Koenigsbrunner Zeitung

Judas zwischen allen Fronten

Bei der Theatersch­miede gehen die Proben für ihr neues Stück in die Endphase

- VON INGEBORG ANDERSON

Bobingen Das Jahr 2017 ist für Bobingen wieder ein Passionssp­ielJahr. Bei der Theatersch­miede wird bereits intensiv für das vierte Stück geprobt. Diesmal ist es „Judas der Verräter“, der im Mittelpunk­t der Handlung steht.

Jesus-Darsteller Peter Sedlacek sieht Judas in einer von Anfang an besonderen Rolle: „In dem Stück ist Judas ein Getriebene­r, er steht zwischen allen Fronten. Er hat ein bedrängend­es Elternhaus und einen Haß auf die römischen Besatzer. Er hat Kontakt zur Barrabas-Bande, ist fasziniert von Jesus. Er will ihn dazu bringen, gegen die Römer zu kämpfen.“

Das kann wieder spannend werden: Insgesamt 80 Darsteller werden auf der Bühne der Singoldhal­le stehen, davon sind mehr als 50 Statisten. Um sie geht es bei einer ersten Probe im Rot-Kreuz-Heim. Darum, was zu beachten ist, dass „das Volk“später in den Szenen nicht starr wirkt, sondern als lebendige Menschengr­uppe agiert.

Und wieder sind einige neue Mitspieler dabei. Ingrid Schmid, die Prinzipali­n der Theatersch­miede, die eine Meisterin im Akquiriere­n von Darsteller­n ist, stellt sie vor. Da ist etwa Thomas Gill, der in der Wertachkli­nik tätig ist. Sie hat ihn anlässlich des letzten Stücks der Theatersch­miede „Amnesie für Fortgeschr­ittene“kennengele­rnt: „Wir brauchten dafür medizinisc­he Requisiten und er war unser Ansprechpa­rtner. Da habe ich ihm einfach gesagt, dass er bei uns mitspielen muss. hat er lange Haare, das finde ich für die Passion besonders gut“, erzählt sie und lacht.

Überhaupt sind die Darsteller angehalten, die Haupthaare wachsen zu lassen, um ein möglichst biblisches Aussehen zu erzielen.

Der Text des Judas-Dramas ist wieder vom Hausautor der Bobinger Passionssp­iele, Martin Bernhard aus Dirgenheim. Charakteri­stisch für seine Stücke ist, dass die Handlung sich in engem sprachlich­en und dramaturgi­schen Bezug zu den EvangeAuße­rdem lien hält. Und in jedem seiner Stücke stehen die Protagonis­ten in lebensverä­ndernden Entscheidu­ngssituati­onen, wie Maria Magdalena 2009, Barrabas 2012 und „Matthäus der Zöllner“im Jahr 2015.

Die Rolle des Judas spielt Jochen Ulsamer – mit Bart und üppigem Hauthaar. Darüber hinaus ist er der bewährte Bühnen- und Maskenbild­ner der Truppe. Für diese Aufführung lässt er das biblische Geschehen simultan auf der Bühne erscheinen – einmal das Elternhaus des Judas und dann die Kulisse der Stadt Jerusalem. Der Szenenwech­sel wird durch die Beleuchtun­g angezeigt.

Die Rolle von Judas Vater Simon hat Georg Merz übernommen. Der passionier­te Amateurfil­mer ist seit Jahren Mitglied des Ensembles. Er empfindet das Theaterspi­elen als etwas Besonderes. „Ich genieße es, in eine andere Haut zu schlüpfen. Bei der Passion werden für mich die biblischen Geschehnis­se wieder lebendig.“

Die Darsteller versuchen, die Anweisunge­n, die sie von Regisseuri­n Ingrid Schmid erhalten, im Spiel umzusetzen. Dass die Probe ihnen Vergnügen bereitet, ist offensicht­lich. Aber während sie Verspreche­r und Hänger jetzt noch mit Heiterkeit nehmen, arbeiten sie intensiv daran, dass zur Premiere alles perfekt ist.

Schon mal vormerken: Die Aufführung­en in der Singoldhal­le, Willi-Ohlendorf-Weg 1, sind am Freitag, 7., und Samstag, 8. April, jeweils um 19.30 Uhr und am Sonntag, 9. April, um 17 Uhr.

OKarten gibt es ab 7. Februar im Vorverkauf bei Bücher Di Santo, bei Schreibwar­en Schiller und bei der Theatersch­miede, Telefonnum­mer 0 82 34/90 47 90 dienstags und donnerstag­s von 18 bis 20 Uhr und sonntags von 13 bis 14 Uhr.

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Foto: Ingeborg Anderson Bei den Proben zum neuen Passionssp­iel in Bobingen: Jesus (Peter Sedlacek), der mit den Kindern spricht. Links im Hintergrun­d Judas (Jochen Ulsamer).

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