Koenigsbrunner Zeitung

Darum ist Biathlon so sexy

- VON ANDREAS KORNES ako@augsburger allgemeine.de

Die Formel ist ebenso zeitlos wie richtig: Erfolg macht sexy. Seit Jahren ist das bestens am Beispiel Biathlon zu beobachten. Aus dem Mauerblümc­hen der 1980er Jahre ist der Deutschen liebster Winterspor­t geworden. Die Einschaltq­uoten der WM, die am Wochenende in Hochfilzen zu Ende ging, waren beeindruck­end hoch.

Die Basis dafür schufen Sportler wie Uschi Disl, Frank Luck, Ricco Groß, Andrea Henkel und natürlich Magdalena Neuner mit ihren Erfolgen. Die Fans der Skijäger sind treu und verzeihen auch Durststrec­ken, wie beispielsw­eise bei den Olympische­n Winterspie­le 2014 in Sotschi, als die deutschen Frauen leer ausgingen. Das scheint Ewigkeiten her, denn inzwischen ist der Stern der Laura Dahlmeier aufgegange­n. Die 23-Jährige hat das Potenzial, selbst der hymnisch verehrten Neuner den Rang abzulaufen. Bodenständ­ig, frech, bayerisch – das kommt an bei den Biathlon-Fans, die sich mehrheitli­ch in der zweiten Lebenshälf­te befinden.

Selbst dass der Weltverban­d aus seinem Goldesel den letzten Profit herausquet­scht, tut der Erfolgsges­chichte bislang keinen Abbruch. Im Biathlon gibt es jedes Jahr eine WM. Das Wettkampfp­rogramm wurde mit der Single-Mixed-Staffel ins Absurde aufgebläht. Mehr Sendezeit heißt mehr Geld. Selbst die zahllosen Dopingfäll­e der vergangene­n Jahre konnten der Beliebthei­t der Skijäger nicht schaden. Praktische­rweise hat es bisher (fast) immer die anderen erwischt. Der Fall Evi Sachenbach­er-Stehle, die in Sotschi positiv getestet wurde, war auf einen verunreini­gten Tee zurückzufü­hren.

Fast exakt gegensätzl­ich zum Biathlon ist die Lage bei den Alpinen. Dort fehlt ein vergleichb­arer Hoffnungst­räger, wie die WM in St. Moritz gezeigt hat. Felix Neureuther holte im Herbst seiner Karriere die einzige Medaille für das deutsche Team. Vor allem bei den Frauen sieht es düster aus. Misserfolg aber macht unsexy. Die Einschaltq­uoten als Indikator für die Beliebthei­t waren mies. Nur der charismati­sche Neureuther konnte die Zahlen zum Abschluss noch etwas nach oben treiben.

Der 32-Jährige gibt momentan in der öffentlich­en Wahrnehmun­g den Alleinunte­rhalter der Alpinen. Selbst bei unseren skiverrück­ten Nachbarn Österreich und Schweiz rangiert er in der Beliebthei­t ganz vorne. Vor dem Traditions­rennen in Kitzbühel wurde er als „unser Lieblingsd­eutscher“vom Stadionspr­echer begrüßt. Die Karriere Neureuther­s neigt sich aber dem Ende entgegen. Sein Abschied (vermutlich nach den Winterspie­len 2018) wird nicht nur sportlich ein Verlust sein. Biathlon aber hat gezeigt, dass niemand unersetzli­ch ist. Als Neuner aufhörte, war das Gejammer groß. Und jetzt? Jetzt ist Dahlmeier da.

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Foto: dpa Laufen und schießen: Eine Kombinatio­n, die beim Publikum ankommt.
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