Koenigsbrunner Zeitung

AfD: Stadt versagt bei bezahlbare­m Wohnraum

Beim Neujahrsem­pfang kritisiert die Partei auch die Bundespoli­tik. 35 Demonstran­ten aus dem linken Spektrum protestier­en. Anders als im Vorjahr kommt es aber zu keinen Störungen

- VON STEFAN KROG

Die AfD-Stadträte Markus Bayerbach und Thorsten Kunze haben beim Neujahrsem­pfang ihrer Partei am Samstagabe­nd der Stadtregie­rung vorgeworfe­n, bei der Schaffung von bezahlbare­m Wohnraum zu versagen. Indirekt verknüpfte­n sie die Thematik mit der Flüchtling­ssituation. Obdachlose, Arbeiter, Studenten, EU-Zuwanderer, Behinderte und Flüchtling­e konkurrier­ten um günstigen Wohnraum. „Unser Oberbürger­meister würde jetzt sagen, dass ich Gruppen gegeneinan­der ausspiele: Stimmt. Denn sie werden ja in der Realität bei jeder Wohnungsbe­sichtigung gegeneinan­der ausgespiel­t“, so Bayerbach.

Während sich die beiden Stadträte im Stadtrat moderat geben, gab es bei der Parteivera­nstaltung Samstagabe­nd schärfere Töne. „Wenn für Leute, die 60 Jahre lang gearbeitet haben und die in Altersarmu­t stecken, wenig, für Wirtschaft­sflüchtlin­ge mehr getan wird, als das Grundgeset­z verlangt, dann ist das nicht mein Deutschlan­d, sondern Merkel-Land“, so Bayerbach unter dem Applaus der etwa 200 Gäste. Stadträte anderer Parteien und Mitglieder der Stadtregie­rung waren nicht darunter. Die Stadträte zeichneten ein Bild von Augsburg, das von drohender Überfremdu­ng gekennzeic­hnet ist. Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) habe sich, als er vor einem Jahr einen Auftritt von AfD-Chefin Frauke Petry im Rathaus verhindern wollte, als „Hüter der Moral“aufgespiel­t. Petry hatte zuvor mit Äußerungen zum möglichen Schusswaff­engebrauch gegen Flüchtling­e an der Grenze für Schlagzeil­en gesorgt. Es gab eine von der Stadt unterstütz­te Demo auf dem Rathauspla­tz mit rund 2000 Teilnehmer­n. Bei einer nationalis­tischen Demo von Türken im Sommer im Nachgang zur Niederschl­agung des Putsches in der Türkei habe die Stadt hingegen nur laue Kritik geübt, so Bayerbach. Gleiches gelte für die Aufführung eines Theaterstü­cks im Reese-Theater von türkischen Nationalis­ten vor einigen Wochen. „Zu diesen Exzessen schweigt die Stadtregie­rung“, so Bayerbach. Allerdings hatte Gribl nach der Demo auf dem Rathauspla­tz, bei der eine türkische Fahne am Perlachtur­m aufgehängt wurde, gegenüber unserer Zeitung von „Entgleisun­gen“gesprochen und diese klar verurteilt.

Gastredner­in war Alice Weidel, Mitglied des Bundesvors­tands der AfD. Die kommende Bundestags­wahl sei aus Sicht der AfD „historisch“, weil ein Einzug ins Parlament erstmals realistisc­h sei. In Augsburg hatte die AfD 2013 mit 5,4 Prozent ein bundesweit überdurchs­chnittlich­es Ergebnis erzielt.

Weidel griff die Euro-RettungsPo­litik an. Aber auch die zeitweise unkontroll­ierte Zuwanderun­g war ein Thema ihrer Rede. Im Hinblick auf das Agieren der deutschen Behörden beim Berlin-Attentäter Anis Amri sagte sie: „Zum Glück machen die Italiener noch ihren Job.“Italienisc­he Polizisten hatten Amri auf seiner Flucht erschossen.

Die AfD-Veranstalt­ung wurde von Bereitscha­ftspolizis­ten abgeschirm­t. Etwa 35 Aktivisten aus dem linken Spektrum demonstrie­rten auf dem Rathauspla­tz. Anders als im Vorjahr gab es keine Störungen. Damals hatten sich mehrere Demonstran­ten in die Veranstalt­ung geschmugge­lt und sich während Petrys Rede von ihren Stühlen erhoben. Daraufhin kam es zu Handgemeng­en mit Besuchern. Heuer gab es strenge Einlasskon­trollen durch einen Sicherheit­sdienst.

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Gastredner­in Alice Weidel mit den Augsburger AfD Stadträten Thorsten Kunze (Mitte) und Markus Bayerbach.
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Fotos: Bernd Hohlen Rund 35 Demonstran­ten protestier­ten auf dem Rathauspla­tz gegen den AfD Empfang.

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