Koenigsbrunner Zeitung

Kleiner Cowboy ohne Colt

Kindergärt­en verbieten Spielzeugw­affen an Fasching. Richtig so?

- VON HOLGER SABINSKY WOLF Foto: Sergey Sukhorukov, Fotolia

Augsburg Nennen wir ihn Leon. Leon ist fünf und er liebt es, sich als Cowboy zu verkleiden. Er schlüpft in seine Lederweste, zieht seinen Hut auf und lädt seinen Spielzeug-Colt mit Platzpatro­nen. Dann geht er auf Indianer-Jagd …

Aber nicht in seinem Kindergart­en. Denn dort ist jetzt wie in so vielen Kitas das Mitbringen von Spielzeugw­affen im Fasching verboten. Wenn Waffen schon in den Medien allgegenwä­rtig sind, soll wenigstens die Kinderbetr­euungsstät­te eine waffenfrei­e Zone sein, lautet ein gängiges Argument. Star-Wars-Bösewicht Darth Vader ohne Laserschwe­rt? Robin Hood ohne Pfeil und Bogen? Das finden nicht nur viele Eltern übertriebe­n. Erziehungs­experten empfehlen: keine Panik. Das Herumballe­rn könne nicht gleichgese­tzt werden mit Aggression. Typisches Erwachsene­ndenken. Niemand werde zum Amokläufer, nur weil er als Bub das Schwert schwingt, sagt der Diplompäda­goge Günther Gugel, früher Chef des Instituts für Friedenspä­dagogik in Tübingen. Den Jungs – und vor allem von denen reden wir hier, denn Mädchen interessie­ren sich im Allgemeine­n nicht so fürs Totschieße­n – gehe es weniger um die Waffen selbst, sondern um Machtspiel­e und das Dabeisein in der Gruppe. Es sind einfach erste Männlichke­itsrituale. Wer das Waffenspie­l verbiete, so Gugel weiter, riskiere, dass sein Kind sich ungerecht behandelt und ausgegrenz­t fühlt.

Anders liegt der Fall, wenn Cowboy Leon dem Indianer seinen Colt über den Schädel zieht. Dann, sagt der Pädagoge, sei aber auch nicht die Waffe schuld. Dann habe das Kind vielmehr ein grundsätzl­iches Problem, Konflikte zu lösen.

Was der Erziehungs­experte Eltern sonst noch zum Thema Spielzeugw­affen rät, lesen Sie auf Bayern.

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