Hermes investiert 40 Millionen ins Lechfeld
Der Paketdienst baut ein Logistikzentrum in Graben. Gestern war Spatenstich, doch es könnte das letzte große Bauprojekt in dem Gewerbegebiet nahe der B17 gewesen sein
Noch ist außer einigen Baggern, ausgehobenem Erdreich und vereinzelten Arbeitern nicht viel auf der Baustelle im Gräbinger Gewerbegebiet zu sehen. Auf der einen Seite steht ein großes Verteilzentrum von Lidl, auf der anderen Seite sind Dutzende Transportwagen von DHL aufgereiht, während daneben bei Amazon unzählige Bestellungen einlaufen. Nach diesen Unternehmen investiert nun auch der Paketdienst Hermes in ein neues Logistikzentrum. Kostenpunkt: rund 40 Millionen Euro.
Gestern Mittag war Spatenstich für eines der modernsten und größten Logistikzentren des Unternehmens in Deutschland – so bezeichnet Hermes-Geschäftsführer Dirk Rahn das Bauprojekt auf dem Lechfeld. Auf einer Fläche von 60000 Quadratmetern – vergleichbar mit acht Fußballfeldern – sollen 100 Arbeitsplätze entstehen. 80 davon im gewerblichen und 20 im kaufmännischen Bereich. In elf Monaten sollen alle Arbeiten abgeschlossen sein, damit ab März 2018 täglich 100000 Pakete in Graben sortiert werden können. Die Kapazität des Logistikzentrums liegt mit 200000 Paketen doppelt so hoch. Das Liefergebiet reicht vom Bodensee bis nach Passau sowie vom Königssee bis nach Crailsheim.
Den ersten Kontakt zwischen der 3500 Einwohner zählenden Gemeinde Graben und Hermes gab es im Juni 2015, keine drei Monate später waren alle grundsätzlichen Vereinbarungen getroffen. Die Gemeinde lässt eine 490 000 Euro teure Ringstraße bauen, die Kosten für die neue Hermesstraße sind nach Angaben von Grabens Bürgermeister Andreas Scharf bereits in die Grundstückspreise hineingerechnet.
Zudem wurde das Areal für rund 80 000 Euro auf Kampfmittel untersucht. Die Experten fanden im Oktober des vergangenen Jahres eine 225 Kilogramm schwere amerikanische Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg und entschärften sie. Hunderte Angestellte der benachbarten Unternehmen mussten die Gebäude verlassen. Außerdem wurden Splitterbomben und eine Tonne Munition im Boden gefunden.
Während Andreas Mattner, Mitglied der Geschäftsführung des Großimmobilienkonzerns ECE, die wirtschaftliche Stärkung der Region unterstrich, ging Rahn auf das Leben in der Gemeinde ein. Der Hermes-Geschäftsführer betonte, dass sich das Unternehmen aktiv in das Leben einbringen möchte – sei es bei Festen oder regelmäßigen Tagen der offenen Tür.
Bürgermeister Scharf sprach von dem berühmten lachenden aber auch weinenden Auge, denn: „Das hier wird der letzte große Empfang für die nächsten Jahre sein.“In den vergangenen sechs Jahren wurden fast 60 Hektar Fläche unmittelbar neben der B17 verbaut. Nur vier oder fünf Hektar seien laut Scharf noch nicht verkauft – zu wenig, um für große Konzerne attraktiv zu sein. Für mittelständische Betriebe hingegen sei noch Platz, sagte Scharf.
Die zentrale Lage mit der Nähe zu Augsburg, München und Stuttgart sei für die Unternehmen ein wichtiger Standortfaktor. Rahn widersprach dem Bürgermeister allerdings in einem Punkt: „Heute ist nicht das letzte große Treffen. Wenn wir hier fertig sind, sehen wir uns alle wieder zu einem großen Empfang.“
Auf dem Gräbinger Gewerbegebiet werden dann rund 2500 Menschen beschäftigt sein. Bürgermeister Scharf hat inzwischen Bedenken, ob es überhaupt noch genügend Arbeitskräfte für die Logistikzentren gibt: „Wir haben quasi eine Vollbeschäftigung.“Diese Sorge teilt Reinhold Demel, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Arbeitsagentur für Augsburg, nicht. Etwa 15 000 Menschen in der Region seien ohne Arbeit. „Die Hälfte davon kommt für diese Jobs infrage“, sagt Demel.