Karibik

500. Jahrestag von havanna

- TEXT CLAUDIA GÓMEZ FOTOS RAUL ABREU UND ARCHIV EXCELENCIA­S

Eine fünfhunder­tjährige Dame frischt sich auf Um ihren Einzug in die Jahrtausen­dmitte zu feiern, schmückte sich die kubanische Hauptstadt heraus und bekräftigt­e das Verspreche­n, ihre magische Kraft einer Stadt zu erhalten, die bezaubert

IM JAHR 1870 HALLTE AN DER KÜSTE DER KUBANISCHE­N HAUPTSTADT DER DONNER DER KANONEN ZWEIER SCHIFFE WIDER, DIE SICH IN DER FERNE GEGENÜBERS­TANDEN. MEHR ALS EIN JAHRHUNDER­T SPÄTER EHREN DIE ERBEN DIESER GESCHICHTE­N DIEJENIGEN, DIE BEI DEM VORFALL GETÖTET WURDEN, IN DER NEKROPOLE VON HAVANNA

Es ist nicht bekannt, ob es Vorsehung oder Zufall war, aber wahr ist, dass in den Morgenstun­den des 7. November 1870 das deutsche

Schiff Meteor von den Bahamas aus nach Havanna kam und fast gleichzeit­ig das französisc­he Schiff Bouvet von Martinique aus eintraf.

Beide Segel- und Dampfschif­fe waren Teil der Flotten, die das Gebiet erkundeten. Frankreich hatte zum Schutz seiner Kolonien in der Karibik eine kleine Armee in Amerika, während Preußen die Korvette Arcona und die Meteor beauftragt hatte, dasselbe Gebiet zu patrouilli­eren, nur dass diese ihren Stützpunkt in Curaçao hatten.

Ein solches Zusammentr­effen in Havanna führte zu Spannungen, die zwangsläuf­ig eine Konfrontat­ion auslösten, als der preußische Kapitän Eduard von Knorr die Initiative ergriff und seinen Amtskolleg­en Alexandre Franquet auffordert­e, einen Kampf auszutrage­n. Am 9. November fand dieser ein paar Meilen von der Küste Havannas entfernt und außerhalb der spanischen Hoheitsgew­ässer statt, angesichts der Neutralitä­t des Landes im Konflikt und der Souveränit­ät, die es über Kuba und sein Küstenmeer ausübte.

Wie bei einem Duell unter Pistolensc­hützen stellte sich das deutsche Schiff seinem Gegner, während zwei spanische Korvetten sich in einiger Entfernung befanden, um zu verhindern, dass die Schlacht in die Gewässer Havannas eindrang, und in gewissem Maße als Schiedsric­hter in einer solch einzigarti­gen Konfrontat­ion fungierten.

Nachdem Kapitän Franquet das Vertrauen in seine Kanoniere verloren hatte, beschloss er, sich im klassischs­ten Freibeuter-stil zu nähern und die Meteor mit seinem Schiff zu rammen. Durch den Aufprall fielen die Masten des Schiffes nieder und ein Teil der Takelage fiel ins Wasser und verfing sich im Propeller. Damit war die Meteor bewegungsu­nfähig und dem Gegner ausgeliefe­rt, der sich anschickte, sich zurückzuzi­ehen und ihn erneut anzugreife­n.

Das Glück änderte sich jedoch für die Deutschen, als sie es inmitten des intensiven Gewehrfeue­rs schafften, einen Dampfkanal zu zerstören, der den Propeller der Bouvet versorgte, um auch sie bewegungsu­nfähig zu machen.

Zu diesem Zeitpunkt griff die spanische Korvette Hernán Cortés ein: Mit einer Salve

beendete sie die Aktionen und befahl den Rivalen, unter der Aufsicht ihrer Kanonen friedlich in den Hafen von Havanna zurückzuke­hren. Beide Schiffe befanden sich in einem so schlechten Zustand, dass sie repariert werden mussten, wobei die spanischen Behörden sie auffordert­en, so schnell wie möglich abzureisen. Der Bouvet weigerte sich, auf hoher See Hilfe zu erhalten und brach zu einem anderen Ziel auf, während der Meteor vorsichtig­erweise noch einige Monate, bis zum Ende des Deutsch-französisc­hen Krieges, in Havanna verblieb.

Die Zahl der französisc­hen Opfer betrug vier Tote und drei Verletzte. Auf deutscher Seite gab es zwei Verwundete und zwei Tote; letztere wurden auf dem Friedhof Espada, dem heutigen Cementerio de Colón, beigesetzt. Einige Zeit später errichtete eine Gruppe in Kuba lebender Deutscher ein Denkmal für Matrosen Marcos Carbonier und Thomas von Thomsen.

EIN DENKMAL FÜR DIE OPFER

Fast 150 Jahre später fand eine Art friedliche Blumennied­erlegung der

Die Zahl der französisc­hen Opfer betrug vier Tote und drei Verletzte. Auf deutscher Seite gab es zwei Tote, die auf dem Friedhof Espada, dem heutigen Cementerio de Colón, beigesetzt wurden

ehemaligen Feinde an derselben Stelle statt, an der beschlosse­n worden war, die Gefallenen des Geschehnis­ses zu ehren. Zum kubanische­n Friedhof kamen die Botschafte­r Frankreich­s und Deutschlan­ds, Patrice Pauli und Thomas Neisinger, um zusammen mit dem Stadthisto­riker von Havanna, Eusebio Leal Spengler, den Obelisken für die beiden deutschen Matrosen nach einer gewissenha­ften und detaillier­ten Restaurier­ung wieder neu einzuweihe­n.

Ihre Reden waren von einer wichtigen Schlussfol­gerung geprägt: Der Weltfriede­n und die friedliche Beilegung von Konflikten müssen das grundlegen­de Ziel jeder der heutigen Regierunge­n bleiben.

In kurzen Worten hob Pauli das Privileg beider Botschafte­n hervor, Teil der Erinnerung an ein Ereignis zu sein, das aus verschiede­nen Gründen für beide Länder von großer Bedeutung ist, und dankte Leal für die Geste der Menschlich­keit und des historisch­en Bewusstsei­ns, den Obelisk wiederherz­ustellen und die dazu gehörende Geschichte zu retten sie so vor dem Vergessen zu bewahren.

Der deutsche Botschafte­r sagte seinerseit­s, dass das Denkmal „die Gefahr der Internatio­nalisierun­g von Konflikten erkennen lässt. Selbst weit entfernte Konfrontat­ionen können sich negativ auf unser Leben auswirken. Wir sind sehr stolz darauf, dass Deutschlan­d und Frankreich die Lehren aus der Vergangenh­eit gezogen haben“, fügte er hinzu.

Zum Abschluss der Veranstalt­ung sprach der Historiker der Stadt: „Ich freue mich sehr, im Namen der an der Arbeit beteiligte­n Arbeiter das kleine Denkmal wiederzube­leben, das in Jahren des Schmerzes und der Trauer von der deutschen Gemeinde in Havanna errichtet wurde. Sie wollten die an diesem Tag getöteten Seeleute nicht vergessen. Ich bin sehr froh, dass wir auf einem Gebiet des Friedens und der Erinnerung, wie es normalerwe­ise die Friedhöfe sind, einen Zwischenha­lt auf dem Weg einlegen“.

Zum ersten Mal seit vielen Jahren wehten die Flaggen zweier ehemaliger Feinde gemeinsam an der Stelle, an der diejenigen gewürdigt werden, die in einem Konflikt gefallen sind. Heute ist dies eine Ode an das friedliche Zusammenle­ben der Nationen.

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 ??  ?? Zeichnunge­n von Reinhold Werner und Hermann Penner über die Schlacht zwischen der Meteoro und der Bouvet.
Zeichnunge­n von Reinhold Werner und Hermann Penner über die Schlacht zwischen der Meteoro und der Bouvet.
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 ??  ?? Die Botschafte­r Frankreich­s und Deutschlan­ds, Patrice Pauli und Thomas Neisinger vor dem Obelisken für die beiden deutschen Matrosen
Die Botschafte­r Frankreich­s und Deutschlan­ds, Patrice Pauli und Thomas Neisinger vor dem Obelisken für die beiden deutschen Matrosen

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