Von Kuckucksuhren und fünf Umzügen
Juwelier und Optiker Hunke feiern 75-jähriges Jubiläum – Gründung des Unternehmens war bereits 1907
- Eine überstürzte Flucht, lange Ungewissheit und ein gewagter Neustart in Ellwangen. Jetzt feiern Optiker Hunke und Juwelier Hunke ihr 75-jähriges Jubiläum. Warum aus einem Geschäft zwei wurden und wie es zu gleich fünf Umzügen in der Marienstraße kam. Andreas und Klaus Hunke blicken auf die Unternehmensgeschichte zurück.
1949 startete die Familie Hunke mit einem kleinen Ladengeschäft in der Wolfgangstraße in Ellwangen. Für die Familie war es ein Neubeginn. „Eigentlich ist unser Geschäft noch älter“, erklärt Andreas Hunke, Inhaber von Juwelier Hunke. 1907 eröffnete der Urgroßvater von Hunke in Braunau im heutigen Tschechien ein Geschäft, das Uhren, Gold und Optik anbot. „Die Optik war damals mit dabei, das Berufsbild des Optikers gab es so nicht“, ergänzt
Klaus Hunke seinen älteren Bruder Andreas. Klaus Hunke ist Inhaber des Optikergeschäfts. Nach Ende des Krieges musste die Familie Braunau innerhalb von 24 Stunden verlassen. Auch befand sich ihr Großvater Rudolf Hunke zu diesem Zeitpunkt in Gefangenschaft. Erst in Deutschland fand die Familie durch Glück in Welzheim wieder zusammen. Dort entdeckte er in der Zeitung eine Anzeige: Uhrmachergeschäft sucht Nachfolger.
Dies war der Grund für den Umzug nach Ellwangen. Dort übernahm der Großvater das ehemalige Uhrmachergeschäft Redecker. Doch die Anfänge waren nicht einfach. Der damalige Bürgermeister weigerte sich zunächst, die Gewerbeanmeldung zu genehmigen. „Gehen Sie dahin zurück, wo Sie hergekommen sind“, soll er gesagt haben. Mithilfe des Landrats habe er dann schließlich noch sein Gewerbe anmelden können. Zu den damaligen Kunden zählten auch viele amerikanische Soldaten. Dabei hatten diese häufig einen speziellen Wunsch. „Sie haben Kuckucksuhren bestellt, die nach Amerika geschickt werden sollten“, erzählt Andreas Hunke. Sein Großvater habe daher extra Kisten gebaut, damit die Uhren sicher dort ankommen.
1953 ist dann das Geschäft zum ersten Mal in größere Räumlichkeiten umgezogen, nämlich in die Marienstraße 39. „Das Geschäft wurde immer wieder umgebaut, um es an die Gegebenheiten anzupassen“, sagt Andreas Hunke. Auch hätte sein Vater viele Umbauarbeiten selbst vorgenommen, wie die Raumverkleidung oder teilweise auch die Elektrik. Die Söhne mussten immer mit anpacken. Vater Georg Hunke wagte 1986 dann den Sprung und eröffnete das Optikergeschäft als eigenständigen Laden in der Marienstraße 19. „Diesen Wechsel haben wir im Juweliergeschäft bemerkt“, erzählt Andreas Hunke, da den Kunden der Weg vom Fuchseck ans Ende der Marienstraße zu weit war. Daher reifte dann auch der Entschluss, mehr ins Zentrum der Marienstraße zu ziehen. Die Eröffnung des Geschäfts am heutigen Standort war dann am 1. Mai 1990.
Doch die ehemaligen Räume des Juweliergeschäfts blieben nicht leer. In diese zog ihr älterer Bruder, Peter Hunke, mit einem Hörgeräteakustik-Geschäft. Dieses führte er bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2019. Das Optikergeschäft absolvierte ebenfalls noch einen Umzug. 2011 zog es einmal über die Marienstraße in die heutigen Räumlichkeiten.
„Als unser Großvater angefangen hat, war er der zweite Optiker in Ellwangen“, blickt Klaus Hunke zurück. Bei ihm selbst war schnell der Berufswunsch und
Eisntieg klar. „Ich hatte von Anfang an Spaß an der Arbeit“, erzählt er begeistert. Der handwerkliche Aspekt, sowie die Arbeit mit den Kunden seien abwechslungsreich.
„Unser Beruf ist nie eintönig“, stimmt ihm sein Bruder Andreas zu. Allerdings hätte es bei ihm gedauert, bis er sich für seinen Weg entschieden hätte. „Ich hatte ein handwerkliches und ein musikalisches Talent“, betont er. Da er in einigen Bands gespielt habe, hatte er den Traum, Musiker zu werden. Mit der Gründung seiner Familie entschied er sich dann aber für einen geregelten Beruf. 2011 übergab sein Vater das Geschäft dann an ihn. „Ich habe die Entscheidung nicht bereut.“Den Erfolg ihres Familienbetriebes über diese lange Zeit sehen beide Brüder in der Wandlungsfähigkeit des Geschäftes. „Man muss neue Entwicklungen erkennen und mitgehen, sonst geht man unter.“