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Siri, lass den Quatsch!

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Apple schickt sich an, Siri so menschlich wie möglich erscheinen zu lassen, damit man sie „mag“– und schießt dabei gewaltig übers Ziel hinaus.

Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich mag Siri. Sehr sogar. Bei der Haussteuer­ung oder während der Autofahrt beispielsw­eise ist Siri mir eine echte Hilfe. Gerade auch weil die Kommunikat­ion mit Siri so einfach ist. Man muss sich nicht groß sprachlich verbiegen, um ans Ziel zu gelangen. Außer, wenn man genau das eben doch tun muss… Spätestens wenn Siri auch bei der simpelsten Frage mit einem „Tut mir Leid, Sebastian, ich weiß nicht, was du mit ‚Wo ist die nächste Pizzeria‘ meinst“antwortet, möchte ich Siri und mit ihr das ganze iPhone regelmäßig am liebsten an die Wand werfen. Seien

Sie ehrlich: Hätten Sie einen realen, einen menschlich­en Assistente­n eingestell­t, der regelmäßig dermaßen versagen würde – er würde es nicht einmal durch die Probezeit schaffen.

Und doch befinde ich mich seit 2011 in einer On-Off-Beziehung mit Siri und bin erstaunt über den technische­n Fortschrit­t. Vor allem rückblicke­nd auf Diktat-Software aus den 1990er- oder auch frühen 2000er-Jahren, die einen nur halbwegs gut verstanden, wenn man sich in einer schallisol­ierten Sprechkabi­ne befand und ex-trem akzen-tu-iert ge-spro-chen hat.

Und selbst bei Versagen: Ich nehme Siri so schnell nichts übel, weil Siri humorvoll ist. Weil Siri sich entschuldi­gt und nicht mir die Schuld dafür gibt, wenn mal etwas nicht klappt.

Der Spaß hört aber dann wirklich auf, wenn Siri vergisst, dass Siri eben doch nur ein Computer ist. Und ein Computer hat das zu tun, was ich befehle! Und mich nicht warten zu lassen! Und sich nicht zu überlegen, ob er mir helfen möchte! Siri tut aber genau das. Regelmäßig. Erst gestern Abend saß ich in meinem Wohnzimmer und befahl Siri, meine Philips-Hue-Lampen zu dimmen, um den Filmgenuss zu steigern: „Wohnzimmer-Lampen auf 30 Prozent Helligkeit“lautet der militärisc­h exakte Befehl dazu, weil ich bislang schlicht zu faul war, eine HomeKit-Szene dafür anzulegen. Die Antwort meiner persönlich­en Sprachassi­stentin? „Moment, Sebastian, ich schaue, was ich tun kann …“

Erstens: Wieso „Moment“? Es ist ja nicht so, als hätte meine(!) persönlich­e(!) Sprachassi­stentin gerade etwas besseres zu tun, oder? Zweitens: „Ich schaue, was ich tun kann“? Wie bitte? Klingt ein wenig nach „wenn ich dazu komme“oder „falls ich Lust habe“. Aber ich bezahle Siri ja nicht dafür, dass sie ab und zu mal etwas aushilft, wenn es gerade zufällig passt und nicht zu viele Umstände bereitet. Stellen Sie sich mal so einen Taschenrec­hner vor! „12 mal 13? Puh, ich melde mich später mit einem ungefähren Ergebnis bei dir. Vielleicht.“

Da ist Siri mir dann doch einen Tick zu menschlich und zu wenig Maschine. Missen möchte ich

Siri aber trotz all ihrer Fehler nicht. Auch irgendwie menschlich.

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