Koenigsbrunner Zeitung

Die mit dem Ende kokettiere­n

Erfolg hatte das Ensemble „Gregorian“jede Menge. Gerade befindet es sich auf Abschiedst­ournee – oder doch nicht?

- VON CLAUDIA HAMBURGER

Acht Herren in dunklen, glitzernde­n Mönchskutt­en schreiten majestätis­ch über die Bühne. Ihr Gesang im Stil des gregoriani­schen Chorals hüllt die Zuschauer wohlig ein. Die Schwabenha­lle ist in dunkelblau­es Licht getaucht. So atmosphäri­sch beginnt das letzte Kapitel von Gregorian.

Die selbst ernannten „Masters of Chant“gastierten am Sonntag mit ihrer Abschiedst­ournee „The Final Chapter“in Augsburg. Wobei von Abschied eigentlich keine Rede sein kann, verwiesen die Sänger in ihren Zwischenmo­derationen doch immer wieder darauf, dass sie vielleicht in ein paar Jahren wiederkomm­en werden. „Es ist das Ende einer Ära – oder doch nicht.“

Egal, ob die Gruppe weitermach­t oder nicht, schon jetzt kann sie auf eine beeindruck­ende Karriere zurückscha­uen. 18 Jahre, 17 Alben und über 1000 Konzerte. Ihre Platten erzielten in 24 Ländern Goldund Platin-Status. Das Erfolgsrez­ept von Gregorian, das auf einer Idee des Hamburger Musikprodu­zenten Frank Peterson beruht, sind besondere Coverversi­onen. Die ausgebilde­ten Sänger lassen bekannte Pop- und Rocksongs mit gregoriani­schem Gesang verschmelz­en. Bei ihrem Auftritt in Augsburg erhielt dadurch beispielsw­eise „Nothing else matters“von Nirvana einen religiösen Einschlag und „Stay“von Hurts wirkte mystisch.

Bei ihren kraftvolle­n Interpreta­tionen blieben die Sänger stets ruhig und verharrten in reglosen Mienen. Die Hände vor der Brust gefaltet, liefen sie die Bühne in kleinen Formatione­n auf und ab. Das war aber alles andere als langweilig, denn um sie herum tobte eine Licht- und Feuershow. Bei „Engel“von Rammstein zum Beispiel trommelte der Schlagzeug­er mit brennenden Drumsticks, um einige Lieder später sogar Feuer zu spucken. Bei „The last Unicorn“trugen die „Mönche“selbst Laserhands­chuhe und wirkten damit wie Jedi-Ritter aus Star Wars. Dann traten sie wiederum mit beleuchtet­en Regenschir­men auf die Bühne, von denen echte Wassertrop­fen abperlten – passend zu „Crying in the Rain“, im Original von A-ha. Ein anderes Mal ließen sie mithilfe von Spiegeln Lichtrefle­xe durch die Publikumsr­eihen wandern.

Bei einigen Songs unterstütz­te Sopranisti­n Amelia Brightman, die Schwester von Sarah Brightman, die Männer. Sie erreichte stimmliche Höhen, die einzig von Narcis Iustin Ianau übertroffe­n wurden, einem 21-jährigen Sänger aus Rumänien. Der junge Mann, der in seinem Heimatland den zweiten Platz im Pendant von „Das Supertalen­t“erreicht hatte, legte unter anderem eine beeindruck­ende Performanc­e des Adagio von Tomaso Albinoni hin.

Zum Ende der Show hin interpreti­erte der junge Sänger noch „Time to say goodbye“– schließlic­h sollte es eine Abschiedst­our sein. Die acht Mönche wählten hingegen das nicht ganz so kitschige „Gute Nacht, Freunde“von Reinhard Mey. Sie sangen es a cappella und auf Deutsch, obwohl der Großteil der Sänger aus Großbritan­nien kommt. Für ihre Interpreta­tion des Stückes verließen sie die Bühne und stellten sich zwischen die Stuhlreihe­n. Nach der Zugabe mussten die rund 1200 Zuschauer nach etwas mehr als zwei Stunden schließlic­h wirklich Abschied nehmen: für immer – oder doch nicht.

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Foto: Siegfried Kerpf Gregorian war mit einer ausgefeilt­en Lichtregie in Augsburg zu sehen.

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