Die Countrymusik kehrt zu ihren Wurzeln zurück
Konzert Mit Ray Scott wird in Untermeitingen in der Four Corners Music Hall erneut ein großer Name der US-amerikanischen Countryszene präsentiert
Untermeitingen Bereits eine Stunde vor Beginn ist kaum noch ein Platz zu finden. Stimmengewirr, der Duft von Steaks, Pizza und Burger erfüllt den Raum. Gedämpftes Licht schafft eine angenehme Atmosphäre. Irritierend ist die Auszeichnung der Speisekarte in Euro, wäre doch der Dollar die passendere Währung. Denn: So authentisch amerikanisch ist die Four Corners Music Hall. „Wir haben heute Full House“, bemerkt Bill Wallace, Betreiber des Lokals sichtlich zufrieden.
Während Danny Wünschel, Träger des deutschen Countrypreises 2016 als Newcomer des Jahres das Publikum mit eigenen und gecoverten Liedern im Vorprogramm stilecht unterhält, bereitet sich Ray Scott mit Band im Backstage-Bereich auf seinen Auftritt vor. Gerne steht er unserer Zeitung für ein Gespräch zur Verfügung. „Ob in der Grand Old Opry in Nashville oder hier im Four Corners oder wie gestern in Zürich vor 1000 Gästen, jede Bühne hat ihren Reiz“, sagt Scott mit ruhiger, sonorer Stimme. Hier im Corners sei die Nähe zum Publikum besonders intensiv, die Countrymusik als Volksmusik kehre zu ihren Wurzeln zurück, ergänzt er. Deshalb habe er, nachdem die Popmusik in Nashville und bei den Plattenfirmen Einzug gehalten hatte, sein eigenes Label gegründet. „Ich wollte meinen Stil der bodenständigen Musik nicht verlassen. Darum war der Schritt unausweichlich.“Diese Bodenständigkeit ist nach den ersten Minuten seines Auftrittes zu spüren und springt sofort auf die 130 Besucher über. Eine Parallele zur Blasmusik drängt sich auf. Im Vergleich zu sehr guten inländischen Countrybands versprüht Scott eine solch spürbare authentische Atmosphäre, die dem Bayerischen Defiliermarsch, gespielt von einer guten bayrischen Blaskapelle im Gegensatz zu einer amerikanischen Brassband entspricht. Aber nicht nur der Countrystar überzeugt voll. Nick Diomedes am Schlagzeug mit seinem akzentuierten Spiel und Tommy Michael am Bass schaffen das raumfüllende Fundament für die mal treibenden, mal schleichenden Rhythmen.
Die Sologitarre mit ihren sowohl klaren, brillanten als auch warmen, leicht verzerrten Tönen wird von Mike Bourque meisterlich in Szene gesetzt. Die klassischen Klangmerkmale der Countrymusik bringt Troy Klontz durch sein gefühlvolles und unaufdringliches Spiel der Slide- und Pedalsteelgitarre ein. Mit „Drinking Beer“, Gipsy“, „My Kind of Music“, „Those Jeans“und vielen anderen Liedern aus seinen vergangenen Alben sowie seiner neuen Produktion „Guitar For Sale“begeistert Ray Scott sein Publikum.
Gänsehautstimmung stellt sich bei „Luckenbach, Texas“ein, vor Spielfreude strotzende Soli dringen beim „Folsom Prison Blues“in die Ohren der begeistern Zuhörer. Der ständige Wechsel zwischen klassischem Country und Countryrock kommt bei den Gästen sehr gut an. Mit kurzen Geschichten zwischendurch moderiert Scott selber die Veranstaltung. „Ihr seid der Grund, warum wir hier sind“, ruft er auf Amerikanisch in die Menge und erntet großen Beifall. Nach zwei Stunden ohne Pause und vier Zugaben beendet Ray Scott und seine Band dieses so authentische Konzert und unterstreicht damit den hohen Stellenwert des Untermeitinger Four Corners als Veranstaltungsort der Countryszene in Deutschland.