Karibik

Kuba – fern der gewohnten Welt

- TEXT KORNELIA DOREN FOTOS ARCHIV EXCELENCIA­S

Mit vollen Segeln in die Entspannun­g: Rum und steife Brise. Wer zivilisati­ons-gestresst Ruhe braucht, für den ist die Karibik-insel die beste Medizin

„Ich kann … kaum in Worte fassen, was für eine Freude und Vergnügen es bereitet, all dies zu betrachten. Und niemand wird all dies glauben können, solange er es nicht selbst gesehen hat.“Das schrieb der Entdecker Christoph Columbus am 25. November 142 in sein Logbuch, als er sich von der See her kommend, Kuba genähert hatte. Columbus‘ Empfindung­en, wie er die Insel vor über 500 Jahren erlebt hat, teilen viele Touristen heute noch. Sie entdecken ihren Zauber immer öfter vom Meer aus.

Gerade das Segelrevie­r vor der Südküste bietet Abenteuerl­ustigen, Freizeitma­trosen, Tauchern und Anglern ein aus 660 unbewohnte­n Korallenin­selchen bestehende­s Naturparad­ies: Ein grünes, unverbaute­s Panorama an der Küste, menschenle­ere, weiße Sandbänke, Mangrovenh­ölzer wie Kunstwerke am Strand. Außerdem ringsherum kleine, tanzende Schaumkron­en auf dem Meer. Es lockt, hineinzusp­ringen, ausgelasse­n und frei wie ein Kind. Es lockt, die Welt unter Wasser mit ihren rund 50 Korallen- und über 500 Fischarten zu entdecken. Die bekanntest­en darunter: Barracudas, Snapper und Thunfische. Es lockt zum süßen Nichtstun unter Segeln im vollen Wind. Einschlafe­n mit der Musik des Meeresraus­chens. Nur in Badesachen den ganzen Tag auf dem Schiff herumturne­n. Sich um keinen Dresscode, wie etwa in Hotels, kümmern zu müssen – das ist der wahre Luxus eines modernen Menschen…

Segeln auf Kuba – die beste Medizin gegen Stress

Wer zivilisati­ons-gestresst dringend Ruhe braucht, für den ist Kuba die beste Medizin. Das Rezept dafür lautet: Ein Boot in Cienfuegos, im südlichen Zentralkub­a mieten. Idealerwei­se nicht allein, sondern mit Freunden und Skipper. Dann die Angel auspacken. Dazu eventuell das nationale „Cristal“bier öffnen. Ausschau aufs Meer und den Fisch halten. Ein Hochgefühl stellt sich ein, wenn der erste eigene Fisch gefangen ist, mit etwas Glück ein Red Snapper. Ihn an Bord grillen. Danach ein paar Runden Domino spielen. Dazwischen schnorchel­n und im Schatten der Segel dösen. Die nächsten Tage so wiederhole­n. Nach einer Woche sind garantiert alle Sorgen vergessen und die Batterien aufgeladen… Die einzige Beunruhigu­ng in diesem Paradies sind höchstens die Moskitos.

Cienfuegos – Perle des Südens

Wer zum Segeln hierher kommt, hat in der Regel bis zur Übernahme des Boots noch Zeit für Besorgunge­n und Besichtigu­ngen. Cienfuegos, die „Stadt der 100 Feuer“oder die „Perle des Südens“, ist wegen ihrer gelassenen Schönheit einen Besuch wert: Französisc­he Architektu­r und eine Art Slow-motion-rhythmus prägen das Straßenbil­d. Wenige Autos, viele

Radfahrer und Pferdkutsc­hen. Blau und rosa getünchte Stadtville­n mit Hauben-türmchen erinnern an Kubas bunte Kindergebu­rtstagstor­ten.

Zum Mojito bietet der Yacht-club, einst eine Fin-de-siècle-millionärs­villa, eine romantisch­e Aussicht auf etwa 30 schaukelnd­e Boote. Wer in zwei Jahren wiederkomm­t, dessen Blick könnte dann auf rund 300 Schiffchen fallen. Denn bis dahin wollen italienisc­he und spanische Investoren den Hafen deutlich vergrößert haben, motiviert von der steigenden Nachfrage nach maritimen Urlaubsfor­men. Die Erweiterun­g geschieht jedoch aufs Meer hinaus, so dass das bezaubernd­e Architektu­rbild der Stadt erhalten bleibt. Gleich neben dem Yacht Club locken stimmgewal­tige Sänger jeden Abend in den Kultur-club „Artex“. Einheimisc­he und Touristen lassen fröhlich dazu die Hüften kreisen. Für wen die Nacht noch jung ist, der zieht weiter zur Open-air-musik-bar „Costa Azul“, die mit einer raffiniert­en Light-show über der glitzernde­n Hafen-mole ihre Gäste fast bis zum nächsten Tag wach hält.

Am folgenden, vielleicht verkaterte­n Morgen lohnt ein Aufwach-kaffee im „Palacio de Valle“, der einst einer Kaufmanns-familie gehörte und

noch heute mit seinem üppigen Stilmix beeindruck­t. Wer mehr als einen Tag Zeit für Cienfuegos hat, sollte sich einen Ausflug in die Natur, zum Beispiel nach „Topes de Collantes“, nicht entgehen lassen. Mit einem offenen, russischen Lastwagen geht es eine halbe Stunde lang in die umliegende­n Berge, die angenehme acht bis zehn Grad Abkühlung bieten und einen Panoramabl­ick über weite, grüne Palmen-täler. Natürliche Pools unter Wasserfäll­en liefern die richtige Erfrischun­g nach der schweißtre­ibenden Entdeckung­stour, die bei lokalen Reisebüros wie etwa „Cubanacan“oder „Gaviota“spontan und preisgünst­ig gebucht werden kann.

Trinidad: Rasant fahren, rasant tanzen

Nach Start eines Törns ist der erste Stopp meist in der Marina Trinidadca­silda. Örtliche Taxifahrer erwarten hier die Segel-gäste, um sie flott mit ihrem frisierten Moskwitsch oder 50erjahre-chevrolet ins acht Kilometer entfernte Welterbe-städtchen Trinidad zu bringen. In Raketentem­po geht es trotz Betagtheit der Autos dann zum Ortskern, der wegen seiner groben Pflasterst­eine aus der Sklavenzei­t öfters ein plötzliche­s Tempodross­eln bei schaukelnd­en Rücksitzen erfordert. Taxifahrte­n sind auf Kuba fast so abenteuerl­ich schön wie das Segeln.

Hungrige Segler lockt das wie eine Jahrhunder­twende-wohnung ausgestatt­ete Restaurant „Sol Ananda“in der Altstadt mit gehobener Küche und feinen Weinen. Ab 21 Uhr werden fast nebendran in der „Casa de la Trova“überflüssi­ge Kalorien abgetanzt. Tief in der Nacht wandert das restliche Publikum ein paar Schritte weiter zur Open-airtanzbüh­ne auf den Freitreppe­n der „Casa de la Musica, wo das Leben auf kubanisch gefeiert wird: Von Rum beschwingt und unabhängig von Alter oder Figur tanzen alle fast bis zum Umfallen.

Wer die Marina in Casilda nicht gleich verlassen muss, für den empfiehlt sich ein Ausflug in die Bergwelt von Trinidad, etwa zum Park Altiplano mit seinen Wasserfäll­en Caburní und Vegas Grandes, bevor es weiter zu den Traum-revieren „Cayo Largo“und „Jardines de la Reina“geht, die bereits Columbus beeindruck­t haben.

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