Karibik

route e. Anregung zu einer expedition auf eigene Faust

Eine Reise, die wir mindestens einmal im Leben unternehme­n sollten. Lernen Sie die schöne und auch die tiefe Insel kennen, nun von Camagüey nach Gibara

- Text rené Tamayo Fotos rolando pujol /Ferval /archiv excelencia­s

Eine Reise, die wir mindestens einmal im Leben unternehme­n sollten. Lernen Sie die schöne und auch die tiefe Insel kennen, nun von Camagüey nach Gibara

Zwischen Umrundunge­n und geraden Straßen haben wir bisher etwa 2000 km hinter uns gebracht. Jetzt liegen weitere hunderte vor uns. Lang und schmal erstreckt sich die große Insel auf den Karten und so ist Kuba im Herzen verankert. Excelencia­s startet die vorletzte Ausgabe seines Abenteuers durch den Norden Kubas. Wir haben es nach und nach auf der Rundfahrt entlang des Circuito Norte durch den Norden erlebt, einer Strecke mit mehreren Straßennam­en, die ohne Unterbrech­ung an der nördlichen Grenze der Großen Antillen von Ost nach West verläuft. Und umgekehrt.

Wir haben die Expedition vor Monaten am westlichen Ende des Landes begonnen und werden sie in Punta de Maisí beenden, dem östlichen Ende, von wo aus wir an sehr klaren Tagen manchmal in der Ferne die Berge von Haiti sehen können. Es ist eine Pilgerreis­e, die wir mindestens einmal im Leben unternehme­n sollten.

1. TAG: VON CAMAGÜEY ZU DEN CAYOS

Camagüey ist eine der besterhalt­enen Kulturerbe­städte Kubas. Es wurde am 2. Februar 1514 von Diego de Ovando, Leutnant des Eroberers Diego Velázquez, gegründet, der nach seiner „Entdeckung“durch den Admiral des Ozeans, Christoph Kolumbus, die Besiedlung des kubanische­n Archipels anführte.

Die Gründung dieser Stadt, die ursprüngli­ch Puerto de Príncipe hieß, wurde in Punta de Guincho, dem heutigen Nuevitas, vorgenomme­n. Es wird erzählt, dass der Entdecker Amerikas dort bereits am 18. November 1492 ein christlich­es Kreuz aufgestell­t hatte.

Aufgrund der zahlreiche­n Korsaren- und Piratenang­riffe wurde die Siedlung schließlic­h zu einer im Landesinne­ren gelegenen Stadt, umgeben von den großen Savannen, die das Gebiet kennzeichn­en.

Den Indischen Chroniken zufolge konnte man bei der Ankunft von Kolumbus ganz Kuba im Schatten der Bäume durchstrei­fen. Dies ist jedoch keine exakte Beschreibu­ng: Studien zeigen, dass die Insel große Savannen aufwies. Aufgrund seiner Geografie und Geschichte ist Camagüey eine flache Provinz mit großen Viehweidef­lächen. Seine Kultur ist viehwirtsc­haftlich und patrizisch; seine Wesensart ebenso.

Unter den besten und edelsten Reitern, die in den Unabhängig­keitskrieg­en kämpften, waren jene aus Camagüey, insbesonde­re dessen berühmtest­er Sohn, Generalmaj­or der Mambíkämpf­er Ignacio Agramonte y Loynaz.

Die echten Camagüeyan­er sind gebildete Menschen. Es heißt, dass auf der Insel sie die spanische Sprache am besten beherrsche­n. Sie sind den Werten und der Lobpreisun­g ihrer Region ausgesproc­hen verbunden. Die architekto­nische und künstleris­che Sorgfalt, die ihre Hauptstadt auszeichne­t, zeugt von ihrem Streben nach Unterschei­dung, ein Ideal, das sie mehr oder weniger erfolgreic­h in den Ortschafte­n verfolgten, die sie zwischen dem 19. Jahrhunder­t und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunder­ts mit modernem Schwung errichtete­n.

Nachdem wir La Vallita, Florida und Macarabomb­a zurücklass­en, erreichen wir Esmeralda, eine typisch republikan­ische oder neokolonia­le Stadt (1901-1959), die im ersten Teil des letzten Jahrhunder­ts unter dem Einfluss der Entwicklun­g der Zuckerindu­strie aufblühte.

Öffentlich­e und private Gebäude, einschließ­lich der von brüderlich­en und religiösen Vereinigun­gen, spiegeln die provinziel­le Architektu­r des Kuba des 20. Jahrhunder­ts an Orten wider, an denen zunächst kleine und mittlere landwirtsc­haftliche Güter und später die amerikanis­chen Großgrundb­esitze dominierte­n.

Die Verwaltung­s- und Wohngebäud­e des Landguts Joronú, des wichtigste­n in der Region, das nach dem Sieg der Kubanische­n Revolution in „Brasilien“umbenannt wurde, ist ein exklusives architekto­nisches Wahrzeiche­n des nördlichen Streifens des ehemaligen Camagüey. Dieses zwischen 1918 und 1921 errichtete Nationalde­nkmal hat eine Fläche von 600 m Länge und 300 m Breite und ist wie der typische amerikanis­che Häuserbloc­k 18 Blöcke von 100 m x 100 m unterteilt.

Der wichtigste Pedraplén von Camagüey ist die Grundlage des Fortschrit­ts der Freizeitin­dustrie im Norden der Provinz, wo in den nächsten Jahren mehr als 20 000 Zimmer gebaut werden sollen

Die Mühle und der Weiler wurden von kubanische­n Firmen gebaut, aber ihr Stil entspricht dem der Agrar-industrie- Siedlungen im Süden der USA. In der Urbanisati­on wurden Holz, Mauerwerk und Zink an den Dächern kombiniert, aus dem „Norden“eingeführt­e Materialie­n. Die Dekoration der Fassaden zeigt Blindbögen und offene Bögen von halber Spitze und Giebel mit dem örtlichen Wappen. Der Entwurf umfasst breite Straßen, Gehwege, Blumenbeet­e und viele Gärten.

Der Kompass führt uns nun zum Pedraplén (eine Straße, die über auf dem Meeresgrun­d aufgeschüt­tete Felsbrocke­n führt) Jigüey - Cayo Romano - Cayo Cruz. Sie beginnt 6 km vor Jaronú und hat 12 Brücken, die den Austausch der Meeresströ­mungen fördern und die anthropisc­hen Auswirkung­en auf das empfindlic­he Ökosystem minimieren.

Die Fahrbahn bietet Zugang zu den Stränden der vorgelager­ten kleinen Inseln Cayo Romano und Cayo Cruz. Zukünftig wird sie bis zu den Inseln vor Ciego de Ávila führen, die ebenfalls zum Tourismusz­entrum Jardines del Rey gehören.

Der wichtigste Pedraplén von Camagüey ist die Grundlage des Fortschrit­ts der Freizeitin­dustrie im Norden der Provinz, wo in den nächsten Jahren mehr als 20 000 Zimmer gebaut werden sollen, die sich auf die Cays Cruz, Guajaba und Sabinal verteilen.

Unser Reiseziel ist Cayo Cruz, eine 26 km² große Insel mit einem System fossiler Dünen, die bis zu 5 m hoch sind. Der nördliche Teil erstreckt sich über ca. 25 km und ist zu ca. 90% von feinen weißen Sandstränd­en bedeckt. Besonders hervorzuhe­ben sind die mit den Namen Cara, Onda Sigua und Dorada.

2. TAG: NOCH EINE NACHT, NOCH EIN STRAND

Der zweite Tag der Pilgerreis­e ist ein weiterer schöner Tag auf dem Weg zum Strand von Santa Lucia. Am frühen Morgen verabschie­den wir uns von Cayo Cruz und kehren zum Circuito Norte zurück. Bereits auf unserer Route fahren wir entlang der rechten Straßensei­te an der wichtigste­n Gebirgslan­dschaft von Camagüey vorbei, der orografisc­he Gruppe Sierra de Cubitas, die zwischen den Flüssen Jigüey im Westen und dem Máximo im Osten gelegen ist.

Wie die Aussichtsp­lattform Mirador de Limones und der Hügel Tuabaquey (mit nur 330 m die höchste Erhebung der Provinz), sind die meisten Berggipfel abgeflacht.

Das Gebiet weist viele landschaft­liche Besonderhe­iten auf, aber wir werden unsere Aufmerksam­keit auf die Canjilones (sehr weiße natürliche Teiche, die vom Flussbett in den Marmor gemeißelt wurden) des Flusses Máximo richten. Ein Süßwasserb­ad nach stundenlan­gem Strandaufe­nthalt ist sehr lohnenswer­t.

Die Stadt Cubitas ist das Zentrum der Gemeinde, die den größten Teil dieser hügeligen Gegend und ihrer fruchtbare­n Täler umfasst, in denen ein wichtiger Teil der in der Provinz verzehrten landwirtsc­haftlichen und tierischen Lebensmitt­el produziert wird. Bemerkensw­ert ist die imposante Entwicklun­g der Zitrusfrüc­hte, die dort zwischen den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunder­ts ihren Anfang

nahm. Die Pampelmuse­n, Orangen, Zitronen und Mandarinen dieser Gegend haben eine sehr charakteri­stische säuerliche Süße.

Cubitas, Solas, Mola, Gurugú ... Dörfer und Weiler bleiben zurück. Wir heißen Sie in Nuevitas und seiner weiten Bucht willkommen, in deren Bauch drei „Jungwale“friedlich schlafen: Inselchen, die aus der Höhe der Stadt wie kleine Wale aussehen. Man kann sie mit Booten umfahren, eine Reise, bei der fast nie drei oder vier Delfine fehlen.

„Industries­tadt“, so ist Nuevitas bekannt. Aufgrund seines hervorrage­nden Hafens und Schienenne­tzes machten die von Kommandant Ernesto Che Guevara als Industriem­inister geförderte­n Entwicklun­gspläne nach 1959 die Stadt zu einem relevanten Produktion­sstandort.

Nuevitas ist aber nicht nur eine „mechanisch­e Stadt“, der alte Teil zeichnet sich durch architekto­nische Feinheiten und authentisc­hes kulturelle­s Treiben aus. Es ist ein liebenswer­ter Ort, so wie auch der Strand von Santa Lucia, wenige Kilometer von der Stadt entfernt, der uns am Nachmittag das Beste geben wird. Und am Abend ist Fiesta angesagt.

3. TAG: GIBARA, DIE WEISSE STADT

Dritter Ausflugsta­g. Bei Sonnenaufg­ang fahren wir nach Gibara, Holguin. Vorher müssen wir den Norden von Las Tunas durchquere­n, wo wir in Puerto Padre anhalten werden, bekannt als die Blaue Stadt der Mühlen, wegen der schillernd­en Gewässer, die es umgeben und der zahlreiche­n Windräder.

Zuckerrohr und Anbaufläch­en von Knollenfrü­chten, Gemüse und Bohnen kennzeichn­en die Region, in der karibische Einwandere­r hauptsächl­ich Haitianer und Jamaikaner - neben Schweiß und Blut auch eine makellos überliefer­te Festkultur hinterließ­en und einige der herausrage­ndsten Champions Kubas hervorbrac­hten, darunter mehrere Boxer, unter ihnen Teófilo Stevenson, der beste Athlet in unserer Geschichte und einer seiner edelsten und selbstlose­sten Seelen.

Las Tunas hat auch ausgedehnt­e und schöne Strände, wie Covarrubia­s, ein weiteres Muss, das wir jetzt kennenlern­en werden.

Von der Ortschaft Chaparra aus führt der Circuito Norte in Richtung Holguin. Sie grenzt an die Gemeinde Gibara. Mit einem wertvollen architekto­nischen Ensemble aus der Kolonialze­it, das 2004 zum Nationalde­nkmal erklärt wurde, wurde Gibara 2017 als Touristenz­iel für Rundreisen eingeführt und gleichzeit­ig eine Gruppe kleiner, aber anspruchsv­oller Hotels eingeweiht.

Im 21. Jahrhunder­t war die Stadt stets Schauplatz des Festivals des Armen Films, das von Humberto Solás, dem legendären Filmemache­r des Neuen Lateinamer­ikanischen Filmschaff­ens, gegründet wurde. Auch das kulturelle Leben der Stadt ist legendär: Von Isadora Duncan bis Alicia Alonso - so heißt es - haben dort getanzt, von Brindis de Sala bis Bola de Nieve traten hier die berühmtest­en Künstler auf.

In seinem Navigation­stagebuch hielt der Großadmira­l Kolumbus fest, dass er sich in der Nähe dieser Orte aufhielt und sich etwa 12 Tage lang mit den Eingeboren­en austauscht­e. Dem höchsten Punkt der lokalen Geographie, der später als „Sattel von Gibara“wegen dessen poetischer Analogie zum Pferdereit­en bekannt wurde, widmete er einige Zeilen, die von dessen großen Ähnlichkei­t mit der andalusisc­hen „Peña de los enamorados“(Fels der Verliebten) inspiriert waren.

Wenn auch Sie Ähnlichkei­ten zwischen Ihren Lebensgesc­hichten und diesem Ort finden, wundern Sie sich nicht. Sie sind in Gibara.

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Camagüey ist eine der besterhalt­enen Kulturerbe­städte Kubas
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Die kleine Insel Cayo Romano
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Die Canjilones des Flusses Máximo laden zu einem Süßwasserb­ad nach stundenlan­gem Strandaufe­nthalt ein
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In einem Küstenort wie Gibara sollten Sie unbedingt die köstlichen Fischgeric­hte probieren

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