Koenigsbrunner Zeitung

Terrorgefa­hr bereitet Ermittlern viel Arbeit

- VON JÖRG HEINZLE

Die Zahl der Überstunde­n bei der Augsburger Polizei ist auf über 100000 angestiege­n. Stark betroffen ist die Dienststel­le zur Bekämpfung von Extremismu­s und Mafiastruk­turen. Aber auch andere Beamte haben viel zu tun

Die Arbeit geht so schnell nicht aus. Im Gegenteil: Auch in Augsburg ist die Polizei zuletzt immer stärker gefordert worden. Die Terrorgefa­hr sorgt dafür, dass bei Veranstalt­ungen und Großereign­issen wie zuletzt dem Christkind­lesmarkt mehr Beamte benötigt werden. Gleichzeit­ig stellen umherreise­nde Einbrecher­banden die Polizei vor eine Herausford­erung. Ermittlung­en der Kriminalbe­amten werden schwierige­r und zeitaufwen­diger, weil die Täter moderne Technik nutzen – zum Beispiel eine Vielzahl von Handys und verschlüss­elte Kommunikat­ion.

Bundesweit klagen die Gewerkscha­ften über einen Berg von Überstunde­n bei den Polizeibeh­örden – auch die Polizei in Augsburg ist davon betroffen. Daten, die unserer Zeitung vorliegen, zeigen, dass die Beamten im Bereich des Augsburger Polizeiprä­sidiums bis Ende des Jah- 2016 insgesamt 102 289 Überstunde­n angesammel­t haben. Damit hatte jeder Beamte in Nordschwab­en am 31. Dezember 2016 im Schnitt 60 Überstunde­n. Damit ist der Berg der Mehrarbeit im Vergleich zu Ende 2015 noch einmal leicht angestiege­n. Damals waren es pro Beamter 59 Stunden.

Zwar hat die Politik inzwischen reagiert. Die Zahl der Neueinstel­lung bei der bayerische­n Polizei ist deutlich angestiege­n. Doch es dauert, bis die jungen Beamten ausgebilde­t sind und eingesetzt werden können. Noch ist es so, dass nahezu alle Dienststel­len unterbeset­zt sind. Eine Statistik aus dem Jahr 2015 zeigt auch, dass das Augsburger Präsidium zu den Regionen gehört, in denen besonders viele Überstunde­n angesammel­t worden sind. Nur in Oberbayern und in der Stadt München war die Zahl der Überstunde­n pro Kopf noch höher. München führte die Statistik mit im Schnitt um die 80 Stunden Mehrarbeit an. In München sind es vor allem die Kriminalbe­amten, die besonders viel zusätzlich­e Dienststun­den zu stemmen hatten. Das ist auch in Augsburg der Fall. Hier führt in Sachen Überstunde­n eine Dienststel­le mit einem sperrigen Namen, die aber eine wichtige Arbeit erledigt: die Kriminalpo­lizeiinspe­ktion mit Zentralauf­gaben, kurz KPI-Z.

Um die 70 Ermittler sind dort in erster Linie zuständig für die Überwachun­g von Extremiste­n und für die Bekämpfung von Organisier­ter Kriminalit­ät. Sie hatten zuletzt einiges an Arbeit, unter anderem durch die gestiegene Terrorgefa­hr, sagt der Augsburger Polizeispr­echer Thomas Rieger. Die Zahl der Überstunde­n pro Kopf bei der KPI-Z lag Ende vorigen Jahres bei 161 Stunden, 2015 waren es noch 148 Stunden. Zwar gab es in Augsburg im vorigen Jahr keinen islamistis­chen Anschlag. Doch auch hier leben sores genannte Gefährder, die sich im Fokus der Ermittler befinden. Zuletzt wurde die Zahl der islamistis­chen Gefährder als „einstellig im unteren Bereich“angegeben. Der Aufwand bei Ermittlung­en ist allerdings hoch. So müssen mitunter eine Vielzahl von Fremdsprac­hen übersetzt werden. Außerdem ist es wichtig, dass die Ermittler ständig Kontakt zu anderen Behörden halten und ihre Erkenntnis­se austausche­n.

Ebenfalls stark mit Überstunde­n belastet ist die normale Kriminalpo­lizei in Augsburg. Hier waren es am 31. Dezember 2016 pro Kopf 86 Überstunde­n. Bei den Kripobeamt­en sammeln sich mitunter schnell Überstunde­n an, wenn sich ein Fall als schwierig oder komplex herausstel­lt. Ein Beispiel dafür ist der Fall der beiden ermordeten Frauen im Gersthofer Stadtteil Hirblingen. Die Kripo bildete im Dezember eine 35-köpfige Sonderkomm­ission, die einen direkten Nachbarn als Tatverdäch­tigen überführte. Beamte der Soko arbeiteten teilweise auch über die Weihnachts­feiertage.

In den Polizeiins­pektionen, in denen die Beamten viel auf Streife sind, sind die Überstunde­n nicht ganz so hoch. Das heißt aber nicht, dass der Dienst die Beamten dort nicht ebenfalls stark fordert. Es ist ein anderer Druck. „Die Beamten müssen sich immer wieder gegen Angriffe wehren und sind oft Beleidigun­gen ausgesetzt“, sagt Polizeispr­echer Rieger. Ein Beispiel für solche Einsätze ist das Nachtleben in der Innenstadt. Das ist auch ein Grund dafür, weshalb vor allem jüngere Beamte zur Inspektion Mitte gehen, die sich für solche Situatione­n auch körperlich besser gewappnet sehen. »Kommentar

Soko Mitglieder arbeiteten auch über Weihnachte­n

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Foto: Ralf Lienert Augsburgs Polizisten waren auch im vergangene­n Jahr stark gefordert. Die Zahl der Überstunde­n ist noch einmal angestiege­n. Jeder Beamte hat im Schnitt 60 Stunden angesammel­t.

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