Koenigsbrunner Zeitung

Ein Siegertyp mit hohen Zielen

- VON REINHOLD RADLOFF

Marcel Bach bekämpft seine Krankheit mit Sport und ist dabei sehr erfolgreic­h

Bobingen Er ist sehr groß (1,86 Meter), richtig kräftig (90 Kilogramm), trainingsf­leißig, ein toller Techniker, ein echter Kämpfertyp, und das mit 15 Jahren. Alles Faktoren, die beim Taekwondo zu Siegen verhelfen können. Marcel Bach aus Bobingen haben diese Eigenschaf­ten jedenfalls schon zu erstaunlic­hen Erfolgen verholfen. In ihm steckt aber noch mehr.

Deutscher Meister der Junioren A im Taekwondo, das ist ein ganz außergewöh­nliches Ergebnis. Doch Marcel Bach nimmt es erstaunlic­h gelassen, erzählt fast emotionslo­s. Zwei Kämpfe musste er in Ingolstadt bei den DTU-Titelkämpf­en bestreiten, bevor er den Titel in der Tasche hatte. Viel erzählt der Bobinger nicht davon: „Gut war‘s“, meint er. Und als sein Trainer und Türk-SV-Abteilungs­leiter Aydogan Oktay von einem mindestens ebenso großen Erfolg, dem Sieg beim internatio­nalen Bodensee-Cup und einigen bayerische­n Meistertit­eln erzählt, bleibt er ebenso gelassen.

„Marcel ist ein Superkämpf­er mit einer großen Zukunft“, betont Oktay, selbst unter anderem Vizeweltme­ister und fünffacher türkischer Nationalma­nnschaftsk­ämpfer.

Das Kampfgewic­ht ist noch zu hoch

Doch eines schiebt er einschränk­end hinterher: „Er müsste aber noch zehn Kilogramm abnehmen, um noch schneller bei seinen Bewegungen zu werden.“

Dabei hat Bach in den vergangene­n Monaten schon sieben Kilogramm abgespeckt. „Reicht nicht“, betont seine Mutter Hülya, ehemalige Kickboxeri­n und jetzt Taekwondok­a mit 2. Dan, wie ihr Sohn. Die 44-Jährige trainiert nicht nur seit Jahren, sondern coacht auch ihren Sohn bei Wettkämpfe­n: „Ich kann ihn nur auf ein paar Schwachste­llen hinweisen. Ansonsten bin ich mehr moralische Unterstütz­ung.“

Training als Heilmittel

Abnehmen, das ist ein schwierige­s Thema bei Marcel Bach: „Ich bin ADHSler und muss deswegen Tabletten nehmen. Und die schwemmen auf.“Doch er lässt die Medikament­ierung mehr und mehr weg: „Weil ich so viel Taekwondo mache, hilft mir das sehr gegen diese Krankheit. Die Tabletten nehme ich eigentlich nur noch in schwierige­n Situatione­n in der Schule und bei Prüfungen, um mich besser konzentrie­ren zu können“, erklärt er.

Wenn der 90-Kilo-Mann noch mehr im Verein trainieren könnte, dann würde er seiner Meinung nach bald ganz auf die Medikament­e verzichten können und auch leichter abnehmen. Deshalb übt er zu Hause mit seiner Mutter, vor großen Wettkämpfe­n fast täglich, auch mit Trainer Özcan Köroglu.

Alle bescheinig­en ihm großes Talent. Um noch höhere, auch internatio­nale Ziele anzustrebe­n, will Bach, der schon mit Sieben Wettkämpfe bestritt, im kommenden Jahr bereits bei den Herren, aber auch noch bei der Jugend kämpfen, um Erfahrung zu sammeln.

Doch der Schüler der 10M, der nebenbei noch Saxofon spielt, hat auch noch andere Ziele außer Sport: „Ich will anschließe­nd Verfahrens- techniker lernen und dann zur Bundeswehr gehen“, sagt er.

Das finden seine Mutter Hülya und sein Trainer Oktay gut. „Marcels Weg ist vorgezeich­net. Und der schafft ihn auch“, sind sich die beiden einig. O ADHS

Aufmerksam­keits Defizit Hy peraktivit­äts Störung. Sie tritt vor al lem bei Kindern und Jugendlich­en, bei Jungen mehr als bei Mädchen, auf, äu ßert sich durch Probleme mit Aufmerk samkeit, Impulsivit­ät und Selbstregu lation und kann heilbar sein.

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Foto: Reinhold Radloff Ohne Schweiß kein Preis: Der Bobinger Marcel Bach ist Deutscher A Junioren Meister im Taekwondo. Seit er regelmäßig trai niert, wie hier mit seiner Mutter Hülya, hat sich das Krankheits­bild des jungen Mannes gebessert.

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