„Für mich ist Fagott genau das richtige Instrument“
Ellwanger Musiker Jonathan Hock hat seine Berufung gefunden – Im Juni nimmt er an den Schlosskonzerten teil
- Er ist 26 Jahre jung und hat seinen Beruf, oder besser, seine Berufung bereits gefunden: Jonathan Hock. In Hanau geboren, kam er mit zwei Jahren mit seinen Eltern nach Ellwangen und begann seine musikalische Laufbahn an der städtischen Musikschule. Mit neun Jahren wechselte er von der Blockflöte zum Fagott und hat diese Entscheidung bis heute nie mehr infrage gestellt: „Für mich ist Fagott genau das richtige Instrument“, sagt der hochbegabte junge Musiker im Gespräch mit der „Ipf- und Jagst-Zeitung/Aalener Nachrichten.“
Er sagt es mit Nachdruck und voller Überzeugung, Im Oktober 2015 begann er ein Bachelorstudium bei Professor Albrecht Holder an der Hochschule für Musik in Würzburg und schloss es 2020 erfolgreich ab. Es folgte ein Jahr an der Royal Danish Academy of Music in Kopenhagen im Rahmen eines Erasmus-Stipendiums. 2021 kehrte Jonathan Hock für sein Masterstudium zurück nach Würzburg. In Ellwangen unvergessen sind das großartige Weihnachtskonzert des Würzburger Bläserensembles mit acht hochbegabten jungen Musikern in der evangelischen Stadtkirche zum Ausklang des Jahres 2022 und der Auftritt von sieben Nachwuchstalenten der Würzburger Musikhochschule im Speratushaus unter dem Motto „Fagottissimo“drei Jahre zuvor.
Schon während seines Studiums sammelte Jonathan Hock Orchestererfahrung, unter anderem bei der Staatsphilharmonie Nürnberg, beim Philharmonischen Orchester Würzburg, beim Frankfurter Opern- und Museumsorchester und den Dortmunder Philharmonikern. Seit September vergangenen Jahres ist er
Solo-Fagottist bei der Norddeutschen Philharmonie Rostock. „Eine schöne Stadt direkt an der Ostsee und ein großartiges Orchester“, schwärmt er. Nach Ablauf des Probejahres stimmen die Mitglieder des größten Klangkörpers in Mecklenburg-Vorpommern ab, ob seine Verpf lichtung verlängert wird: „Ich würde gerne in Rostock
bleiben“, sagt er. „Vor allem im Jugendbereich werden Fagottisten gesucht. Aber es gibt weit mehr Studienplätze als Stellen im Orchester. Der Markt ist umkämpft.“Das wird sich ändern, wenn Musikerinnen und Musiker der Babyboomer-Generation demnächst in Rente gehen.
In den Schoss gefallen ist ihm der Erfolg nicht. Geduldig baut er knifflige Doppelrohrblatt-Mundstücke für sein Instrument und übt diszipliniert täglich: „Wenn man das schleifen lässt, leidet die Kondition, und das Niveau lässt sich schnell nicht mehr halten.“Jonathan Hock kommt aus einem hochmusikalischen Elternhaus. Seine jüngeren Schwestern und
Brüder musizieren ebenfalls. In Ellwangen erinnert man sich nur zu gerne an die atemberaubenden Auftritte des Percussion-Duos Florian Hock und Lukas Zeuner, die unter anderem am Marimbafon mit den Schlegeln tanzten. Für Florian Hock, der im Moment einen Zeitvertrag beim MDR-Sinfonieorchester hat, spielt nicht mehr nur Musik die Hauptrolle – er studiert Jura in Leipzig. Jonathan Hock sieht das anders: „Ich kann mir keinen anderen Beruf vorstellen.“Mit leisem Lächeln fügt er hinzu: „Ich verbringe viel Zeit mit meinem Instrument.“
Auch wenn er nicht hier geboren wurde, fühlt er sich doch als Ellwanger und kehrt gerne für ein Schlosskonzert an die Jagst zurück. Am 8. Juni wird er mit dem Bläseroktett „Zephyr“im Thronsaal des Schlossmuseums musizieren. 2016 von acht jungen Musikern gegründet, kommen sie für Konzertprojekte aus ganz Deutschland zusammen. Seinen Namen hat das Ensemble von der Windgottheit „Zephyr“, die den milden Westwind verkörpert. Die zahlreichen Freunde hochkarätiger Kammermusik dürfen sich auf ein anspruchsvolles Programm freuen mit Mozarts sinfonischer „Nachtmusique-„Serenade c-Moll, Franz Krommers Partita Es-Dur und nicht zuletzt auf Melodien aus der „Zauberflöte“, für zwei Oboen, zwei Klarinetten, zwei Hörner und zwei Fagotte bearbeitet. Im späten 18. Jahrhundert gehörten Bläseroktette zu den beliebtesten Kammermusikbesetzungen: „Es gibt daher viel Originalliteratur“, so Jonathan Hock.
Und so wird das Publikum an diesem Frühsommerabend mit dem sanften Westwind auf den Flügeln der Musik schweben. Darauf freuen kann man sich schon jetzt.