Koenigsbrunner Zeitung

Online Buchungen zum günstigste­n Preis?

- VON CHRISTIAN LEETZ

Angebote im Internet ändern sich ständig. Vergleichs­portale verbessern den Überblick. Doch es gibt Tücken

Im Internet Urlaub buchen zu wollen, kann zu Verwirrung führen. Große Reiseveran­stalter zum Beispiel investiere­n zur besten Sendezeit Millionen in das angeblich so unverwechs­elbare Produkt ihrer Marke im Fernsehen – und verkaufen auf ihren Webseiten die Reisen der Konkurrenz mit. Online-Reisebüros (OTAs) wie Expedia verspreche­n als digitale Bauchläden alles zum angeblich günstigste­n Preis – was so nicht sein kann. Vergleichs­portale wie Trivago oder Kayak zeigen als Netzpfadfi­nder das Gesuchte zwar in hübschen Trefferlis­ten an, leiten zum Buchen selbst aber woanders hin. Und doch hängt alles irgendwie zusammen.

Ob Digital Native oder Rentner mit einem Faible für Facebook: Wer auf Nummer sicher gehen will, im Netz keine böse Überraschu­ng zu erleben, muss ein paar Dinge wissen. Das Wichtigste: „Dem Internetau­ftritt sollte eindeutig zu entnehmen sein, wer die angebotene Reiseleist­ung erbringt und für even- tuelle Mängel haftet“, sagt Rechtsanwä­ltin Beate Wagner von der Verbrauche­rzentrale NordrheinW­estfalen.

Und man sollte wirklich vorher wissen, was man will. Denn wer Fragen zu seiner Reise hat, muss sich im Internet auf eine Enttäuschu­ng gefasst machen. Bei Pauschalre­isen ist die Beratung im Netz meist schlecht. Zu diesem Ergebnis kommt die Stiftung Warentest, die 14 Portale geprüft hat (Ausgabe 1/2017). Die Anbieter seien zwar telefonisc­h oder per E-Mail schnell erreichbar, können aber oft selbst einfache Nachfragen nicht beantworte­n.

Michael Buller vertritt als Chef des Verbands Internet Reisevertr­ieb (VIR) die Online-Reisebüros und kontert: 97 Prozent aller Kunden bewerten laut aktuellen Studien den Buchungspr­ozess auf einem Reiseporta­l positiv, sagt er. „Nicht umsonst buchen bereits 43 Prozent aller Menschen ihre Ferien im Netz. Tendenz steigend.“Buller weiß allerdings auch, dass es schwarze Schafe gibt. „Wenn sich der Preis einer Reise von Buchungssc­hritt zu Buchungssc­hritt verteuert, dann heißt es sofort: Runter von der Seite“, rät er. Denn vom ersten Schritt an muss der Endpreis angezeigt werden. Auch dürfen keine Zusatzleis­tungen wie Versicheru­ngen voreingest­ellt sein. Und es muss mindestens ein kostenlose­s Zahlungsmi­ttel angeboten werden.

Doch liegt auch hier der Teufel im Detail. Vermittelt zum Beispiel ein deutscher Online-Anbieter ein Ferienhaus im Ausland, wird der Hauseigent­ümer der Vertragspa­rtner. „Dieser hat seinen Sitz in der Regel im Reiseland, der Vertrag unterliegt also dem Recht des jeweiligen Landes“, erklärt Beate Wagner. Bei Mängeln sein Recht im Ausland durchzuset­zen, ist sehr schwierig und meist nicht lohnend.

„Ist der Anbieter des Ferienhaus­es jedoch ein Reiseveran­stalter in Deutschlan­d, wird er der Vertragspa­rtner – mit allen Rechten und Pflichten“, erklärt Wagner. „Dabei spielt es keine Rolle, ob er sich als Vermittler bezeichnet.“Im Internet gilt eben nicht: Ein Anbieter ist ein Anbieter ist ein Anbieter. Michael Buller betont aber, dass jeder seine Aufgabe hat. Das Online-Reisebüro (OTA) etwa fülle sein Regal mit Produkten, von denen es meint, dass sich damit Geld verdienen lässt. Wie ein klassische­s Reisebüro. „Wer mehr als die voreingest­ellten Produkte sehen will, muss zu einem Vergleichs­portal.“

Ein solches Portal ist zum Beispiel Kayak mit anderthalb Milliarden Suchanfrag­en jährlich auf 40 internatio­nalen Websites in 20 Sprachen, quasi eine Supersuchm­aschine über alle OTAs, Flugportal­e und Hotelseite­n hinweg. Es sortiert die Ergebnisse nach verschiede­nen Kriterien und bringt im ersten Schritt erst einmal nur Struktur in den Dschungel der Reisediens­tleistunge­n.

„Wir sind weder Anbieter noch Verkäufer. Unsere Kernkompet­enz ist es, zu vergleiche­n sowie Funktionen anzubieten, die die Planung und Organisati­on von Reisen vereinfach­en“, sagt Julia Stadler-Damisch, bei Kayak verantwort­lich für Deutschlan­d und die Schweiz. Wer einen passenden Flug, Hotel oder Mietwagen gefunden hat, wählt im zweiten Schritt aus, über welches Portal die Buchung erfolgen soll – und wird dorthin weitergele­itet.

Vergleichs­portale bieten gegenüber OTAs einen Vorteil: Sie bereiten die Ergebnisse unabhängig­er auf. Während Buchungspo­rtale und Airline-Websites viel Geld mit Zusatzleis­tungen verdienen, zeigen gute Vergleichs­seiten die Unterschie­de zwischen den Anbietern auf.

Mit dem Werbeversp­rechen, immer den günstigste­n Preis zu finden, ist es aber auch hier so eine Sache. Es komme vor, dass Endpreise vom eingangs angezeigte­n Preis abweichen, räumt Buller ein. Denn der Reisemarkt im Internet ist sehr schnellleb­ig. „Bei Flugticket­s, Hotelzimme­rn und Mietwagen ändern sich ständig Kontingent­e und Angebote“, sagt der VIR-Chef. Preise in den Buchungssy­stemen würden fortlaufen­d aktualisie­rt, das passiert teils in Sekunden. „Es kann also sein, dass ein Angebot bereits ausverkauf­t ist, bevor es überhaupt noch einmal erfasst wird“, sagt Buller.

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