Augsburger Fasching: Des isch nix zum Lachen
Ältere Augsburger erinnern sich noch an opulente Faschingsumzüge in der Innenstadt. Ach, was war das für eine Zeit, als von den Wägen die Stadträte mit Krapfen warfen und als „Dr. Sohn“den Trubel auf dem Rathausplatz mit Beat-Musik in ungeahnte Höhen führte. Heute gehören Rosenmontag und Faschingsdienstag zu den stillen Feiertagen – mit erhöhtem Potenzial für Depressionen aller Art.
Ich habe mich in meinem Zweitberuf als Augsburger Ethnologe – in diesem Sinn also berufsbedingt – auch einmal dorthin gewagt, ohne Stimmungsaufheller. Und mein erster Eindruck war: mehr schwarz gekleidetes Security-Personal als „Mäschkerle“. Auf der Bühne tanzte dazu die Mädchen-Gymnastikgruppe des TSV Schlipshofen (oder so ähnlich), die krampfhaft versuchte, Stimmung aufkommen zu lassen.
Die Augsburger, wie sie das faschingstrunken so machen, blieben im Alltagsdress kurz stehen, wirkten ob der Animationsversuche von der Bühne herab etwas hilflos und suchten schnell wieder das Weite. Der Conférencier mit dem Mikrofon versuchte sich in Witzen, alle waren sie ein wenig schal.
Dabei könnte Fasching doch so schön sein. Mein Vorschlag dafür: Die Stadtoberen nehmen sich endlich richtig des bunten Treibens an und werfen sich entsprechend in Schale, die hier Verkleidung heißt. Der Oberbürgermeister beispielsweise moderiert in Purpur-Toga und mit Lorbeerkranz als römischer Imperator Curtius I., Augsburgs Kulturreferent Thomas Weitzel macht mit Mozartperücke bella Faschingsfigura, während Umweltreferent Reiner Erben in Sack und Asche sich unters Volk mischt und schon einmal an den Tag danach gemahnt. Das könnte die wenigen Augsburger, die sich vor dem Rathaus einfinden, erheitern. Sonst müssen wir ins Umland fahren (Deubach zum Beispiel), um der närrischen Zeit etwas abzugewinnen. In Augsburg lautet das Faschingsmotto halt doch „Lasch am Lech“.
*** An dieser Stelle blickt der Kabarettist Silvano Tuiach für uns auf das Geschehen in Augsburg und der Welt.