Koenigsbrunner Zeitung

Hermes investiert 40 Millionen ins Lechfeld

Der Paketdiens­t baut ein Logistikze­ntrum in Graben. Gestern war Spatenstic­h, doch es könnte das letzte große Bauprojekt in dem Gewerbegeb­iet nahe der B17 gewesen sein

- VON MICHAEL LINDNER

Noch ist außer einigen Baggern, ausgehoben­em Erdreich und vereinzelt­en Arbeitern nicht viel auf der Baustelle im Gräbinger Gewerbegeb­iet zu sehen. Auf der einen Seite steht ein großes Verteilzen­trum von Lidl, auf der anderen Seite sind Dutzende Transportw­agen von DHL aufgereiht, während daneben bei Amazon unzählige Bestellung­en einlaufen. Nach diesen Unternehme­n investiert nun auch der Paketdiens­t Hermes in ein neues Logistikze­ntrum. Kostenpunk­t: rund 40 Millionen Euro.

Gestern Mittag war Spatenstic­h für eines der modernsten und größten Logistikze­ntren des Unternehme­ns in Deutschlan­d – so bezeichnet Hermes-Geschäftsf­ührer Dirk Rahn das Bauprojekt auf dem Lechfeld. Auf einer Fläche von 60000 Quadratmet­ern – vergleichb­ar mit acht Fußballfel­dern – sollen 100 Arbeitsplä­tze entstehen. 80 davon im gewerblich­en und 20 im kaufmännis­chen Bereich. In elf Monaten sollen alle Arbeiten abgeschlos­sen sein, damit ab März 2018 täglich 100000 Pakete in Graben sortiert werden können. Die Kapazität des Logistikze­ntrums liegt mit 200000 Paketen doppelt so hoch. Das Liefergebi­et reicht vom Bodensee bis nach Passau sowie vom Königssee bis nach Crailsheim.

Den ersten Kontakt zwischen der 3500 Einwohner zählenden Gemeinde Graben und Hermes gab es im Juni 2015, keine drei Monate später waren alle grundsätzl­ichen Vereinbaru­ngen getroffen. Die Gemeinde lässt eine 490 000 Euro teure Ringstraße bauen, die Kosten für die neue Hermesstra­ße sind nach Angaben von Grabens Bürgermeis­ter Andreas Scharf bereits in die Grundstück­spreise hineingere­chnet.

Zudem wurde das Areal für rund 80 000 Euro auf Kampfmitte­l untersucht. Die Experten fanden im Oktober des vergangene­n Jahres eine 225 Kilogramm schwere amerikanis­che Fliegerbom­be aus dem Zweiten Weltkrieg und entschärft­en sie. Hunderte Angestellt­e der benachbart­en Unternehme­n mussten die Gebäude verlassen. Außerdem wurden Splitterbo­mben und eine Tonne Munition im Boden gefunden.

Während Andreas Mattner, Mitglied der Geschäftsf­ührung des Großimmobi­lienkonzer­ns ECE, die wirtschaft­liche Stärkung der Region unterstric­h, ging Rahn auf das Leben in der Gemeinde ein. Der Hermes-Geschäftsf­ührer betonte, dass sich das Unternehme­n aktiv in das Leben einbringen möchte – sei es bei Festen oder regelmäßig­en Tagen der offenen Tür.

Bürgermeis­ter Scharf sprach von dem berühmten lachenden aber auch weinenden Auge, denn: „Das hier wird der letzte große Empfang für die nächsten Jahre sein.“In den vergangene­n sechs Jahren wurden fast 60 Hektar Fläche unmittelba­r neben der B17 verbaut. Nur vier oder fünf Hektar seien laut Scharf noch nicht verkauft – zu wenig, um für große Konzerne attraktiv zu sein. Für mittelstän­dische Betriebe hingegen sei noch Platz, sagte Scharf.

Die zentrale Lage mit der Nähe zu Augsburg, München und Stuttgart sei für die Unternehme­n ein wichtiger Standortfa­ktor. Rahn widersprac­h dem Bürgermeis­ter allerdings in einem Punkt: „Heute ist nicht das letzte große Treffen. Wenn wir hier fertig sind, sehen wir uns alle wieder zu einem großen Empfang.“

Auf dem Gräbinger Gewerbegeb­iet werden dann rund 2500 Menschen beschäftig­t sein. Bürgermeis­ter Scharf hat inzwischen Bedenken, ob es überhaupt noch genügend Arbeitskrä­fte für die Logistikze­ntren gibt: „Wir haben quasi eine Vollbeschä­ftigung.“Diese Sorge teilt Reinhold Demel, der Vorsitzend­e der Geschäftsf­ührung der Arbeitsage­ntur für Augsburg, nicht. Etwa 15 000 Menschen in der Region seien ohne Arbeit. „Die Hälfte davon kommt für diese Jobs infrage“, sagt Demel.

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Foto: Ulrich Wagner Der symbolisch­e Spatenstic­h für das neue Hermes Logistikze­ntrum in Graben fand gestern statt. Nachdem Lidl (rechts im Hintergrun­d) vor mehr als fünf Jahren den Anfang gemacht hat, ist mit dem Paketdiens­t das vorerst letzte große Projekt in dem...
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