Junge Hände spielen alte Stücke
Die Studenten des Leopold-Mozart-Zentrums kommen aus aller Welt. Acht Pianisten zeigen bei einem Konzert, was sie können. Ihren Erfolg am Klavier erarbeiten sie sich hart
Mehrere Stunden am Tag üben sie am Klavier. Dabei hört sich ihr Spiel für Laien schon fehlerfrei an. Sie alle haben einen Traum: Von ihrer Leidenschaft, der Musik, leben zu können. Antonia Miller, Liana Mkrtchyan, Seokho Lee und Evgeny Konnov studieren Musik. Ihr Schwerpunkt ist Klavier. Am Augsburger Leopold-Mozart-Zentrum zählen die vier Studenten zu den Besten ihres Fachs. Das erarbeiten sie sich hart.
Antonia Miller streicht die Haare hinter die Ohren. Sie schließt kurz die Augen, lehnt sich auf der Bank zurück und beginnt dann die Hände auf den Tasten des Flügels zu bewegen. Mit ihren Kommilitonen probt sie an diesem Abend für das Konzert „Tastenzauber“. Das anspruchsvolle Stück von Frédéric Chopin geht Miller flüssig von der Hand. Dahinter steckt viel Fleiß. Rund vier Stunden am Tag übt die 22-Jährige aus Dillingen am Klavier. „Man kann immer an den Feinheiten arbeiten. Und daran, wie man ein Stück interpretiert“, sagt sie. Auch Seokho Lee betont, wie wichtig üben für einen Pianisten sei. „Es erfordert aber auch sehr viel Disziplin“, fügt der Südkoreaner hinzu. Denn viel Zeit für Hobbys und Freunde bleibe neben dem professionellen Klavierspiel meist nicht.
Das Leopold-Mozart-Zentrum ist international aufgestellt. Junge Menschen aus aller Welt studieren dort Musik, allein 30 mit Hauptfach Klavier. „Deutschland ist die Wiege der Klassik, das zieht viele an. Andererseits finde ich gut, dass sie frische Perspektiven einbringen“, meint Dozent Prof. Hans-Christian Wille. Lee etwa will Stücke der deutschen Klassik lernen, Stücke also von Komponisten wie Wolfgang Amadeus Mozart oder Ludwig van Beethoven. Erst seit vier Jahren spielt Lee professionell Klavier.
Wer das am Leopold-MozartZentrum studieren will, muss zuvor Eignungsprüfung ablegen. „Die Auslese ist stark. Wir müssen uns schließlich am internationalen Standard orientieren“, meint Wille. Nicht jeder Student werde deshalb aber ein großer Star. Das macht die Konkurrenz unter den Pianisten umso größer. Viele Stellen an Theatern, zur Begleitung von Orchestern oder an Musikschulen gebe es nicht. Liana Mkrtchyan hat das Studium am Leopold-Mozart-Zentrum bereits abgeschlossen. Die Armenierin unterrichtet am Augsburger Zentrum und einer Musikschule in München. Nebenbei gibt sie Kon- zerte. „Um davon leben zu können, muss man schon ein großer Star werden“, sagt die 31-Jährige.
Alle vier Studenten finden es deshalb gut, am Leopold-Mozart-Zentrum auch in Pädagogik ausgebildet zu werden. Die Konkurrenz weltweit ist trotzdem groß. Evgeny Konnov empfindet sie aber sogar als Ansporn. Als Jugendlicher musste sich der Usbeke zwischen Klavier und Fußball entscheiden. Den Sport brauche er zwar immer noch als Ausgleich. „Aber auch als Pianist kann ich an Wettbewerben teilnehmen. Das gefällt mir, denn Konkureine renz spornt mich an, mich immer weiter zu verbessern.“
Derzeit proben Konnov, Lee, Miller, Mkrtchyan und vier weitere Studenten für das Konzert „Tastenzauber“des Leopold-Mozart-Zentrums. Sie werden allein oder zu zweit zu hören sein. „Die Stücke sind wahnsinnig anspruchsvoll“, betont Dozent Hans-Christian Wille. Das zeigt sich auch bei der Generalprobe. Mal schnell, mal langsam, mal wild, mal zart kommen die ausgewählten Stücke von Komponisten wie Frédéric Chopin, Franz Liszt oder Darius Milhaud daher.
Liana Mkrtchyan will als Pianistin Geschichten erzählen. „Ich will nicht nur Klavier spielen, sondern Gefühle vermitteln“, sagt sie. Ähnlich geht es auch Antonia Miller. „Es entstehen Bilder in meinem Kopf, die zum Stück passen. Das können Landschaften, Menschen oder Erlebnisse sein. Das macht für mich Musik aus.“