In Kunst war er der Klassenbeste
Karl Lagerfeld verstand sich vor allem mit Mädchen
Augsburg Manche nennen ihn Kaiser Karl, andere den Modezar – Karl Otto Lagerfeld, wie er mit ganzem Namen heißt, zeichnet sich neben seiner jahrzehntelangen Arbeit als Designer auch durch sein Auftreten aus. Schwarzer Anzug, weißes Hemd, weißer Pferdeschwanz und Sonnenbrille sind seine Markenzeichen. Viel Wert auf sein Äußeres legte Lagerfeld bereits zu Schulzeiten. Daran erinnerte sich seine Klassenkameradin Inge Ludwig in einem Interview mit der Welt am Sonntag. Ludwig hatte mit Lagerfeld in den Nachkriegsjahren die Jürgen-Fuhlendorf-Schule in Bad Bramstedt (Schleswig-Holstein) besucht.
Als selbstbewusst und etwas überkandidelt beschreibt sie den Modeschöpfer. Man habe gemerkt, dass er aus gutem Hause stammte. Sprachen hätten ihm in der Schule mehr gelegen als Mathematik, sagte Ludwig ihrem Neffen, dem WeltRedakteur Sönke Krüger, im Interview. Insgesamt sei Lagerfeld ein durchschnittlicher Schüler gewesen – in Kunst aber der Klassenbeste. Der Lehrer habe ihm schwierigere Aufgaben gegeben als den anderen, um ihn zu fördern. Mit den Mädchen habe sich Lagerfeld immer besser verstanden als mit den anderen Jungen in der Klasse – und ihnen sogar manchmal Abendkleider gezeichnet.
In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erinnerte sich eine frühere Lehrerin des Modeschöpfers außerdem an ein besonders schrilles Kleidungsstück, das er 1949 bei dem Abiturball eines höheren Jahrgangs getragen hatte – das orangefarbene Samtjackett habe sie nie mehr vergessen, sagte seine ehemalige Erdkundelehrerin Hildegard Drevesdort. Bis zum Abitur blieb Lagerfeld aber nicht in Bad Bramstedt. 1949 zog die Familie nach Hamburg, wo er zwei Jahre lang die Bismarckschule besuchte. 1953 ging er mit seiner Mutter nach Paris, wo er an einer Privatschule unterrichtet wurde, bevor er eine Schneiderlehre begann und zu einem der bedeutendsten Modedesigner wurde.