Ein königlicher Witzbold
Lange Zeit fanden die Norweger ihren König eher langweilig. Doch je älter Harald V. wird, desto lockerer gibt er sich. Das bekommt auch seine Frau Sonja zu spüren
Oslo Viele Norweger finden ihren König ein bisschen steif. Wenn er eine Rede hält, sieht Harald V. manchmal aus, als würde er gleich einschlafen. Im Vergleich zum beliebten Kronprinzenpaar Haakon und Mette-Marit gilt er als langweilig. In letzter Zeit haben seine Landsleute aber auch andere Seiten an dem Monarchen entdeckt, der heute seinen 80. Geburtstag feiert.
Besonders überrascht hat er die Norweger und viele Menschen weltweit mit einer berührenden Rede, die er im vergangenen Jahr beim sommerlichen Schlossfest hielt. Bei der Feier in Oslo, zu der 1500 Gäste aus dem ganzen Land angereist sind, rief der König zu Mitmenschlichkeit und Toleranz auf. „Norwegen seid ihr. Norwegen sind wir. Norwegen ist eins“, sagte der 79-Jährige. Zu seinem Land zählt er Schwule und Lesben, Christen und Muslime genau wie Einwanderer. „Das, was wir unser Zuhause nennen, ist dort, wo unser Herz ist – und das kann man nicht immer innerhalb von Landesgrenzen einordnen.“Mit dem flammenden Appell landete der König einen Erfolg im Netz: Über drei Millionen Menschen teilen „The King’s Speech“2.0 bei Facebook.
Überhaupt scheint Harald mehr von sich preiszugeben als früher. Die erste Zeit als Regent fiel ihm nicht leicht, wie er oft in Interviews sagt. Nach dem Tod seines Vaters am 17. Januar 1991 wurde er neuer norwegischer König. „Es war eine ziemlich schwierige Aufgabe, den Thron von König Olav zu übernehmen, der so beliebt war“, sagte Harald in der Fernsehsendung „Das Jahr mit der Königsfamilie“des norwegischen Rundfunks. „Ich hab mich gefragt, ob ich das überhaupt annähernd schaffe.“
Geholfen hat ihm seine Frau Sonja. Vergangenes Jahr begingen sie ihr 25-jähriges Thronjubiläum und waren gerührt von der Herzlichkeit, mit der die Norweger sie feierten. Bei einem Gottesdienst liefen dem Monarchen sogar ein paar Tränen über die Wangen. Die Ehe der beiden scheint auch nach fast 50 Jahren harmonisch. Dass es einmal so gut laufen würde, ließ sich beim ersten Treffen nicht ahnen. Als sie 14 Jahre alt waren, nahmen sie an einem Sommerlager teil. Harald schlich sich an Sonja heran und zog an ihren Zöpfen. Als sich das Mädchen umdrehte, um den Übeltäter auszuschimpfen, stand Harald vor ihr. Klar, einen zukünftigen König kann man nicht schelten. Es dauerte acht Jahre, bis sie sich bei einem Fest wiedersahen. Diesmal war es ernst.
Wie viel Sonja ihm bedeutet, hat Harald schon sehr früh deutlich gemacht. Gegen den Willen seines Vaters kämpfte er um die Beziehung mit der Bürgerlichen, die er 1968 endlich vor den Traualtar führen durfte. Von einer Journalistin gefragt, ob er sich manchmal einsam fühle, sagte der Monarch vor kurzem: „Ich habe eine an meiner Seite, mit der ich reden kann.“Von den königlichen Scherzen bleibt Sonja dennoch nicht verschont. In einem Fernsehinterview legte Harald etwa nahe, die norwegische Forschungsstation „Troll“sei nach seiner Frau benannt. Seinen Geburtstag will Harald im Stillen mit seiner Familie feiern. Im Mai soll es dann ein großes Fest für ihn und Sonja geben – denn auch die Königin wird in diesem Jahr 80.