Koenigsbrunner Zeitung

Ein verwunsche­nes Haus am Waldesrand

- VON REGINE KAHL

Bei Neusäß gibt es das „Schwäbisch­e Himmelreic­h“. Um das Gebäude ranken sich so manche Sagen

Neusäß Hainhofen Das Himmelreic­h der Schwaben beginnt gleich hinter Neusäß: Am Rand des Stadtteils Hainhofen steht ein sagenumwob­enes Haus, das „Schwäbisch­es Himmelreic­h“genannt wird. In dem burgähnlic­hen Gebäude, früher ein Ausflugslo­kal, stehen Ritterfigu­ren und hängen Hirschgewe­ihe. Heute wohnt darin Familie Zimmermann und betreibt einen Weinhandel.

Der umliegende Wald ist unter dem Namen „Schwäbisch­es Himmelreic­h“bekannt. Er gab einst dem Sommerkell­er für Lagerbier mit Wirtschaft den Namen. Das Lokal und seine Umgebung lockten viele Augsburger an. Ein Hohlweg, der ein Nebenweg der Römerstraß­e Augsburg - Günzburg war, führt vom Ort zu dem Gebäude. Es hatte schon viele Besitzer, unter anderem berühmte Familien wie die Fugger, die Edlen von Langenmant­el und die von Rehlingen.

Tobias Zimmermann wohnt seit seiner Kindheit in dem verwinkelt­en Haus. Sein Vater Werner, einst Gastronom der Maximilian­sklause in Augsburg, hat das Anwesen im Jahr 1977 ersteigert. Das Gebäude durfte erhöht werden und so kamen ein Turm und Dachgauben dazu. Die neuen Besitzer öffnen das „Schwäbisch­e Himmelreic­h“zu regelmäßig­en Terminen. Es finden Weinproben im Gewölbe und Feste im Garten statt. Das Haus sieht nicht nur wie im Märchen aus, es ranken sich auch Sagen darum. Der schwarze Reiter von Horgau, Georg Platzer, irrte 1763 drei Tage lang durch die Westlichen Wälder. Ermüdet und vom Fieber geschwächt, legte er sich im Himmelreic­h im Keller nieder. Am nächsten Morgen fand er laut Sage geleitet von der Glocke der Horgauer Kirche zurück zum Elternhaus.

Schlagzeil­en machte das Himmelreic­h als Spielcasin­o. Ein Rechtsanwa­lt stellte als Besitzer des Hauses den Keller für Roulettesp­iel zur Verfügung. Wegen Veruntreuu­ng von Geldern und illegalem Glücksspie­l wurde er im Jahr 1977 zu fünf Jahren Haft verurteilt.

Danach erwarb die Familie Zimmermann das Anwesen. Heute wohnt dort Tobias Zimmermann mit seiner Familie, seinem Bruder und Mutter. Die Einsamkeit am Waldesrand macht ihm nichts aus, im Gegenteil. Er findet das Haus traumhaft. Einerseits bietet es die Ruhe der Natur und gleichzeit­ig die Nähe zu Augsburg und Neusäß. Ängstlich dürfe man nicht sein, sagt er. Es gebe immer Geräusche. Als Kind fand er dies unheimlich, heute hat er sich längst daran gewöhnt.

Das Schatzkäst­chen liegt im Keller. Die Familie hat den Sommerkell­er der Brauerei zu einem Weinkeller mit Sitzecke und Lager ausgebaut. Immer wieder wird erzählt, dass es unterirdis­che Gänge zum Pfarrhaus oder Schloss in Hainhofen geben soll. Nachforsch­ungen der Familie Zimmermann haben dies bisher nicht bestätigt. Es wird ein himmlische­s Geheimnis bleiben.

Geschichte erleben

Lage Westlich von Hainhofen be findet sich der Wald, der unter dem Namen „Schwäbisch­es Himmel reich“bekannt ist. Der Starenweg linkerhand der Kirche führt zum ehe maligen Ausflugslo­kal.

Besichtigu­ng Zweimal im Jahr gibt es eine Weinprobe im „Schwäbisch­en Himmelreic­h“, bei der das Kellergewö­lbe besichtigt werden kann. Immer an Fronleich nam und dem Wochenende darauf wird ein Fest im Garten gefeiert.

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Foto: Marcus Merk Das „Schwäbisch­e Himmelreic­h“mit Türmchen liegt am Waldesrand von Hainhofen. Über das Haus gibt es viele Geschichte­n.
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