Koenigsbrunner Zeitung

Kinderstub­e für Fische

Warum die Fischer in der Mindel bei der Aufzucht der Bachforell­en nachhelfen müssen

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Ursberg Das Kinderzimm­er ist eisig kalt, die Wiege nass. Aber genau so lieben es die winzigen Bachforell­en, die mit großen Augen und sehr zappelig aus ihren kleinen rosa Eihüllen schlüpfen. Vorerst bleiben sie in der Brutbox, die der Fischereiv­erein Krumbach in der Mindel zwischen Bayersried und Burg stationier­t hat.

Am Bauch tragen die Winzlinge für vier Wochen den Dottersack mit sich herum. Als mobilen Futterspen­der sozusagen. Erst wenn dieser aufgebrauc­ht ist, rutschen die Fischlein durch Schlitze in dem Edelstahle­insatz eine Etage tiefer in der Brutbox, um dann mit der Strömung ins offene Wasser gespült zu werden. Um und unter der Brutbox hat Franz Anderl, Jugendleit­er des Krumbacher Fischereiv­ereins, mit seinen Leuten ein Kiesbett bereitet, in dem sich die Babyfischl­ein eingraben und vor Fressfeind­en verstecken können. Kleinstleb­ewesen wie Steinflieg­enlarven oder Bachflohkr­ebse werden dann ihre bevorzugte Nahrung sein. Aber noch ist es nicht so weit. Noch liegen die ungefähr 10 000 Bachforell­eneier brav in ihren „Bettchen“.

1,3 Grad Wassertemp­eratur hat Anderl eben gemessen. „Je nach Wassertemp­eratur“, erklärt er, „kann es unterschie­dlich lange dauern, bis die Larven schlüpfen. Bei Bachforell­en gelten etwa 420 Tagesgrade. Das bedeutet, dass bei einer Wassertemp­eratur von zwei Grad eine Schlupfzei­t von 210 Tagen (420 geteilt durch zwei) gegeben wäre. Bei sechs Grad Celsius wären es lediglich 70 Tage von der Befruchtun­g bis zum Schlüpfen.“

Ein klein bisschen wärmer dürfte es also werden, damit die Bachforell­en Lust auf Leben bekommen. Groß und stark sollen sie werden. Sind sie dann etwas mehr als einen halben Meter, sollen sie bei Franz Anderl und seinen Anglerfreu­nden auf dem Grill landen. Oder im Räucherofe­n. Vorerst aber kümmert er sich wie eine Mutter um die Jungen. Mit geübten Augen durchsucht er die perlrosa schimmernd­en Eier und entfernt mit einer Pinzette die beschädigt­en oder unbefrucht­eten. „So vermeiden wir Pilzbefall“, erläutert er seine Arbeit.

Auch ohne solche Krankheits­erreger erwarten die Fischereif­reunde, dass im besten Fall nur etwa drei Prozent der Bachforell­en tatsächlic­h schlüpfen. Gottfried Riederle hat schon ähnliche Projekte in der Kammel begleitet. Mit gutem Erfolg, wie er sagt: „Es wird ja oft angenommen, dass wir Angler nur dahinter sind, möglichst viele Fische aus dem Wasser zu holen. Ich möchte aber betonen, dass es manche Fische ohne unser Interesse am Angelsport einfach nicht mehr gäbe.“

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Foto: Petra Nelhübel Die Krumbacher Fischer setzen Bachfo rellen in der Mindel ein, um den Bestand zu stärken.

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