SPD blickt auf 70 Jahre Wiedergründung zurück
Der Königsbrunner Ortsverein und langjährige Mitglieder sprechen über die Ziele und Anfänge der Partei
Königsbrunn Jubiläen kann man ganz unterschiedlich feiern. Der SPD-Ortsverein feiert sein 70-jähriges Bestehen nach Wiedergründung nach dem Zweiten Weltkrieg nicht im eigentlichen Jubiläumsjahr, sondern im darauffolgenden. Es werden mehrere Veranstaltungen stattfinden und auch die üblichen Zusammentreffen unter das Motto gestellt: „70 Jahre Wiedergründung Ortsverein Königsbrunn“.
Einen ersten Rückblick gab es beim Neujahrsempfang in der AWO-Begegnungsstätte, bei dem der Ortsvereinsvorsitzende Markus Wiesmeier auch die Bundestagsabgeordnete Ulrike Bahr und den Landtagsabgeordneten Harald Güller begrüßte. Güller erinnerte an viele Begegnungen und Veranstaltungen der vergangenen 25 Jahre. Dass bereits vor 96 Jahren aktiv Sozialdemokraten zusammenkamen, davon berichtete Sonja Weilbacher. Dies hatte sie mit Wolfgang Peitzsch und Andrea Collisi beim Erarbeiten eines Beitrages für die städtische Jubiläumschronik zu 50 Jahre Stadt Königsbrunn festgestellt. 1921 war von Tobias Welz ein erster Verein gegründet worden.
Unter Führung von Fritz Bachinger und Reinhold Adler, dem späteren Ehrenbürger Königsbrunns, kam es am 12. Oktober 1946 in der Gaststätte Zeller zur Neugründung des SPD-Ortsvereins. Ab den 1960er-Jahren kam eine starke Frauenarbeit dazu. Auch auf die Inspiration der Jusos konnten sich die Mitglieder verlassen. Daneben kam es regelmäßig zu Besichtigungen bei Betrieben, Schulen oder Kindergärten. Anregende Stammtischdiskussionen fanden ebenso statt wie das gesellige Leben zur Faschingszeit oder bei der Gautsch.
Willi Terhaag dokumentierte dies alles in seiner Präsentation. Sonja Weilbacher assistierte mit Anekdoten aus dem Vereinsleben. Die JusoMitglieder Florian Bachmayr und Marius Klemm holten zwei langjährige Mitglieder zum Interview aus den Anwesenden heraus. Christa Hüttner und Otto Müller, beide bereits seit den 1970er-Jahren Parteimitglieder, berichteten anschaulich, wie stark die frühe Gewerkschaftsarbeit und das sozialdemokratische Elternhaus sie prägte. „Es war selbstverständlich für mich, dass ich Sozialdemokrat werde, denn bereits in meiner Kindheit war ich Zeuge heftiger politischer Diskussionen und ich stehe hinter den alten sozialdemokratischen Grundsätzen der Solidarität, Gleichheit und Freiheit“, unterstrich Müller, der in Asbach-Bäumenheim aufwuchs und dessen Vater dort den SPD-Ortsverein gründete. Auch Christa Hüttner betonte vor allem diesen Kampf um gerechte Löhne in der Arbeitswelt. Sie merkte an, dass es damals schon darum ging, was heute nun endlich auch in der großen Politik angekommen sei: keine Ungleichheit in der Bezahlung von Männern und Frauen. „Wir wurden damals natürlich belächelt, aber es hat sich gelohnt“, sagte die ehemalige IG Metall Gewerkschafterin.
Fraktionsvorsitzender Florian Kubsch berichtete zur aktuellen Fraktionsarbeit und zu dringlichen Problemen und Aufgaben des Stadtrats. Viel Beifall gab es für Journalist und Liedermacher Josef Karg der den Abend mit sowohl kämpferischkritischen, melancholischen wie aufmunternd spritzigen Liedern begleitete.