Bequemer liegen im Boxspringbett?
Die Polstermöbel sind erst seit einigen Jahren auf dem deutschen Markt. Aber sie haben ihn bereits umgekrempelt, denn fast jeder Anbieter hat sie im Sortiment. Doch sie eignen sich nicht für jeden
Köln Ein Boxspringbett gilt vielen als Inbegriff der Gemütlichkeit. Die große weiche Liegestatt verspricht Schlafkomfort wie im Luxushotel. Tatsächlich sind Boxspringbetten häufig in Hotels zu finden. Mancher, der auf Reisen gut darin geschlafen hat, möchte auch zu Hause so ein Bett.
Oft ist bei diesen Betten auch die Rede von Polster- oder Kontinentalbetten, denn der allseits bekannte Name „Boxspring“geht auf eine USMarke zurück. Er setzt sich aus den englischen Begriffen „box“für Kiste und „spring“für Feder oder Bettfeder zusammen. „Er steht also sinngemäß für eine Kiste mit Bettfedern. Das beschreibt die Unterkonstruktion des Boxspringbettes“, erklärt Axel Augustin, Geschäftsführer des Verbandes der Bettenfachgeschäfte (VDB) in Köln.
Ein Boxspringbett besteht aus einem stabilen Rahmen und einer oder mehreren Lagen Sprungfedern. Darauf liegt die Matratze. Meist wird der Aufbau mit einem Topper abgeschlossen. „Das ist eine wenige Zentimeter dicke Auflage, die den Schlafkomfort erhöht und in Doppelbetten mit zwei einzelnen Matrat- eine durchgehende Liegefläche schaffen kann.“Die doppelte Federung von Unterbau und Matratze macht das Bett besonders weich und schwingend. Boxspringbetten sind vor allen in Skandinavien, den USA und Kanada weit verbreitet, erleben aber hierzulande gerade einen Boom.
Während noch vor ein paar Jahren nur einige wenige Hersteller diese Betten angeboten haben, erweitern nun immer mehr Firmen ihr Programm. „Allerdings entsteht nicht bei jedem Bett automatisch das Gefühl, wie auf Wolken zu schweben“, betont Ursula Geismann vom Verband der Deutschen Möbelindustrie in Bad Honnef bei Bonn. Denn ein Schläfer ist nicht wie der andere. Während sich einer glücklich in die Kissen kuschelt, ist dem anderen so ein Bett zu weich, zu hoch oder zu warm. Für manche Menschen ist das Boxspringbett wegen ihrer Rückenprobleme gar nicht geeignet.
Die Stiftung Warentest hat kürzlich diese Betten getestet und fand heraus, wo kritische Punkte liegen. „Das exklusive Schlafgefühl, das der Kunde vielleicht im Neuzustand noch gespürt hat, verschwindet im Laufe der Zeit“, sagt Falk J. Murko, Redakteur bei der Stiftung Warentest in Berlin. „Denn durch den Einfluss von Wärme und Schweiß bildet sich im Dauergebrauch eine Kuhle. Man schläft fast wie in einer Hängematte.“Das war jedenfalls in einem Großteil der im jüngsten Test geprüften Produkte der Fall. Die Warentester haben einen etwa achtjährigen Gebrauch simuliert, indem sie mit einer 140 Kilogramm schweren Holzwalze 60000 Mal über die Matratze gerollt sind. „Aber auch im Neuzustand waren die meisten Matratzen so weich, dass der Schlafende tief einsinkt“, erläutert Murko.
„Das Boxspringbett verfügt nicht über einen variablen Unterbau wie der Lattenrost, deshalb lässt es sich nicht so gut in Liegezonen aufteilen. Man kann also in der Regel für den Becken- und Schulterbereich keine Härtegrade wählen“, erläutert Augustin. Dafür liegen die Matratzen auf dem Boxspring-Unterbau vollkommen eben auf. Dadurch ist die Rückstützkraft des Untergestells in allen Bereichen sehr hoch. Und für das Mehrschicht-Bett sprechen die wohnliche Optik, das schwingendkomfortable Liegegefühl und die angenehme Höhe. „Während ein norzen males Bett 40 bis 50 Zentimeter hoch ist, fangen Boxspringbetten erst bei 50 Zentimetern an und können bis zu 80 Zentimeter hoch sein“, sagt Geismann. „Nicht nur für ältere Menschen ist der Ein- und Ausstieg deutlich angenehmer.“Auch das bessere Schlafklima sei für viele Käufer ein Argument für das Boxsprungbett. „Das Federungssystem lässt die Luft besser zirkulieren.“Allerdings ist ein Boxspringbett auch pflegeintensiv. „Die Matratzen müssen regelmäßig umgedreht werden, von der Vorderseite zur Rückseite und vom Fußzum Kopfende, damit sich keine Kuhlen bilden“, erklärt Geismann. „Das ist etwas mühsam, weil sie recht schwer sind.“
Augustin empfiehlt, beim Kauf auf Qualität und Variabilität zu achten. Betten, die sich kaum oder gar nicht individualisieren lassen, sind zwar preiswerter. Sie können aber für sehr große und schwere, aber auch für kleine und leichte Menschen problematisch werden. Bei guten Anbietern stehen verschiedene Federungen, Matratzentypen und Härtegrade zur Wahl. „Am besten ist es, sich vor dem Kauf eine Liste mit den Fragen zu machen, auf die besonderer Wert gelegt wird“, rät Augustin. Wie groß und schwer sind die Menschen, die im Bett schlafen werden? Sind unterschiedliche Härtegrade der Unterlagen erforderlich? Neigen die Schläfer zu starkem Schwitzen? Wenn das geklärt ist, ist Probeliegen das A und O. Interessenten sollten dabei alle ihre Hauptschlafposition in Ruhe durchprobieren. „Aber Vorsicht, gehen Sie nicht spät abends oder müde ins Geschäft. Dann würden Sie jedes Bett super finden“, warnt Augustin. Katja Fischer, dpa