Ferne Sterne
In der Sternwarte sind sie ganz nah
Der Mond! Ich kann den Mond sehen! Die Jubelschreie auf der Beobachtungsplattform der Sternwarte Diedorf sind noch weit zu hören, denn die Begeisterung ist groß. Wahnsinn, diese Krater! Und wie nah der plötzlich da ist!
Die Jungs und Mädels stehen erwartungsvoll vor dem Teleskop an. Vorher haben sie abgemacht: Jeder bekommt 30 Sekunden, um durchzuschauen. Denn der Himmel ist launisch an diesem Abend. Nur kurz reißen die dichten Wolken auf und geben wenigstens den Mond frei. Die Sterne und Planeten bleiben verborgen, aber das war schon in dem Moment klar, als Peter Hamp und Alexander Schwarz das bewegliche Dach der Sternwarte zurückfahren lassen, und statt winterlichen Sternbildern nur Wolkenwatte zu sehen ist.
Doch der Mond füllt seine Hauptrolle bei den jungen Sternguckern voll und ganz aus – so wie ein Versprechen. Denn wenn man die graue Oberfläche des Erdtrabanten so gestochen scharf sehen kann, ist klar, da geht ein anderes Mal noch mehr: Venus, Jupiter und vielleicht sogar der Saturn.
Die Volkssternwarte in Diedorf wird seit 45 Jahren von der Astronomischen Vereinigung Augsburg betrieben. Jeden Freitag können Interessierte der Diedorfer Grundschule aufs Dach steigen und durch beeindruckende Teleskope in die Sterne schauen und auf Planetensuche gehen, während ein Experte den Nachthimmel erklärt.
Und wer schon immer mal die Sternbilder am Nachthimmel erkennen wollte, darf im selbst gebauten Planetarium entspannt den Kopf zurücklegen. 2000 Leuchtdioden haben die Diedorfer Sternkundler vor 30 Jahren in einer Kuppel maßstabsgetreu befestigt. Und so leuchtet auf einmal alles auf, was die Kids vor einigen Minuten auf der Beobachtungsplattform verpasst haben: der Orion, der Große Wagen, die Perseiden und der Nordstern – alle gesteuert von einem Schaltpult, das dem Raumschiff Enterprise alle Ehre gemacht hätte. Doris Wegner