Stabilität und Gleichgewicht
Staatssekretär Franz Pschierer rät in Schwabmünchen zu lokalem Einkauf und zu digitaler Präsenz. Beim Treffen mit der Mittelstands-Union geht es aber auch um die USA und Europa sowie um Kabel in der Erde
Schwabmünchen/Landkreis Was kann ein Wirtschafts-Staatssekretär mittelständischen Unternehmern im Augsburger Land raten? Nicht alles, was er dazu bei einem Treffen in Schwabmünchen sagte, wirkt beruhigend. Vor allem was die internationale Lage betrifft. Wichtig sei es, bewusst die Kaufkraft in der Region zu belassen, um dadurch die Wertschöpfung ebenfalls im lokalen Bereich zu halten, sagte Franz Pschierer (CSU) bei einer Veranstaltung der Mittelstands-Union. Dennoch sei es für örtliche Unternehmen ebenso notwendig, sich der Digitalisierung nicht zu verschließen und auch im Internet Präsenz zu zeigen.
Globaler, jedoch für die bayerische Wirtschaft ebenfalls mit Konsequenzen, schätzt Pschierer die Einflüsse durch den Regierungswechsel in den Vereinigten Staaten und den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union ein. Ebenso sei das Verhältnis zu Russland eine nicht zu verkennende Komponente. „Alle drei Staaten sind für die bayerische Wirtschaft wichtige Größen. Die Herausforderung besteht in der Unvorhersehbarkeit der Entwicklungen in der nächsten Zeit“, konstatierte er. Grundsätzlich stütze er die Freihandelsabkommen wie Ceta und TTIP, da eine Abschottung gegeneinander das Rad der Geschichte zurückdrehe, so Pschierer.
Sorge um den Euro löse bei ihm nicht die finanzielle Situation Griechenlands aus, sondern die dreistelligen Milliardenbeträge, die bei italienischen Banken als Verbindlichkeiten verbucht sind. „Die Pleite Italiens kann sehr schnell gehen. Das dürfen wir nicht vergessen“, mahnte er.
Als Test für die Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft sieht der aus Mindelheim stammende Franz Pschierer die kommende „Egal ob Erbschaftssteuer, Grundsteuer oder Kapitalertragssteuer. Diese Forderungen und noch mehr werden die Wirtschaft berühren. Die Unternehmen benötigen jedoch eine Stabilität, um die Arbeitsplätze zu erhalten“, sagte er. Das diene auch der Gemeinschaft der Bürger: Einerseits bringen sichere Arbeitsplätze dem Staat Steuereinnahmen, und andererseits bräuchten keine Leistungen aus dem Sozialtopf wie Hartz IV gezahlt werden.
In der Diskussion kamen unter anderem auch die im Rahmen der Energiewende geplanten Erdkabel zur Sprache. Dieser geplante SüdOst-Link ende in Landshut und nicht, wie immer noch gedacht werde, in Meitingen, betonte der Staats- sekretär. In diesem Zusammenhang unterstütze er die Forderung des Bauerverbandes nach jährlich wiederkehrenden Zahlungen an die Landwirte. „Es kann nicht sein, dass der Netzbetreiber durch die Erdkabel ständig einen Mehrwert erwirtschaftet und die Bauern daran nicht teilhaben sollen“, argumentiert Pschierer.
Ein erfolgreiches Unternehmen der Region stellte Carina ReichartRichter den Zuhörern vor. Das Gesundheitshaus Reichart, Gastgeber der gesamten Veranstaltung, wurde 1991 von Eva Reichart gegründet und zählt mit seinen über 50 Mitarbeitern, verteilt auf zwei Häuser, zu den erfolgreichen mittelständischen Dienstleistungsunternehmen im südlichen Landkreis. Die gruppenBundestagswahl. weise Betriebsbesichtigung durch die Therapieräume zeigte, dass Stabilität und Gleichgewicht nicht nur fürs Staatsgefüge und die Wirtschaft wichtig sind, sondern auch für den Körper.
Eine kleine Übung veranschaulichte dem CSU-Politiker dabei dennoch Gedanken, die ihn an die Politik denken ließen, oder galt der Scherz Überlegungen zu möglichen Koalitionspartnern nach den Wahlen zum Bundestag (2017) und Landtag (2018)? Jedenfalls waren die Besucher beim Rundgang in farblich sortiere Gruppen eingeteilt und konnten ihre Standfestigkeit testen. Für einen Lacher sorgte dabei der Staatssekretär, als er auf seinem linken Bein im Gerät stehend sein Empfinden beschrieb: „Ich gehe mit den Grünen und habe links mehr Halt.“Der Informationsaustausch zwischen Politik und Unternehmen über aktuelle und lokale Themen stellt für die MittelstandsUnion der CSU einen wichtigen Pfeiler einer erfolgreichen Wirtschaftspolitik im Freistaat dar, so ihr Kreisvorsitzender Stefan Mittermeier, der zur Auftaktveranstaltung nach Schwabmünchen geladen hatte. In seinem Vortrag vor etwa 50 Unternehmern und weiteren Gästen definierte Pschierer die mittelständischen Unternehmen als Rückgrat der Wirtschaft. „Wir leben nicht von den Dax-Unternehmen, sondern vom Mittelstand. In Krisenzeiten, wie vor ein paar Jahren, sind dies die verlässlichen Steuerzahler und Stützen des Freistaats.“