Koenigsbrunner Zeitung

Verschnauf­pause vor dem nächsten Kraftakt

- VON CHRISTOPH FREY

Finanzen Der Landkreis Augsburg beschließt den Haushalt und senkt die Umlage, die die Kommunen bezahlen müssen. Ob das der richtige Schritt war, ist in der Politik umstritten

Landkreis Augsburg Gegen drei Stimmen hat der Kreistag gestern den Haushalt für das Jahr 2017 verabschie­det. Er sieht Ausgaben von 260 Millionen Euro vor. Die Schulden sollen um eine Million Euro sinken, auch die Belastunge­n für die Gemeinden, weil die Kreisumlag­e um 0,75 Prozent sinkt. Im Gegensatz zu den vergangene­n Jahren sind in diesem Jahr keine großen neuen Investitio­nsvorhaben vorgesehen.

Diskussion­en gab es noch einmal über die Senkung der Kreisumlag­e, die von CSU, FW und SPD befürworte­t worden war. Kritiker aus den Reihen von Grünen und FDP/ ÖDP lehnten „Geschenke“an die Gemeinden ab, der Landkreis solle lieber Schulden tilgen.

Landrat Martin Sailer verwies auf die guten wirtschaft­lichen Rahmenbedi­ngungen. Steuereinn­ahmen in noch nie da gewesener Höhe ermöglicht­en es, Schulden abzubauen und Geld für Radwege oder Schulen auszugeben. „Wir müssen die Gelegenhei­t beim Schopf packen“, sagte der Landkreisc­hef. Er wies zugleich auf die finanziell­en Herausford­erungen der Zukunft hin. Die Generalsan­ierung des Paul-Klee-Gymnasiums in Gersthofen soll ab 2019 im Gesamtpake­t weit mehr als 50 Millionen Euro kosten und auch die Umwandlung des Klinikums in eine staatliche Uni-Klinik wird dem Landkreis noch einmal einen finanziell­en Kraftakt abverlange­n. Im Raum steht laut Sailer neben der Übernahme eines Anteils der Altschulde­n weitere 65 Millionen Euro für Umbauvorha­ben, die nicht vom Freistaat gefördert werden.

CSU-Fraktionsc­hef Lorenz Müller wertete die gute wirtschaft­liche Situation als Ergebnis der eigenen Politik. „Dieser Erfolg kommt nicht von ungefähr, sondern ist Teil einer langfristi­gen Agenda der CSU.“Auch in den kommenden Jahren werde der Landkreis in Infrastruk­tur und Bildung investiere­n. Als beispielha­ft führte Müller die 34 Millionen Euro an, die der Landkreis in diesem Jahr für Unterhalt und Ausstattun­g seiner Schulen ausgibt. In dieser Summe sind die Ausgaben für Investitio­nen wie den Neubau des Berufsschu­lzentrums, der kurz vor dem Abschluss steht, nicht enthalten. Der Schwabmünc­hner Bürgermeis­ter unternahm auch einen Ausflug in die große Politik. Ereignisse wie Brexit und TrumpWahl zeigten, wie verunsiche­rt die Menschen sind. Das spüre auch die Kommunalpo­litik. Müller: „Es fällt uns schwer, unsere Erfolge darzustell­en.“Dabei werde in den Kommunen gute Politik gemacht.

Ähnlich argumentie­rte der neue Fraktionss­precher der Freien Wäh- ler, Fabian Mehring. „Wir hier im Kreistag, von den Grünen bis zur CSU, sind es, die gute Politik leisten.“Das müssten alle Parteien im Kreistag deutlich machen und sich so gegen die Populisten von rechts abgrenzen, die auch in Deutschlan­d erstarken. Mehring warb mit Blick auf die Landkreis-Finanzen dafür, auch in den kommenden Jahren Schulden abzubauen.

Deshalb müsse der Landkreis auch seine Personalko­sten im Auge behalten, die mittlerwei­le bei rund 35 Millionen Euro im Jahr liegen. Im Bereich Klimaschut­z gebe es in der Zwischenze­it mehrere Stellen, die das gleiche Politikfel­d bearbeiten, warnte Mehring. Hier könne die Verwaltung effiziente­r arbeiten.

SPD-Fraktionss­precher Harald Güller stelle das Schlagwort „Soziale Gerechtigk­eit“in den Mittelpunk­t seiner Ausführung­en. Diese sei die Messlatte für die Kreistagsf­raktion der SPD. Ein wichtiger Punkt seien in diesem Zusammenha­ng die Bildungsch­ancen im ganzen Landkreis. Güller bezeichnet­e die Generalsan­ierung des Paul-Klee-Gymnasiums als finanziell­e Herausford­erung, weil der Landkreis immer wieder neue Konzepte verfolgen müsse. Güller kritisiert­e das „Chaos im Kultusmini­sterium“. Wie berichtet, muss das Gymnasium in Gersthofen nun noch größer werden, um für die Rückkehr zum G9 gerüstet zu sein. An die Adresse der Schulfamil­ie appelliert­e Güller, mit den Plänen des Landkreise­s zufrieden zu sein: „Ein Umbau ist kein Wunschkonz­ert.“Für die anstehende Tarifrefor­m im Nahverkehr forderte Güller einen Ausgleich zwischen Stadt und Land. Auch das sei ein Stück sozialer Gerechtigk­eit.

Die Kritik der Grünen machte deren Sprecherin Ursula Jung nicht am Inhalt des Zahlenwerk­s fest, sondern am Stil der Entscheidu­ngsfindung. Landrat Sailer habe ohne Rücksprach­e mit den Kreisräten eine Senkung der Kreisumlag­e angekündig­t und diese damit überrumpel­t. Sailer wies dies zurück. Er habe nur einen Vorschlag gemacht und das sei wohl sein gutes Recht. Unabhängig davon halten die Grünen die Senkung für falsch. Der Kreis müsse selbst Schulden abbauen und in Schulen und Klimaschut­z investiere­n. Jung: „Wir wollen eine nachhaltig­e finanz- und enkeltaugl­iche Landkreisp­olitik.“

Manfred Buhl (FDP/ÖDP) erneuerte seine Kritik an der Senkung der Kreisumlag­e. Er erinnerte an das vor Jahren formuliert­e Ziel einer Schuldenob­ergrenze für den Landkreis. Dessen Verschuldu­ng werde aber nicht zuletzt wegen des Gersthofer Gymnasiums wachsen.

In der Abstimmung hatten die Kritiker einer Kreisumlag­en-Senkung aber keine Chance. Sie geht von 49,75 auf 49 Punkte herunter. Danach müssen die Städte, Märkte und Gemeinden im Kreis an diesen heuer mehr als 122 Millionen Euro zahlen.

 ??  ??
 ?? Archivfoto: Marcus Merk ?? Die Generalsan­ierung des Gersthofer Paul Klee Gymnasiums wird in den kommenden Jahren dem Landkreis Augsburg einen finanziell­en Kraftakt abverlange­n.
Archivfoto: Marcus Merk Die Generalsan­ierung des Gersthofer Paul Klee Gymnasiums wird in den kommenden Jahren dem Landkreis Augsburg einen finanziell­en Kraftakt abverlange­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany