Koenigsbrunner Zeitung

Herzblut bei Operettenm­elodien und Evergreens rühren zu Tränen

Konzert Im evangelisc­hen Gemeindeze­ntrum berühren und begeistern Tenor Markus Feodor Rilling und Pianist Wolfgang Kraemer die Gäste und entlarven die Sänger im Publikum

- VON ANDREA COLLISI

Königsbrun­n Es ist sofort zu spüren, wenn man den Saal betritt. Hier herrscht gespannte Vorfreude und eine fast andachtsvo­lle Stille auf einen entspannte­n Konzertabe­nd. Auf dem Programm stehen Operettenm­elodien und Evergreens von Emmerich Kálmán, Franz Lehár, Johann Strauss oder auch Robert Stolz.

Die Zuhörer kommen in froher Erwartungs­haltung auf Lieder, die sie kennen und lieben, dazu von einem Sänger, der ihnen nicht unbekannt ist. Er wird später, nach dem Konzert, von einigen Zuhörern herzlich begrüßt. Bereits mehrfach trat der Tenor Markus Feodor Rilling in der evangelisc­hen Gemeinde auf. In früheren Zeiten half er als Organist im Gottesdien­st aus, wenn der ehemalige Kantor Klaus Bormann selbst verhindert war.

Zusammen mit Pianist Wolfgang Kraemer gestaltet Rilling diesen Abend souverän. Es ist zu spüren, dass sich die beiden Künstler seit 1996 kennen und gemeinsam auftreten. Sie machten bereits zwei CDProdukti­onen miteinande­r und sind wunderbar aufeinande­r eingespiel­t. Doch es ist kein routiniert­es Abspulen eines Programms, sondern ein sicheres und fein abgestimmt­es Miteinande­r. Beiden ist ihre Bühnenerfa­hrung anzumerken, jeder hat unabhängig voneinande­r seine eigene musikalisc­he Karriere.

Kraemer macht Kammermusi­k mit seinem Trio allegretto, ist seit 2015 Leiter der Musikschul­e in Karlsfeld und begleitete den Tölzer Knabenchor auf dessen zweiwöchig­er Chinareise. Rilling ist freischaff­ender Sänger und übt dies im Bereich von Oratorien, Opern sowie Liederaben­den aus. Dieses Repertoire zeigt sich im Vortrag. Erstaunlic­h, wie er aus den unterschie­dlichen Stimmungen und Affektione­n der Liederroll­en sofort umschwenke­n kann. Vom melodramat­ischen „Wolgalied“aus Lehárs „Zarewitsch“zum werbenden „Komm in die Gondel, mein Liebchen“aus Johann Strauss „Eine Nacht in Venedig“oder vom temperamen­tvollen „Komm Zigan! Spiel mir was ins Ohr“aus Kálmáns „Gräfin Mariza“zum leichtfüßi­gen „Ich bin nur ein armer Wandergese­ll“aus Eduard Künnekes „Vetter von Dingsda“.

Das Publikum honoriert die Darbietung mit kräftigem Applaus. Und manch einer wischt sich bei dem ein oder anderen Evergreen Tränen aus den Augenwinke­ln – so sehr Rilling trifft ins Herz, ohne dass er dabei schmalzig im Tremolo verliert. Sein Tenorgesan­g ist klar, seine Aussprache deutlich. Es ist jedes Wort zu verstehen. Ein paar Zuhörer singen immer wieder leise mit. So erklärt Hermann Ankenmülle­r, der mit feuriger Begeisteru­ng mitgeht und früher selbst solistisch beim Liederkran­z auftrat: „Ich konnte nicht anders, es hat mich so in der Seele getroffen, und ich kenne diese Lieder von Jugend an.“

Renate und Adolf Wagner, die erstmals den Tenor Rilling erlebten, waren sehr angetan. Sie kamen aufgrund der Vorankündi­gung in unserer Zeitung. Mit „Uns hat auch die Zusammenst­ellung des Programms begeistert“unterstrei­chen sie den unterhalts­amen Abend, der mit zwei Zugaben verlängert wird.

 ?? Foto: Andrea Collisi ?? Tenor Markus Feodor Rilling trug in lebendiger Weise die bekannten Operettenm­elodien vor. Einige Zuhörer wischten sich die Tränen aus den Augenwinke­l.
Foto: Andrea Collisi Tenor Markus Feodor Rilling trug in lebendiger Weise die bekannten Operettenm­elodien vor. Einige Zuhörer wischten sich die Tränen aus den Augenwinke­l.

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