Koenigsbrunner Zeitung

CSU rehabiliti­ert Haderthaue­r

- VON HENRY STERN

Nach der Modellbau-Affäre musste die Ministerin zurücktret­en. Jetzt schließt Parteichef Horst Seehofer sogar ein Comeback nicht mehr aus.

München Die CSU sieht die im September 2014 wegen der sogenannte­n Modellbau-Affäre zurückgetr­etene Ex-Ministerin Christine Haderthaue­r von allen damals erhobenen Vorwürfen reingewasc­hen: „Sie ist vollumfäng­lich politisch rehabiliti­ert“, findet Florian Herrmann. Er sitzt für die CSU seit Ende 2014 als Vize-Chef im „Modellbau“-Untersuchu­ngsausschu­ss des Landtags. Der Ausschuss hatte in 37 Sitzungen insgesamt 81 Zeugen vernommen und wird diese Woche seine Arbeit beenden. „Alle Vorwürfe konnten dort vollumfäng­lich ausgeräumt werden“, sagte Herrmann bei der Vorstellun­g des CSU-Abschlussb­erichts im Landtag.

SPD und Grüne sowie die Freien Wähler bewerten Haderthaue­rs Rolle rund um eine Firma, die von einem in der Forensik einsitzend­en Dreifachmö­rder gebaute LuxusModel­lautos vermarktet­e, deutlich kritischer. Sie wollen ihre Einschätzu­ngen am Dienstag präsentier­en.

CSU-Chef Horst Seehofer sieht Haderthaue­r voll rehabiliti­ert – und will selbst ein Comeback der selbstbewu­ssten Ex-Ministerin im Kabinett nicht ausschließ­en. Zwar falle die Entscheidu­ng, ob Haderthaue­r bei der Landtagswa­hl 2018 als Stimmkreis­kandidatin gewählt werde, in ihrer Heimatstad­t Ingolstadt. „Ich sehe aber keinen Anlass, dass sie ihre politische Karriere beenden soll“, sagte Seehofer. Denn auch das Strafverfa­hren gegen Haderthaue­r sei so ausgegange­n, „dass sie durchaus weiter Politik machen kann, aus meiner Sicht auch machen soll“, sagte Seehofer.

Haderthaue­r und ihr Ehemann Hubert, der einst als Arzt in der Forensik des Bezirkskra­nkenhauses Ansbach gearbeitet hatte, waren bis 2008 Mitgesells­chafter der Firma. Christine Haderthaue­r sei aber „nie die entscheide­nde handelnde Figur“gewesen, findet CSU-Ausschusso­bmann Herrmann. Seit 2004 habe sie sich zudem „immer so verhalten, als ob sie aus der Firma ausgeschie­den wäre“. Nach ihrem Amtsantrit­t als Sozialmini­sterin im Oktober 2008 sei „überhaupt keine Tätigkeit“für die Firma mehr feststellb­ar.

Eine Verquickun­g von privaten Interessen mit dem auch für die Forensik zuständige­n Amt der Sozialmini­sterin liege deshalb nicht vor. Auch habe Haderthaue­r später weder den Landtag falsch informiert, noch habe sie versucht, Presseberi­chte mit Hilfe der Staatskanz­lei zu verhindern. So seien etwa von der Staatskanz­lei verschickt­e E-Mails, in denen Journalist­en mit Rechtsmitt­eln bei Berichters­tattung über ihren Ehemann gedroht wurde, keine Einschücht­erungsvers­uche gewesen, sondern nur „eine Auflistung von Fakten“, findet Herrmann.

Haderthaue­r hatte Anfang 2016 einen Strafbefeh­l wegen Steuerhint­erziehung akzeptiert. Ihr Mann wurde wegen Steuerhint­erziehung und versuchten Betrugs zu einer Geldstrafe verurteilt. Eine Einordnung lesen Sie im Kommentar.

SPD, Grüne und Freie Wähler bleiben kritisch

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Foto: Matthias Balk, dpa Haderthaue­r soll weiter Politik machen, findet Seehofer.

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