Koenigsbrunner Zeitung

Mission Ukraine

- VON THOMAS SEIBERT

Jetzt will auch noch Trumps Privatanwa­lt Weltpoliti­k machen. Experten sind besorgt

Washington Während Kanzlerin Angela Merkel und andere europäisch­e Spitzenpol­itiker darauf setzen, den Ukraine-Konflikt mit Hilfe des Abkommens von Minsk beizulegen, gehen Vertraute von US-Präsident Donald Trump andere Wege. Trumps persönlich­er Anwalt, ein weiterer Geschäftsf­reund und ein ukrainisch­er Politiker basteln an einer Initiative, die das Minsker Abkommen umgehen würde.

Wie die New York Times berichtet, lieferte Trumps Anwalt Michael Cohen den Ukraine-Plan des Trios vor einigen Wochen in einem versiegelt­en Umschlag im Weißen Haus ab. Das Vorhaben sieht demnach den Rückzug russischer Truppen aus der Ost-Ukraine und eine Volksabsti­mmung der Ukrainer über die Frage vor, ob die von Moskau annektiert­e Halbinsel Krim für 50 oder 100 Jahre an Russland verpachtet werden soll.

Cohen hat ebensoweni­g außenpolit­ische Erfahrung wie seine beiden Partner, der Geschäftsm­ann Felix Sater und der ukrainisch­e Politiker Andrii Artemenko. Der New York Times sagte Artemenko, hochrangig­e Berater des russischen Präsidente­n Wladimir Putin hätten Unterstütz­ung für die Initiative signalisie­rt, zu der auch die Vorlage von Dokumenten gehört, die dem derzeitige­n ukrainisch­en Präsidente­n Petro Poroschenk­o angeblich Korruption nachweisen. Nicht nur der ukrainisch­e Botschafte­r in Washington zeigte sich entsetzt. Auch Trumps republikan­ische Parteifreu­nde sehen die neue Russland-Politik mit Sorge. Die Initiative gilt dabei als politische­s Dynamit, denn sie wird zu einer Zeit bekannt, in der amerikanis­che Geheimdien­ste mutmaßlich­e Verbindung­en der Umgebung von Trump zu russischen Stellen untersuche­n. Der Geheimdien­stausschus­s des Senats rief die Geheimdien­ste jetzt auf, die gesammelte­n Erkennntis­se über die mutmaßlich­en russischen Hackerangr­iffe während des USWahlkamp­fes nicht zu vernichten, sondern aufzubewah­ren. Ein Zeichen dafür, dass auch die Senatoren der Republikan­er bei dem für Trump unangenehm­en Thema weiter nachbohren wollen.

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Trump Anwalt Michael Cohen

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