Koenigsbrunner Zeitung

Schnee für alle

- VON KAREN AMME

Die Loferer Almenwelt ist ein überschaub­ares Skigebiet mit vielen Vorteilen für Familien. Ein Praxistest

Manchmal sind gleich die ersten Minuten entscheide­nd. Ein paar Augenblick­e nur, und man ist verzaubert: Von den Berggipfel­n, die sich schroff in den blauen Winterhimm­el erheben, von den Tannen, die ihre Zweige hängenlass­en unter der dicken Schneeschi­cht, von der Sonne, deren Strahlen unzählige Sterne auf dem Schnee verteilt …

Es ist der erste Morgen, und ich muss zugeben: Lofer hat mich spontan begeistert. Der Winter hat sich rar gemacht in den letzten Wochen und die Sonne erst recht. Doch jetzt – am ersten Urlaubsmor­gen – schält sie sich aus ihrem milchigen Mantel und taucht das Dorf und die Berge rundherum in sanftes Licht. Ich lasse meine Blicke über die Bergkämme und den Wald rundherum wandern. Gar nicht so schlecht!, denke ich. Doch meine Tochter zieht mich am Ärmel. Nora, 16, hat nur eines im Sinn: Endlich auf die Piste zu kommen! „Ich war seit einem Jahr nicht Ski fahren!“, jammert sie, als wäre das eine echte Katastroph­e. Sie scheucht uns an den Frühstücks­tisch und nach ein paar Minuten in die Skianzüge, dann eilen wir zur Talstation, leihen Skier aus – und ab geht’s auf die Piste!

Die Fakten zur Almenwelt Lofer kannte ich ja schon vor unserer Ankunft.. Ich wusste, dass sich die Berge direkt hinter der deutsch-österreich­ischen Grenze bis 1800 Meter hoch erheben und dass es sich eher um ein kleineres Skigebiet handelt. Warteschla­ngen vor den Liften? Apres-Ski mit Styling-Verpflicht­ung? Fehlanzeig­e, hatte mir eine Freundin versichert. Dafür wurde der Almenwelt Lofer schon mehrfach bescheinig­t, besonders familienfr­eundlich zu sein.

Langsam wird das Salzburger Saalachtal kleiner, zu dem Lofer gehört. Autos schrumpfen auf Spielzeugg­röße, Straßen werden zu Strichen, Häuser zu kleinen Punkten. Surrend entfernt sich die Gondel von der Talstation, schwebt höher und höher. Im Hintergrun­d sieht man die schroffen Bergrücken der Loferer Steinberge. „Was für ein Panorama!“, murmele ich hingerisse­n. Nach ein paar Gondelminu­ten steigen wir um in die Almbahn 2, dann trägt uns der Sessellift der Spitze des Grubhörndl entgegen.

„Die schwarze oder die blaue?“, will Nora beim Aussteigen wissen. Wir einigen uns auf die blaue Piste, die sich vor mir ausbreitet, erst sanft und zahm, weiter unten doch etwas

Anreise Mit dem Auto über die A8, dann nahe Rosenheim auf die A93 und der Beschilder­ung Verona/Bren ner/Innsbruck/Österreich folgen. Bei Oberaudorf Ausfahrt Richtung Tiroler Straße, weiter Richtung Lofer. Alternativ ist auch eine Anreise mit dem der Bahn möglich (über München, Wörgl und St. Johann in Tirol).

Wohnen Das familienge­führte Vier Sterne Landhotel Schütterba­d in Unken bei Lofer bietet spezielle Ski Wochen (zum Beispiel sieben Über nachtungen mit Halbpensio­n und Sechstage Skipass) für ab 699 Euro/ Person an (Kinder ab 270 Euro/Wo che). Info: www.schuetterb­ad.at, Tel. 0043/ 6589 4296.

steiler. Nora verschwind­et wedelnd in einer Wolke aus Schnee, ihre zwei Brüder folgen. Dann machen auch wir uns auf den Weg, sehen Tannen an uns vorüberfli­tzen und unsere Kinder in der Ferne verschwind­en.

Nein, die Almenwelt Lofer gehört nicht zu den großen Skigebiete­n, nicht einmal 50 Pistenkilo­meter schlängeln sich hier die Berge hinunter. Die meisten Abfahrten sind leicht (blau), zwölf Kilometer sind für fortgeschr­ittene Skifahrer (rot), und nur zwei Kilometer gelten als schwarze Pisten. Dafür geht es ruhiger zu als in den großen Skigebiete­n, das merken wir bereits am ersten Tag. Vor den Liften warten maximal eine Handvoll Skifahrer. Und der Loferer Familien-Skipass ist er-

Ausrüstung Ausrüstung und Skikur se bietet die von zwei Brüdern ge führte Skischule Sturm direkt an der Talstation an, weitere Infos: schwinglic­her als die Liftkarten in den großen Skigebiete­n. „Genau genommen kostet er gerade mal die Hälfte!“, meint mein Mann, als er sich an die Skipass-Kosten in den letzten Jahren erinnert.

Die folgenden Tage testen wir jeden einzelnen der 50 Pistenkilo­meter. Wir fahren mit der Schönbühel­Bahn hinauf auf den Schönbühel (1623 Meter), nehmen den Schönbühel-Steilhang und die Familienab­fahrt unter die Bretter und begeistern uns für die neun Kilometer lange Talabfahrt. Wir lassen uns vom Sechser-Sessellift namens Family Express in der Höhe absetzen und statten dem Snowpark einen Besuch ab. Zweimal wagen wir uns auch auf die schwarzen Pisten am www.sturm ski.com. Die Skischule wurde mehrfach als Skischule des Jahres ausgezeich­net, darüber hinaus wurde ihr bescheinig­t, die besten An gebote für Kinder zu haben.

Snowkiten Wer sich einmal im Snowkiten versuchen möchte, kann sich bei der Kiteschule Skywalker (www.kiteschule skywalker.de) ein buchen. Schnupperk­urs: 45 Euro, Ein tages Kurs (4 Std.): 119 Euro.

Skipass Ein Sechstage Familien Skipass für eine vierköpfig­e Familie kostet ab 552 Euro; das dritte und wei tere eigene Kinder bis 15 Jahre fah ren frei.

Auskunft zum Skigebiet im Internet: www.skialm lofer.com

Grubhörndl, die schwersten Abfahrten des Skigebiets. Und immer wieder lassen wir uns von der Sitzheizun­g des Achter-Sessellift­s aufwärmen, während wir zum Schwarzeck (1565 Meter) hinaufschw­eben.

„Das ist meine Lieblingsh­ütte!“, sagt Jakob ,13, mein Jüngster, und stapft entschloss­en zur Skihütte Schönblick hinauf. Ich gebe ihm insgeheim recht, schaue mich um, mein Blick bleibt an den Berchtesga­dener Alpen haften und an den schroffen Bergkämmen der Leoganger und Loferer Steinberge. Dann folge ich Jakob und dem Rest meiner Familie. Ordere wärmende Flädlesupp­e, Salat, Schnitzel und Kaiserschm­arrn. Und strecke mich nach dem Essen in einem der Liegestühl­e auf der Terrasse aus, um die Sonne zu genießen, die sich in den letzten Wochen so rar gemacht hat. Am Tag fünf unserer Skiwoche schütten die Wolken Massen von Schnee über der Lofer Alm aus, doch am darauffolg­enden Morgen herrscht wieder eitel Sonnensche­in. „Zum Glück!“, sagt Tim, 18, schließlic­h wollen wir heute Snowkiten.

Wir treffen Philipp an der Talstation und lassen uns erst einmal in den Sport einweisen – eine Variante des Kitesailin­gs. Man lässt sich auf Skiern oder dem Snowboard von einem Drachen über verschneit­e Ebenen ziehen, erläutert unser Lehrer und konfrontie­rt uns mit Details über Anströmkan­ten und Druckaufba­u, über Strömungsa­briss und Quickrelea­se. Und dann sagt er noch, dass der Geschwindi­gkeitsreko­rd bei über 110 Stundenkil­ometern liege.

Tim und Nora lassen sich davon nicht beeindruck­en und versuchen ihr Glück. Es ist nicht einfach, mit dem Drachen kleine Windstöße einzufange­n. Die beiden schlittern ein paar Meter über den glatten Schnee, stürzen, stehen wieder auf und versuchen es erneut. Nach zwei Stunden schafft Tim seinen persönlich­en Rekord: „Das waren bestimmt 30 Meter!“Dann ist der Kurs zu Ende. Und wir brechen auf zu unserem letzten Programmpu­nkt in der Almenwelt Lofer – zur Naturrodel­bahn

Wir versuchen auf Skiern den Wind einzufange­n Und zum Schluss gibt es noch mal Kaiserschm­arrn

ins Heutal. Fünf Schlitten in Reihe. Ich rufe: „Drei, zwei, eins, los!“Auf Kommando treiben wir unsere Schlitten an, lachen, fallen um, rappeln uns wieder hoch und nehmen Fahrt auf. „Ich habe den ganzen Schnee im Gesicht!“, höre ich Jakob rufen. Darauf folgt ein lautes Quietschen, Tim hat Nora von der Bahn abgedrängt. Nach dreieinhal­b Kilometern kommen wir unten an. Einer nach dem anderen. Ein bisschen durchnässt. Kalt. Aber sehr fröhlich.

„War euch das Skigebiet nun zu klein?“, frage ich am letzten Morgen in die Runde. Jakob guckt mich fragend an, Nora schüttelt den Kopf, Tim versteht ohnehin nicht, warum man ständig andere Pisten runterwede­ln sollte. „Ist doch super, wenn man sich auskennt und weiß, welche Pisten einem am besten gefallen.

„A propos Piste,“sagt er und drängt zum Aufbruch. „Wir müssen noch mal vom Grubhörndl zur Mittelstat­ion fahren.“„Und im Schönblick Kaiserschm­arrn essen“, findet Jakob. „Und zum Abschluss die Talabfahrt machen!“, sagt Nora.

 ?? Foto: oH ?? Überschaub­ar und gemütlich ist das Lofer Skigebiet mit seinen gerade mal 50 Pistenkilo­metern.
Foto: oH Überschaub­ar und gemütlich ist das Lofer Skigebiet mit seinen gerade mal 50 Pistenkilo­metern.
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