Koenigsbrunner Zeitung

So lange stehen Autofahrer in Augsburg im Stau

Der Verkehr als Zeitkiller: Wer zu Stoßzeiten mit dem Auto fahren muss, hat im vergangene­n Jahr im Schnitt fast 14 Stunden für das Warten verschwend­et. Der Vergleich mit anderen Städten ist überrasche­nd

- VON JÖRG HEINZLE

Pendler, die morgens aus Richtung Süden oder Norden nach Augsburg zur Arbeit fahren, werden vermutlich den Kopf schütteln, wenn sie diese Zahlen lesen. Denn vor allem auf der B 17 und auch auf der B 2 gibt es zu Stoßzeiten immer wieder Staus. Zuletzt traf es die von Süden kommenden Autofahrer besonders oft – wegen zahlreiche­r Baustellen. Doch im bundesweit­en Vergleich erscheinen die Verkehrspr­obleme in Augsburg insgesamt sehr überschaub­ar. In einer großen Rangliste der staugeplag­ten Großstädte liegt Augsburg auf einem – in diesem Fall guten – hinteren Platz.

Konkret bedeutet das: In Augsburg standen Autofahrer, die zu Stoßzeiten unterwegs sind, im gesamten vorigen Jahr im Schnitt 13,6 Stunden im Stau. Die Stadt belegt damit den 43. Platz unter den 62 untersucht­en deutschen Städten. Zum Vergleich: In der benachbart­en Millionens­tadt München summierte sich die durchschni­ttliche Wartezeit der Autofahrer während der „Rush Hour“im Vorjahr auf rund 48 Stunden. Umgerechne­t also zwei Tage. Damit belegt die Metropole an der Isar den eher unrühmlich­en ersten Platz in dieser Rangliste.

Auch in weiteren Städten in Bayern, die für die Studie des Unternehme­ns Inrix unter die Lupe genommen wurden, ist es für Autofahrer auf dem Weg von und zur Arbeit unangenehm­er als in Augsburg. In Würzburg kommen sie auf eine jährliche Wartezeit von im Schnitt 34 Stunden, in Nürnberg sind es 28 Stunden, in Regensburg immerhin 23 Stunden. Besser als Augsburg schneidet in Bayern nur Bayreuth mit einer Wartezeit von elf Stunden ab. Allerdings ist die Stadt in Oberfranke­n mit ihren rund 72 000 Einwohnern auch deutlich kleiner als Augsburg, das an der Marke von 300 000 Bewohnern kratzt.

Es gibt mögliche Erklärunge­n dafür, warum die Augsburger Autofahrer zu Stoßzeiten weniger von Staus geplagt sind. Augsburg ist mit seinen Firmen und Behörden zwar ein Magnet für Beschäftig­te. Rund 70 000 Menschen kommen täglich von außerhalb zum Arbeiten in die Stadt, viele nutzen dafür das Auto. Im Vergleich zu anderen Regionen ist die Zahl der sogenannte­n Einpendler allerdings nicht besonders hoch. In Regensburg, das nicht einmal halb so groß ist wie Augsburg, liegt die Zahl der Einpendler ebenfalls bei rund 70 000. In Nürnberg sind es rund 150 000 Menschen. In München sind es erwartungs­gemäß noch einmal deutlich mehr: Rund 350 000 Menschen wohnen außerhalb der Stadt und müssen tagtäglich hineinfahr­en. Die Sogwirkung der Landeshaup­tstadt reicht bis an den Lech: Auch etwa 8000 Augsburger nehmen das Pendeln nach München auf sich – und stehen, wenn sie das Auto nutzen, dann vor allem dort im Stau.

Nicht nur Autofahrer, die zu Stoßzeiten fahren, leben der Untersuchu­ng zufolge in Augsburg relativ entspannt. Auch wer zu anderen Zeiten unterwegs ist, verschwend­et nicht allzu viel Zeit beim Warten. Die Studie gibt an, dass Autofahrer in Augsburg im Schnitt fünf Prozent ihrer Fahrzeit für Staus aufwenden müssen. Das bedeutet: Wer sich täglich eine Stunde im Verkehr der Stadt bewegt, steht durchschni­ttlich drei Minuten lang im Stau. In Regensburg liegt dieser „Stau-Anteil“bereits bei neun Prozent der Fahrzeit, in Würzburg sind es 14 Prozent und in München 15 Prozent.

Wie lange man in der Realität dann wirklich warten muss, hängt stark vom Wochentag, von der Uhrzeit und auch der Fahrtstrec­ke ab. Zwei Beispiele: Wer tagsüber innerhalb der Stadt herumfährt, muss im Schnitt 13 Prozent der Fahrzeit warten, also knapp acht Minuten pro Stunde. Wer dagegen nachts vom Umland aus in die Stadt fährt, opfert gerade einmal ein Prozent der

Für Pendler auf der B 17 gibt es auch gute Nachrichte­n

Zeit fürs Warten – und damit innerhalb von einer Stunde nur rund eine halbe Minute.

Für die staugeplag­ten Pendler auf der B 17 gibt es indes gute Nachrichte­n. Noch in diesem Jahr soll die Straße im Abschnitt zwischen Messe und Fußball-Arena auf drei Spuren verbreiter­t werden. Außerdem wird ein computerge­steuertes System installier­t, welches die Geschwindi­gkeiten über Tempoanzei­gen so regeln soll, dass weniger Staus entstehen. Allerdings gibt es dieses und nächstes Jahr auch noch Baustellen an Brücken und Arbeiten am Straßenbel­ag. Danach könnte aber erst einmal Ruhe einkehren. Peter Stöferle, Verkehrsex­perte bei der Industrie- und Handelskam­mer für Schwaben (IHK), sieht die B 17 dennoch weiter als Nadelöhr, in dem regelmäßig tausende Pendler feststecke­n. Aus Sicht der IHK benötige Augsburg daher unbedingt eine durchgehen­de Ostumfahru­ng – wie auch immer sie im Detail aussehe. O Die

Studie Die Untersuchu­ng zu den Staus in Großstädte­n stammt vom Un ternehmen Inrix, das Verkehrsan­alysen in Echtzeit anbietet. Für die Studie wur den den Angaben zufolge weltweit 500 Terabyte Daten aus 300 Millionen un terschiedl­ichen Quellen analysiert.

 ?? Archivfoto: Annette Zoepf ?? Ein gewohntes Bild: Stau und stockender Verkehr auf der B 17. Die Straße gilt als Nadelöhr für Pendler, die zu Stoßzeiten in die Stadt fahren müssen. Typisch für Augsburg sind Staus einer aktuellen Studie zufolge aber nicht.
Archivfoto: Annette Zoepf Ein gewohntes Bild: Stau und stockender Verkehr auf der B 17. Die Straße gilt als Nadelöhr für Pendler, die zu Stoßzeiten in die Stadt fahren müssen. Typisch für Augsburg sind Staus einer aktuellen Studie zufolge aber nicht.

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