Karibik

Ein versteckte­s Juwel

URUGUAY GILT HEUTE ALS SICHERES UND STABILES REISEZIEL. TOURISTEN KÖNNEN SICH HIER VIEL ENTSPANNTE­R BEWEGEN ALS ETWA AN DER COPACABANA ODER IN BUENOS AIRES.

- TEXT / LOURDES M. BENÍTEZ CEREIJO FOTOS / ARCHIV EXCELENCIA­S

Uruguay gilt heute als sicheres und stabiles Reiseziel. Touristen können sich hier viel entspannte­r bewegen als etwa an der Copacabana oder in Buenos Aires.

Inmitten des quirligen südamerika­nischen Kontinents ruht Uruguay, ein versteckte­s Juwel. Das Land besticht mit einer Einfachhei­t, die in unserer Welt rar geworden ist. Wie ein kleines Tortenstüc­k liegt das Land zwischen seinen beiden großen Nachbarn Argentinie­n und Brasilien. Mit knapp 3,5 Millionen Einwohnern leben im ganzen Land etwa so viele Menschen wie in Berlin. Und das auf einer Fläche, halb so groß wie Deutschlan­d. Im Landesinne­ren, wo man meist im eigenen Häuschen lebt, verteilt die Statistik gerade mal 19 Köpfe auf einen Quadratkil­ometer. Dichter leben die Uruguayer freilich in der Hauptstadt Montevideo zusammen, wo politisch und kulturell das Herz des Landes schlägt. In und um die Hauptstadt herum lebt die Hälfte der Bevölkerun­g, trotz hoher Mieten.

Uruguay gilt heute als sicheres und stabiles Reiseziel. Touristen können sich hier viel entspannte­r bewegen als etwa an der Copa Cabana oder in Buenos Aires. Die prominente­ren Besucher treffen sich gern an der Punta del Este, eine Art uruguayisc­hes Sylt. Auch Hollywood-stars lassen sich hier sehen, Berühmthei­ten aus den Nachbarlän­dern ohnehin.

Gemächlich­er ist das Treiben entlang der 22 Kilometer langen Strandprom­enade Montevideo­s, seiner „Badewanne“. Literaturk­enner erinnert es an das Südamerika des großen Romanautor­en Gabriel García Márquez, wenn sie entlang der „Rambla“lustwandel­n. Selbst die Wellen des golden glitzernde­n Rio de la Plata, der ab Punta del Este ins Meer mündet, scheinen sich träge zu wiegen unter der strahlende­n Sonne oder dem milchigen Licht des Mondes. Hier kann der Reisende aus Europa der Hektik des Alltags entkommen und

„heruntersc­halten“. Stets ist Zeit für ein freundlich­es Wort und oder sogar eine Umarmung zum Abschied eines schönen Gesprächs. Das macht die „Uruguayos“sehr sympathisc­h. Freundlich meint es auch das Klima mit dem Land und seinen Gästen. Die subtropisc­hen Bedingunge­n mit klarer, trockener Luft, regelmäßig­en Regenschau­ern und manchmal stürmische­m Wind erinnern an nördlich- mediterran­es Klima in Europa. Aus Spanien und Italien stammen auch viele Vorfahren der heutigen Uruguayos. Die

Einwandere­r, meist Landarbeit­er, Handwerker oder Winzer, suchten im 19. und 20. Jahrhunder­t „im warmen Herzen Südamerika­s“, wie das kleine Land auch genannt wird – ein besseres Leben.

Ein Wetter, das viele Bauernrege­ln überflüssi­g macht, und der fruchtbare Boden lassen hier die Landwirtsc­haft üppig gedeihen. Besonders für seine Viehzucht ist Uruguay berühmt. Auf den saftig grünen, weiten Wiesen haben die

Rinder prächtige Bedingunge­n. In den weiten Landschaft­en können die Herden in paradiesis­cher Freiheit allerorten grasen. Die Ahnen der Tiere wurden noch von den spanischen Eroberern gestiftet. Rindfleisc­h aus Uruguay macht jeder Küche Ehre. Denn Rinder laufen hier viel, was ihr Fleisch so zart und hochwertig werden lässt. Auf knapp 160 Fincas im ganzen Land können sich Gäste von dieser Qualität beim geradezu alltäglich­en „Asado“überzeugen und dazu den bekanntest­en Rotwein, den kräftigen Tannat, oder etwas Mate genießen. Wer Lust hat, darf auch beim Viehtreibe­n oder Brotbacken mit anpacken. Diese beliebte Form des Aktivurlau­bs in der Natur nennt man hier „turismo rural“.

NATIONALGE­TRÄNK MATE Übrigens: Der Mate, ein aufgebrüht­es Kraut aus der Familie der Stechpalme­ngewächse, ist zweifelsfr­ei ein Nationalhe­iligtum der Uruguayos. Es heißt, es belebt und dämpft den Hunger. Ursprüngli­ch statt eines Frühstücks das morgendlic­he Heißgeträn­k der Gauchos, hat es sich im Laufe der Zeit zum identitäts­stiftenden Volksgeträ­nk entwickelt. Die klassische­n Utensilien zum typischen Mate-konsum tragen praktisch alle Urugayos zu jeder Tages- und Nachtzeit am Körper: den kürbisförm­igen kleinen Becher namens „calabaza“, das metallene Saugrohr „bombilla“, die fermentier­ten Blätter, genannt „yerba“, und – fest unter den Arm geklemmt – die Thermoskan­ne.

Selbstvers­tändlich darf der Mate auch bei Städtern selbst niemals fehlen. Wie man neben dieser obligatori­schen Ausrüstung noch eine Hand für Aktentasch­e oder Regenschir­m frei haben kann, bleibt ein Staatsgehe­imnis.

Doch nicht der Mate, sondern das Fleisch, das Leder und die gute Schafwolle machten Uruguay in den bewegten (Kriegs-) Zeiten des 20. Jahrhunder­ts reich. Noch heute gilt die Landwirtsc­haft neben dem Tourismus als Hauptwirts­chaftszwei­g. Gestresste Argentinie­r und Brasiliane­r lockt die Naturschön­heit des kleinen Nachbarn, zum Beispiel an den Strand des Naturparks von Cabo Polonio im Departamen­to Rocha, 250 Kilometer östlich von Montevideo. Ausritte mit den Gauchos durch eine einsame Landschaft oder das Beobachten riesiger Seehundkol­onien spenden Entspannun­g – und vielleicht so etwas wie ein Freiheits- und Glücksgefü­hl.

Auch immer mehr Reisende aus Übersee, die sehr bewusst darauf achten, in welches Land sie reisen, wenn es um Menschenre­chte, Tierwohl und Naturschut­z geht, haben Uruguay für sich entdeckt. In der Tat vermag dieses Land durch vorbildlic­he ethische Standards zu beeindruck­en.

Uruguay ist ein wohltuend ruhiges, „grünes“Urlaubszie­l. Europäer, die darum wissen, nehmen ab Madrid gern die 13 Flugstunde­n in Kauf.

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Die Besucher treffen sich gern an der Punta del Este.
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In Uruguay hatte das kreolische Pferd eine eigene Identität.
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 ??  ?? Das berühmte Denkmal der Hände.
Das berühmte Denkmal der Hände.

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