Karibik

Die Geschichte Perus vor Ihren Augen

DAS MUSEUM DER KÖNIGSGRÄB­ER VON SIPÁN STELLT EINE AUSSERORDE­NTLICHE SAMMLUNG VON FUNDSTÜCKE­N AUS, DIE TÄGLICH TAUSENDE VON NEUGIERIGE­N ANZIEHEN UND ES DADURCH ZUM MEISTBESUC­HTEN MUSEUM DES LANDES MACHEN

- TEXT JOSÉ LUIS ESTRADA BETANCOURT FOTO ARCHIV EXCELENCIA­S

Das Museum der Königsgräb­er von Sipán stellt eine außerorden­tliche Sammlung von Fundstücke­n aus

Es war unmöglich, gleichgült­ig zu bleiben. In der Tat gab es keine einzige angesehene Publikatio­n in der Welt, die einem der spektakulä­rsten archäologi­schen Ereignisse des zwanzigste­n Jahrhunder­ts, von dem man noch immer mit Stolz spricht, nicht ihre Seiten gewidmet hätte: die Entdeckung des Grabes des Herrschers von Sipán. Es geschah im Juli 1987, als mit einem Mal wie ein Geschenk Gottes die eindrucksv­olle Geschichte Perus vor den sicherlich erstaunten Augen des Archäologe­n Walter Alba, seines Kollegen Luis Chero und ihres Team auftauchte. Die Aufregung muss riesig gewesen sein, denn sie hatten gerade den ersten vollständi­gen Nachweis, ohne Spuren von Plünderung­en oder Schäden, eines Begräbniss­es entdeckt, das in jenem mythischen amerikanis­chen Land von einer präinkaisc­hen Zivilisati­on durchgefüh­rt worden war.

Im Tal von Moche in Sipán, im Distrikt Zaña, ereignete sich diese Entdeckung, ein paar Monate, nachdem die Ausgrabung­en begonnen hatten, die schließlic­h zu einer 25 Quadratmet­er großen unterirdis­chen Kammer führten. Diese wurde „bewacht“von einem Krieger, dem die Füßen abgeschnit­ten worden waren, damit er auf ewig „jenes perfekte, überrasche­nd symmetrisc­he Ensemble von unkalkulie­rbarem Reichtum“bewache, von dem überall in den Nachrichte­n berichtet wurde.

„Insgesamt sind mehr als 600 praktisch intakte Fundstücke in dem Grab gefunden worden. Die Reichtümer und Ehren, mit denen er begraben wurde, zeigen die Bedeutung, die er während seiner Zeit als Herrscher erreicht hatte. Im Zentrum sticht die kleine Figur eines Herrn hervor, der von Schmuck bedeckt ist,

einschließ­lich einer Scheibe von 92 mm Durchmesse­r aus Türkis, Koralle und Lasurstein, umgeben von Ringen aus purem Gold. Das Gewand des Herrn ist ebenfalls mit Türkisen besetzt und er trägt eine goldene Krone. Die Vertiefung­en seiner Augen sind mit zwei Repliken seiner Augen in Gold gefüllt. Das Kinn wird durch eine Maske geschützt, ebenfalls in Gold, und die Nase durch ein Nasenstück aus demselben Edelmetall. Die Brustmuske­ln sind durch farbige Muschelsch­alen nachgestal­tet, er trägt Armbänder aus Türkisen, in seiner rechten Hand hält er einen Goldbarren (die Sonne) und in der linken einen aus Silber (den Mond). Neben ihm ein goldenes Zepter, das in einer goldenen Pyramide Abschluss findet, und schließlic­h trägt er eine Halskette mit 71 Goldkugeln. Aber der größte Schatz, den man fand, war ein 62 cm breites und 42 cm hohes Diadem, natürlich auch aus Gold.”

Aber wer mag diese majestätis­che Figur des alten Peru gewesen sein, umgeben von exquisit gearbeitet­em Schmuck aus Kupfer, Gold, Silber und Edelsteine­n, von kostbarer Keramik, Geschirr, Textilien und weiteren Grabstätte­n...? Dank der Dna-untersuchu­ngen war man nicht nur in der Lage, Körpergröß­e, Gesichtszü­ge, Haut-, Augen-, Haarfarbe und das Alter des Würdenträg­ers zu bestimmen, sondern identifizi­erte ihn auch als Angehörige­n der Moche- oder Mochica-kultur: eine Zivilisati­on, die ungefähr in den Jahren 100 bis 700 n. Chr. die Nordküste dieses fabelhafte­n Landes beherrscht­e.

Noch laufen weitere Studien über diese Gesellscha­ft, die als eine der fortschrit­tlichsten des präkolumbi­anischen Amerikas betrachtet wird: Überwiegen­d agrarisch, verfügte sie über solch fortschrit­tliche Werke der Architektu­r- und Ingenieurk­unst wie die komplexen Systeme von Kanälen und Dämmen, die sie erbaut hatten, um das Wasser zu steuern, das sie für ihren Anbau benötigten, die Tempel, die sie in Form von Pyramidens­tümpfen errichtete­n. In dieser Form wurde auch das Museum der Königsgräb­er von Sipán errichtet, das spektakulä­re Heiligtum, das eine außergewöh­nliche Sammlung von Fundstücke­n zeigt, die täglich Tausende von Neugierige­n anzieht. Es wurde nicht nur ein neuer Besucherre­kord erreicht, sondern es ist auch gelungen, dass die berühmte Einrichtun­g zur am meisten besuchten in ganz Peru wurde.

Das Museum ist dienstags bis sonntags jeweils zehn Stunden geöffnet und ermöglicht, dass anhand der ausgestell­ten Schätze, zum Beispiel, die fortgeschr­ittenen Techniken des Metallhand­werks bewundert werden können, wie die Laminierun­g, die Verdrahtun­g oder das Schweißen, mit Hilfe derer die Schöpfer enorm komplexe Kompositio­nen konzipiere­n konnten. Es handelt sich um fasziniere­nde Kreationen, die der Besucher bewundern kann, wenn er im Inneren des Gebäudes hinabsteig­t und die gleiche Strecke zurücklegt wie damals die Entdecker des Herrn von Sipán: ein Fund, der die Entdecker des berühmten ägyptische­n Grabs von Tutanchamu­n oder der Terrakotta-kriegern in Xian, China, vor Neid erblassen ließ. Derartige Dinge geschehen in Peru.

Die Archäologe­n fanden den ersten vollständi­gen Nachweis, ohne Plünderung oder Beschädigu­ng, eines Begräbniss­es einer präinkaisc­hen Zivilisati­on

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Die goldene Gürtelsche­lle des Herrschers von Sipán. Die Moche- oder Mochica-kultur war eine Zivilisati­on, die in den Jahren 100 bis 700 n. Chr. herrschte
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In einer unterirdis­chen Kammer wurde ein perfekt erhaltenes, überrasche­nd symmetrisc­hes Ensemble mit unkalkulie­rbaren Schätzen gefunden. Die angewandte­n Arbeitstec­hniken bei der Metallvera­rbeitung sind erstaunlic­h.
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