaus geschwemmt werden. Die seien dann aber durch das Wasser stark verdünnt, und stinken würde das dann auch nicht. Traub erklärt, warum das so ist: Sobald Fäkalien mit Sauerstoff in Berührung kämen, würden sie ihren Gestank verlieren. Das sei dasselbe Prinzip wie bei
Gülle auf dem Feld, die auch nur eine begrenzte Zeit lang riechen würde.
Die einzige Möglichkeit, die Schwebstoffe aus dem überlaufenden Wasser zu fischen, bildet nach Aussage von Röhrich und Traub ein spezieller Rechen. Diesen veranschlagen sie mit etwa 250.000 Euro. Die Erweiterung des Beckens würde sogar rund eine Million Euro kosten. Doch ein größeres Becken sei auch keine Lösung, ergänzt Röhrich. Doch untätig sind die beiden auch
nicht geblieben. Man habe die Tauchwand vergrößert, damit weniger Teile hinausgelangen könnten.
Schön seien Ablagerungen von Toilettenpapier natürlich nicht, räumt Röhrich ein. Die Menge sei aber gering und schließlich handele es sich bei dem Graben um einen Entlastungsgraben für das Regenüberlaufbecken, der kein wasserführendes Gewässer und damit ohnehin die meiste Zeit trocken sei.
Jede Baumaßname oder Investition
an dem Becken müsste der Stadt ohnehin vom Landratsamt auferlegt werden, das die Funktionsfähigkeit der Anlage zudem regelmäßig überprüft. Mit einer Genehmigung für den Weiterbetrieb habe es nie Probleme gegeben. Alles funktioniere regelkonform und einwandfrei, so Traub, der den Wirbel um das Becken ohnehin nicht ganz verstehen kann. Es gebe in Ellwangen insgesamt 33 Becken dieser Art. Doch das in Neunstadt sei das einzige, zu dem es ständig Beschwerden gebe.