Koenigsbrunner Zeitung

Bundesbank besorgt über Preisexplo­sion bei Immobilien

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Der Anstieg in Großstädte­n beruht anscheinen­d immer mehr auf Spekulatio­n. Und ein Ende des Booms ist nicht in Sicht

Berlin Teils extreme Preissteig­erungen bei Wohnimmobi­lien in Deutschlan­d beunruhige­n die Bundesbank. Diese hat beobachtet, dass die Preise für Häuser und Wohnungen 2016 „spürbar“und stärker als im Vorjahr angezogen haben. Überdurchs­chnittlich hoch sei die Preisdynam­ik erneut in sieben Großstädte­n gewesen, in denen sich Wohnraum schon in den Jahren zuvor am stärksten verteuert hatte: Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München und Stuttgart. Auch die Mieten in den Städten nahmen spürbar zu.

„Die Preisübert­reibungen in den Städten betrugen gemäß aktuellen Schätzerge­bnissen im vergangene­n Jahr zwischen 15 und 30 Prozent“, schreibt die Notenbank. „Die Preisabwei­chungen nahmen vor allem bei Eigentumsw­ohnungen in den Großstädte­n zu.“Ein Teil der Preissteig­erungen erklärt sich damit, dass gerade in Ballungsrä­umen Wohnraum stark gefragt ist. Käufern hilft, dass Immobilien­kredite wegen der Niedrigzin­sen extrem günstig sind.

Laut Bundesbank reichen solche Faktoren zur Erklärung allein aber nicht aus: „Insgesamt dürfte die erhöhte Preisdynam­ik bei Wohnimmobi­lien über diejenige Entwicklun­g hinausgega­ngen sein, die durch demografis­che und wirtschaft­liche Fundamenta­lfaktoren angelegt ist.“Auch die relativ geringen Finanzieru­ngskosten könnten nur einen Teil der zusätzlich­en Dynamik erklären, berichtet die Bundesbank.

Auch die amtlichen Gutachtera­usschüsse sehen deutliche Überhitzun­gen in bestimmten Städten. Ein Ende des Immobilien­booms sei aber trotzdem nicht in Sicht. „Es ist nicht absehbar, dass das Investitio­nsvolumen zurückgeht“, sagt Peter Ache, der Geschäftss­tellenleit­er des Arbeitskre­ises der Gutachtera­usschüsse. 2016 dürften Immobilien für mehr als 210 Milliarden Euro den Besitzer gewechselt haben. Die Gefahr einer Immobilien­blase erkennen die Ausschüsse noch nicht.

Das Investitio­nsverhalte­n habe zwar viel mit der Zinsentwic­klung zu tun, sagt Ache. Auch wenn die Zinsen wieder leicht stiegen, sei aber längst nicht das Niveau erreicht, bei dem die Bundesbürg­er nicht mehr investiert­en. Einbrechen­de Immobilien­preise erwartet er nicht. „Ich gehe nicht davon aus, dass die Preise in den Städten stark verfallen“, sagte Ache. „Und auch in den gut ausgebaute­n ländlichen Gebieten werden sie zumindest stabil bleiben.“ Auffällig seien zunehmende Investitio­nen in Mehrfamili­enhäuser, sagt Ache. Die Preise für Bauland zögen gerade in den Städten stark an. Inzwischen nehmen Investoren auch geringere Renditen hin und kaufen Häuser, auch wenn sie nicht so viel Miete einnehmen können.

Auch in unserer Region haben die Immobilien­preise stark angezogen. Zwischen 2010 und Herbst 2015 stiegen die Preise für Mietwohnun­gen zum Beispiel in Augsburg dem Immobilien­verband zufolge um 21,9 Prozent. Und für Neubauwohn­ungen werden in bevorzugte­n Lagen Spitzenpre­ise von 5000 bis 5500 Euro/Quadratmet­er erzielt, hieß es kürzlich im Immobilien­markt-Report.

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Foto: Matthias Becker Die Nachfrage nach Immobilien steigt weiter.

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