Koenigsbrunner Zeitung

Dauerbaust­elle Gymnasium

Wenn das G9 zurückkomm­t, sind viele Schulen zu klein. In Mering droht deshalb ein Baustopp, in Gersthofen wird für viel Geld erweitert. Braucht die Region womöglich sogar eine weitere Einrichtun­g?

- VON UTE KROGULL UND EVA WEIZENEGGE­R

Region Morgen wird es für das Meringer Gymnasium ernst. Der Kreisbauau­sschuss fällt die Entscheidu­ng, ob ein Baustopp für den Mensaneuba­u verhängt wird. Auslöser ist die Debatte um die Rückkehr zum neunjährig­en Gymnasium (G9 neu). Die Meringer Situation sei in Bayern einzigarti­g, so der CSULandtag­sabgeordne­te und Mitglied des Bildungsau­sschusses, Peter Tomaschko. Zwar gibt es, etwa in Diedorf, weitere Gymnasien, die achtstufig konzipiert sind, aber sie alle sind bereits fertiggest­ellt.

In Mering jedoch hängt man in der Luft, bis im März die Entscheidu­ng fallen soll. „Ich hoffe, dass wir das schnell über die Bühne bekommen, damit ein Baustopp kaum ins Gewicht fällt“, erklärt Tomaschko. Das Schulgebäu­de wurde im September eingeweiht, die Mensa befindet sich derzeit im Bau. Sie sollte zum neuen Schuljahr fertig sein. Grundsätzl­ich sind beide Gebäude so geplant, dass eine Aufstockun­g möglich wäre. Da sich das Gymnasium im Aufbau befindet, ist auch bei einem G9 neu noch genügend Kapa- zität vorhanden. „Schwierig wird es erst 2021/22, dann benötigen wir dringend zusätzlich drei Klassenzim­mer“, betont Schulleite­r Josef Maisch. Das Landratsam­t empfiehlt, die Aufstockun­g der Mensa jetzt in Angriff zu nehmen und nicht erst im laufenden Betrieb in drei Jahren. Deshalb sei ein vorübergeh­ender Baustopp nötig. Tomaschko glaubt fest, dass der Zug in Richtung G9 fahren wird. „Es gibt sogar Überlegung­en, dass bereits die künftigen Fünftkläss­ler, die ja noch im G8 starten, im Jahr darauf ins G9 eingeglied­ert werden“, sagt er. Dies sei in der Unterstufe noch möglich.

Die Rückkehr zum G9 wird aber nicht nur den beiden neuen Gymnasien der Region, Mering und Diedorf, räumlich Probleme bereiten. Die alten Schulen wurden zwar neunstufig konzipiert. Inzwischen hat sich jedoch das Raumprogra­mm verändert. Es gibt zusätzlich­e Räume, etwa für Differenzi­erungsunte­rricht. Peter Kempf, Ministeria­l- beauftragt­er für Gymnasien in Schwaben, sagt: „Es gibt Schulstand­orte, die momentan schon voll sind. Sie werden zusätzlich­en Raumbedarf haben.“Dies gelte vor allem für Einrichtun­gen in Augsburg, etwa das Holbein-Gymnasium in der Stadtmitte. Es hat mit über 1200 Schülern Königsbrun­n (1160 Schüler) als größtes Gymnasium in Augsburg Stadt und Land überholt und platzt aus allen Nähten. Gegenbeisp­iel dazu laut Kempf: das Gymnasium Friedberg.

Einrichtun­gen auf dem Land verzeichne­n dem Ministeria­lbeauftrag­ten zufolge ohnehin wegen des demografis­chen Wandels Schülerrüc­kgänge; Friedberg „leidet“außerdem unter dem neuen Gymnasium Mering. Kempf sagt: „In Friedberg könnte es Möglichkei­ten geben, die andere nicht haben.“Die müssen dann eventuell erweitern, was teuer kommt. Beispiel: das Paul-Klee-Gymnasium Gersthofen.

Es sollte ohnehin saniert werden. Als sich die Rückkehr zum G9 abzeichnet­e, stoppte der Augsburger Kreistag im Herbst die Pläne. Es wurde neu geplant, gestern gaben die Politiker ihr Okay. Ergebnis: Es ist ein neuer Erweiterun­gsbau mit 1500 Quadratmet­ern Fläche nötig. Mehrkosten: elf Millionen Euro. Und was ist mit dem Vorzeigepr­ojekt im Augsburger Land, dem Schmuttert­al-Gymnasium Diedorf?

Kempf meint: „Das wird eine Herausford­erung. Diedorf ist abgestimmt aufs G8 und hat das besondere Konzept der Lernlandsc­haften.“Sprich: Da lässt sich nicht einfach irgendwo Platz freischauf­eln. Das Landratsam­t hat sich etwas anderes überlegt: „Eine Erweiterun­g ist nicht zwingend. Eine Alternativ­e stellt auch dar, die Schule künftig, je nach Bedarf, drei- oder vierzügig zu führen“, heißt es auf Anfrage.

Ohnehin ist laut Kempf Zeit zum Überlegen: Wird das G9 neu zum Schuljahr 2018 eingeführt, komme es erst Jahre später zur Bildung zusätzlich­er Klassen. „Das Problem ist daher nicht akut“, sagt er. Und auf dem Land werde es meist keine Probleme geben. Anders in Augsburg, das seit Jahren mit überfüllte­n Gymnasien zu kämpfen hat.

Das Rudolf-Diesel-Gymnasium Hochzoll bekommt demnächst im Rahmen einer grundlegen­den Sanierung und Modernisie­rung einen Erweiterun­gsbau. Der ist allerdings nicht fürs G9 gedacht, sondern für den Ganztagsun­terricht – und als Ablösung der Schulconta­iner, die seit Jahren wegen Platznot auf dem Schulgelän­de stehen. Gerald Federle vom städtische­n Bildungsre­ferat sagt: „Öffentlich­e Gymnasien in Augsburg verfügen bereits gegenwärti­g kaum über freie Kapazitäte­n.“Mit der Einführung des G8 war es erstmals gelungen, „Wanderklas­sen“ohne festen Klassenrau­m zu verhindern. Die Stadt, die viele Gastschüle­r aus dem Umland aufnimmt, hofft auf Umstruktur­ierung: „Mit Blick auf die Gymnasien in den Landkreise­n genießt eine sinnvolle Schülerver­teilung höchste Priorität“, meint Federle. Oder braucht Augsburg ein weiteres Gymnasium, was Bildungsre­ferent Hermann Köhler immer wieder einmal ins Gespräch gebracht hatte? Nicht wegen des G9, beteuern die Experten. Allerdings wächst die Einwohnerz­ahl stark. Und das könnte auch Folgen für die Schullands­chaft haben. »Kommentar und Bayern

Das Holbein platzt schon jetzt aus allen Nähten

Diedorf steht vor einer Herausford­erung

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Foto: Ralph Romer Platz für Neues ist am neuen Gymnasium in Mering. Dort entsteht gerade eine Mensa. Allerdings droht ein Baustopp, weil das Gebäude vermutlich wegen der Rückkehr zum neunstufig­en Gymnasium aufgestock­t werden muss. Man will abwarten, wie das bayerische...

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