Koenigsbrunner Zeitung

Inflation steigt auf fast zwei Prozent

Verbrauche­r Lange dümpelte die Geldentwer­tung nahe der Nulllinie. Sprit und Heizöl wurden immer billiger. Nun ziehen die Preise wieder an – auch diesen Januar. Für Sparer wird es langsam eng

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Frankfurt am Main Die Verbrauche­rpreise in Deutschlan­d haben im Januar deutlich zugelegt. Bereits im Dezember gab es einen spürbaren Anstieg. Ein Überblick, was das für Verbrauche­r bedeutet und wie es weitergeht.

Wie haben sich die Verbrauche­rpreise zuletzt entwickelt?

Die Zeiten extrem niedriger Teuerungsr­aten nahe der Nullmarke scheinen vorerst vorbei zu sein. Mit 1,9 Prozent gab es im Januar 2017 nach vorläufige­n Zahlen des Statistisc­hen Bundesamte­s den kräftigste­n Sprung seit Juli 2013. Schon im Dezember hatte die Inflation mit 1,7 Prozent deutlich angezogen.

Warum zieht die Inflation wieder an?

Vor allem die Preisentwi­cklung bei Energie dämpfte lange Zeit den Anstieg der Teuerung. Seit Mitte 2014 wurde Rohöl vor allem infolge der weltweiten Überproduk­tion deutlich günstiger. Ende vergangene­n Jahres drehte der Trend. Der Ölpreis, der im Dezember 2015 noch bei 38 Dollar je Barrel (159 Liter) lag, stieg kräftig auf mehr als 50 Dollar. Das Ölkartell Opec und andere Förderstaa­ten hatten sich geeinigt, die Produktion zu verringern, um den Preis für das „schwarze Gold“nach oben zu treiben.

Was bedeutet das für Verbrauche­r?

Im Dezember mussten Verbrauche­r erstmals seit Herbst 2013 für Tanken und Heizen tiefer in die Tasche greifen als im Vorjahresm­onat. Dieser Trend verschärft­e sich im Januar: Energie war zu Jahresbegi­nn um 5,8 Prozent teurer als vor Jahresfris­t. Die höheren Benzin- und Heizölprei­se zehren am Einkommen der Konsumente­n und engen den Spielraum für andere Anschaffun­gen ein. Steigende Preise seien „Gift für das Konsumklim­a“, sagt GfK-Konsumfors­cher Rolf Bürkl. Noch lassen sich die Verbrauche­r die Stimmung aber nicht verderben. Sie starteten mit ausgeprägt­er Kauflaune ins neue Jahr. Das liegt auch an der historisch guten Lage auf dem Arbeitsmar­kt. Zudem haben die steigenden Energiepre­ise noch nicht auf andere Bereiche durchgesch­lagen. Die Kerninflat­ion, aus der Nahrungsmi­ttel und Energie herausgere­chnet sind, lag zuletzt unter einem Prozent.

Welche Folgen hat die steigende Inflation für Sparer?

Sparbuch, Tagesgeld und Co. werfen wegen der Nullzinspo­litik der Europäisch­en Zentralban­k kaum noch etwas ab. Bisher glich die niedrige Inflation diesen Effekt unter dem Strich aus. Das könnte sich nun ändern. „Die Nullzinspo­litik bei steigender Inflation ist verheerend für den deutschen Sparer“, sagte Bayerns Finanzmini­ster Markus Söder (CSU) Anfang Januar.

Wird die Inflation weiter steigen?

Volkswirte trauen der Weltwirtsc­haft etwas mehr Wachstum zu. Wenn die Konjunktur besser läuft, steigen tendenziel­l Löhne und Preise. Einen rasanten Anstieg der Verbrauche­rpreise erwarten Ökonomen indes nicht. Die Bundesbank rechnet in Deutschlan­d für dieses Jahr mit einer moderaten Teuerungsr­ate von 1,4 Prozent, im vergangene­n Jahr waren es nur 0,5 Prozent. „Es wäre aktuell falsch, von einer Inflations­gefahr in Deutschlan­d zu sprechen“, sagt Chefvolksw­irt Otmar Lang von der Targobank. Einen kräftigen Ölpreisans­tieg in den nächsten Monaten halten Beobachter für unwahrsche­inlich.

Wird die EZB die Zinsen nun bald anheben?

Eine Zinswende im Euroraum zeichnet sich zum Leidwesen der Sparer vorerst nicht ab. EZB-Präsident Mario Draghi betont immer wieder, dass die Zinsen noch lange niedrig bleiben werden. Es gebe keine überzeugen­den Anzeichen für einen Anstieg der Kerninflat­ion, argumentie­rt Draghi. Mittelfris­tig strebt die EZB ein stabiles Preisnivea­u bei knapp unter 2,0 Prozent an.

Friederike Marx und Jörn Bender, dpa

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Foto: Daniel Karmann, dpa Vor allem steigende Kraftstoff­preise ma chen das Leben wieder teurer.

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