Koenigsbrunner Zeitung

Als Augsburg noch einen großen Umzug hatte

Veranstalt­ungen Wenn am Donnerstag das närrische Finale beginnt, wird es in der Innenstadt wieder keinen Umzug geben. Nur in der Firnhabera­u lebt die Tradition fort. Bis zum Jahr 1975 sah es anders aus

- VON MICHAEL HÖRMANN

Fasching in Augsburg – das ist eine ernste Angelegenh­eit. Allerdings derzeit mit geringer Außenwirku­ng. Die Narren bleiben eher unter sich. Einen großen Faschingsu­mzug durch die Innenstadt gibt es nicht. Allenfalls die Älteren werden sich daran erinnern, dass Augsburg nicht immer eine faschingsf­reie Zone gewesen ist. Im Jahr 1975 fand zuletzt ein Umzug in der Innenstadt statt. Der ging aber, wie der Blick ins Zeitungsar­chiv verrät, dermaßen ins Geld, dass es danach keinen mehr gab. Die Narren ließen fortan die Finger davon. Dabei hat Augsburg eine lange Faschingst­radition.

Im März 1886 wurde der erste große Faschingsz­ug für Augsburg angekündig­t. Rund 350 Masken, 178 Pferde und 50 Wagen würden teilnehmen, kündigte der damals neu gegründete „Carnevals-Verein Augsburg“an. „Local-politisch-humoristis­ch-satyrische Gruppen“sollten sich zwischen „Equipagen“mit historisch­en Bezügen und dem Prachtwage­n „Augusta“einreihen. Prinz Carneval werde vom reich geschmückt­en Galawagen grüßen. Die humoristis­che Idee des umtriebige­n Hauptorgan­isators Georg Reinhardt – Augsburger Künstler, Schauspiel­er und Arrangeur – war von überrasche­nd vielen närrischen Freunden unterstütz­t worden. Dem Maskenumzu­g von 1886 folgten viele weitere fantasievo­lle Gaudiwürme­r. Gerade in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg standen die Umzüge hoch im Kurs. Tausende Besucher verfolgten das Geschehen.

In einem Stadtteil wird die Tradition des Umzugs weiterhin aufrechter­halten. In der Firnhabera­u steht der Fasching unter dem Motto „Jux und Radau in der Firnhabera­u“. Seit 1972 gibt es den Umzug. Am vergangene­n Sonntag verfolgten hunderte Besucher das bunte Treiben auf den Straßen. Eingeführt wurde der Umzug vom damaligen Stadtpfarr­er Anton Schmid. Er war damals aus Mindelheim nach Augsburg gekommen. In der Stadt im Unterallgä­u wird der Fasching ganz anders zelebriert.

Was also ist vom Fasching in Augsburg wahrnehmba­r? Zum Start in den Faschingse­ndspurt wird am kommenden Samstag um 11 Uhr vor dem Rathaus der Narrenbaum aufgestell­t. Organisato­r ist die Interessen­gemeinscha­ft der Faschingsg­esellschaf­ten aus Augsburg und Umgebung „Under oiner Kapp“(Augspurgia, CCK Königsbrun­n, FFC Augsburg, Lechana Gersthofen, Narrneusia Neusäß). Wie in den Vorjahren steht eine Bühne auf dem Rathauspla­tz. Bis Dienstag, 28. Februar, findet jeweils von 12 bis 19 Uhr ein buntes Treiben statt. Von Samstag bis Dienstag ist außerdem Faschingst­reiben mit verschiede­nen Gesellscha­ften in der City-Galerie.

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Foto: Paul Engert, Archiv Der Faschingsu­mzug im Jahr 1953 führte durch die Frauentors­traße (das Foto entstand in Blickricht­ung zum Dom). Tausende Be sucher verfolgten den Zug am Straßenran­d.
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Foto: Bernd Hohlen Am Sonntag fand der Umzug in der Firn haberau statt.

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