Herzblut bei Operettenmelodien und Evergreens rühren zu Tränen
Konzert Im evangelischen Gemeindezentrum berühren und begeistern Tenor Markus Feodor Rilling und Pianist Wolfgang Kraemer die Gäste und entlarven die Sänger im Publikum
Königsbrunn Es ist sofort zu spüren, wenn man den Saal betritt. Hier herrscht gespannte Vorfreude und eine fast andachtsvolle Stille auf einen entspannten Konzertabend. Auf dem Programm stehen Operettenmelodien und Evergreens von Emmerich Kálmán, Franz Lehár, Johann Strauss oder auch Robert Stolz.
Die Zuhörer kommen in froher Erwartungshaltung auf Lieder, die sie kennen und lieben, dazu von einem Sänger, der ihnen nicht unbekannt ist. Er wird später, nach dem Konzert, von einigen Zuhörern herzlich begrüßt. Bereits mehrfach trat der Tenor Markus Feodor Rilling in der evangelischen Gemeinde auf. In früheren Zeiten half er als Organist im Gottesdienst aus, wenn der ehemalige Kantor Klaus Bormann selbst verhindert war.
Zusammen mit Pianist Wolfgang Kraemer gestaltet Rilling diesen Abend souverän. Es ist zu spüren, dass sich die beiden Künstler seit 1996 kennen und gemeinsam auftreten. Sie machten bereits zwei CDProduktionen miteinander und sind wunderbar aufeinander eingespielt. Doch es ist kein routiniertes Abspulen eines Programms, sondern ein sicheres und fein abgestimmtes Miteinander. Beiden ist ihre Bühnenerfahrung anzumerken, jeder hat unabhängig voneinander seine eigene musikalische Karriere.
Kraemer macht Kammermusik mit seinem Trio allegretto, ist seit 2015 Leiter der Musikschule in Karlsfeld und begleitete den Tölzer Knabenchor auf dessen zweiwöchiger Chinareise. Rilling ist freischaffender Sänger und übt dies im Bereich von Oratorien, Opern sowie Liederabenden aus. Dieses Repertoire zeigt sich im Vortrag. Erstaunlich, wie er aus den unterschiedlichen Stimmungen und Affektionen der Liederrollen sofort umschwenken kann. Vom melodramatischen „Wolgalied“aus Lehárs „Zarewitsch“zum werbenden „Komm in die Gondel, mein Liebchen“aus Johann Strauss „Eine Nacht in Venedig“oder vom temperamentvollen „Komm Zigan! Spiel mir was ins Ohr“aus Kálmáns „Gräfin Mariza“zum leichtfüßigen „Ich bin nur ein armer Wandergesell“aus Eduard Künnekes „Vetter von Dingsda“.
Das Publikum honoriert die Darbietung mit kräftigem Applaus. Und manch einer wischt sich bei dem ein oder anderen Evergreen Tränen aus den Augenwinkeln – so sehr Rilling trifft ins Herz, ohne dass er dabei schmalzig im Tremolo verliert. Sein Tenorgesang ist klar, seine Aussprache deutlich. Es ist jedes Wort zu verstehen. Ein paar Zuhörer singen immer wieder leise mit. So erklärt Hermann Ankenmüller, der mit feuriger Begeisterung mitgeht und früher selbst solistisch beim Liederkranz auftrat: „Ich konnte nicht anders, es hat mich so in der Seele getroffen, und ich kenne diese Lieder von Jugend an.“
Renate und Adolf Wagner, die erstmals den Tenor Rilling erlebten, waren sehr angetan. Sie kamen aufgrund der Vorankündigung in unserer Zeitung. Mit „Uns hat auch die Zusammenstellung des Programms begeistert“unterstreichen sie den unterhaltsamen Abend, der mit zwei Zugaben verlängert wird.