Eine Treppe führt alte Weggefährten zusammen
Im Leben des Geschäftsmanns und Festemachers Siegfried Schmid gab es 2002 einen tiefen Fall. Heute lebt der damalige Tausendsassa in der Schweiz. Jetzt ist er mal wieder in Augsburg und blickt zurück
Er ist ein Gesicht, das in Augsburg bestens bekannt war. Das liegt daran, dass Siegfried Schmid auf vielen Feldern aktiv war. An ihm kam (fast) keiner vorbei. Hauptberuflich war er der Chef eines lange Zeit florierenden Handwerksbetriebs, der sich auf den Bau von Treppen spezialisiert hatte. In seiner Freizeit war Schmid ehrenamtlich 14 Jahre lang Obermeister der Schreinerinnung. Damit nicht genug: Schmid war zudem Ideengeber für das Wertachbrucker Thorfest in Augsburg. Das Organisationstalent schien ihm in die Wiege gelegt. Im Sport war das Engagement des Geschäftsmannes aus Neusäß ebenfalls nicht zu bremsen. Siegfried Schmid war Vorsitzender des Turnvereins Augsburg (TVA). Und wahrscheinlich machte Schmid noch viel mehr – damals, vor einigen Jahren.
Im Sommer 2002 änderte sich vieles. Für ihn, den Tausendsassa, kam ein schmerzhafter Einschnitt im Leben. So sieht er es im Nachhinein. Seine Firma, das Unternehmen Treppen-Schmid, meldete Insolvenz an. Die Ehe ging in die Brüche. Als Obermeister musste Schmid aufhören. Er, der bis dahin vieles schulterte, was er angepackt hatte, geriet ins Trudeln. „Das Ganze ging mir persönlich sehr nahe“, sagt er heute mit 15 Jahren Abstand.
Der 67-Jährige, der zwischenzeitlich in der Schweiz ein neues Zuhause gefunden hat, ist mal wieder für einen Abstecher nach Augsburg zurückgekehrt. Berufliches verbindet der Schreinermeister mit Privatem. Der Weg führt ihn zum TVA. Alte Weggefährten sind da – Rudolf Engelbrecht, Architekt und zweiter TVA-Vorsitzender, sowie Ehrenvorsitzender Günther Löhnert. Grund: Im Fitnessturm wird im Treppenaufgang zu den acht Stockwerken jeweils ein zweiter Handlauf installiert. Handläufe sind dazu da, um sich beim Treppenaufstieg oder -abstieg festzuhalten. Die Teile hat Schmid aus der Schweiz mitgebracht. Ebenso die beiden Arbeiter, die den Handlauf installieren. Gemeinsam mit seiner zweiten Frau, einer Schweizerin, führt Schmid jetzt in Winterthur ein nach seinen Worten florierendes Unternehmen.
„Flexo, innovative HandlaufSysteme“, heißt es. Seit sechs Jahren sei es am Markt, sagt Firmenchef Schmid. Zwölf Mitarbeiter sind angestellt. Es gebe mehrere Filialen in der Schweiz, eine ist im Grenzgebiet zu Deutschland in Gottmadingen. Wenn Schmid spricht, ist es wie die Rückkehr in alte Zeiten. Der Mann ist kaum zu bremsen. Einmal im Fahrwasser, sprudelt es aus ihm heraus. Er holt Firmenprospekte aus dem Wagen, erzählt danach von der Bedeutung des Handlaufs. Berichtet davon, wie glücklich und zufrieden seine Kunden seien, wenn ihnen im Privathaus ein Handlauf die Wege erleichtere. Das Temperament ist Siegfried Schmid geblieben. Aber mit zunehmendem Alter, wie er einräumt, gibt es eine neue Eigenschaft, die für ihn wichtig sei: „Ich bin demütig geworden.“Nach dem eigenen Fall, der es zweifellos gewesen sei, habe er gelernt, wieder aufzustehen. Und damit umzugehen.
Geblieben ist ihm, dem Unternehmer, ein anderer Wesenszug: Er ist spendabel. Die Kosten für die Handläufe im TVA-Turm hat er übernommen, Schmid spricht von etwas mehr als 3000 Euro. Die Weggefährten Engelbrecht und Löhnert sind froh um diese Zuwendung. Denn jetzt erfülle der TVA die städtischen Auflagen im Gebäude. Die Stadt hatte den TVA darauf hingewiesen, dass an dem „öffentlich zugänglichen Gebäude“beidseitig Handläufe anzubringen seien. Ansonsten drohen bei einem Unfall mögliche Schadenersatzansprüche. Als die Montage erledigt ist, hat Siegfried Schmid etwas anderes im Kopf: „Ich möchte meinen Mitarbeitern jetzt noch gerne etwas von Augsburg zeigen.“Weg ist er.
Das frühere Unternehmen von Schmid, aus dem er komplett heraus ist, firmiert jetzt unter dem Namen „Treppenzentrum Schmid GmbH“.