Warum Kai Diekmann wieder nach Augsburg will
Der ehemalige Bild-Chef kam für eine Ausstellungseröffnung in die Stadt. Dann zog er die Laufschuhe an und war begeistert von einigen Entdeckungen
Kai Diekmann hat Augsburg gefallen. Wie gut, konnte man im Internetdienst Twitter verfolgen. Dort stellte der bekannte Journalist während seines Kurzbesuches ein paar Bilder ein. Wie etwa vom Joggen durch den Siebentischwald. Für Diekmann ist Laufen die schönste Art, eine Stadt kennenzulernen. Besucht hat der Ex-Bild-Chef Augsburg aber aus einem anderen Grund.
Sein langjähriger Weggefährte und Freund Daniel Biskup hatte am Dienstagabend im Schaezlerpalais die Bilderausstellung „Russland – Perestroika bis Putin“eröffnet (wir berichteten). Diekmann war neben dem ehemaligen Bundesfinanzminister Theo Waigel sozusagen als Stargast des Neusässer Fotografen eingeladen. Am nächsten Morgen war er dann sportlich unterwegs. „Es war eine schöne Laufstrecke“, sagt der einstige Chefredakteur der Welt am Sonntag und der Bild-Zeitung über seine Tour durch Augsburg. „Über den Milchberg bin ich runter, dann durch die Grünanlage, am Botanischen Garten vorbei zum Stempflesee.“
Dreimal die Woche geht der 52-Jährige rund zehn Kilometer joggen. „Das heißt, ich muss am Freitag und Samstag noch mal. Sonntag fliege ich nach Moskau. Dort werde ich zweimal um den Kreml laufen, das ergibt nämlich auch zehn Kilometer.“
Übernachtet hat Diekmann im Hotel Drei Mohren. Den Namen des Hotels fand er übrigens angesichts der vielen Diskussionen über politische Korrektheit bemerkenswert. Das wäre in Potsdam oder Berlin, wo über den Namen Mohrenstraße debattiert werde, nicht möglich. „In Bayern geht das. Das finde ich klasse.“
Von Augsburg ist er begeistert. Das Schaezlerpalais habe ihn schier „weggehauen“. Und dabei sei er durch Potsdam, wo er lebt, einiges an Schlössern gewöhnt. „Aber diese Großzügigkeit, dass 500 Menschen hier einfach über das Parkett gehen können...“Die Schlösserverwaltung in Potsdam würde das nicht durchgehen lassen. Beeindruckend findet Diekmann auch die mittelalterliche Stadtmauer. Und die Nähe zu München. Das habe für ihn Qualität. „Ich lebe mit Potsdam auch in einem Vorort von Berlin. Der Vorteil daran ist, dass man alles hat“, findet er. „Man kann die Vorzüge einer Großstadt genießen, wenn man will, aber es ist deutlich überschaubarer.“
Diekmann sagt, es sei eine Schande, dass er 52 Jahre alt werden musste, um nach Augsburg zu kommen. Der Besuch sei viel zu kurz gewesen. „Aber lang genug, um zu wissen, dass ich zurückkommen muss.“Seine Frau und er hätten sich sowieso vorgenommen, verschiedene Städte in Deutschland zu besuchen. Die vier Kinder hätten jetzt das richtige Alter dafür. Und Zeit hat der Journalist gerade wohl auch.
Denn seit Kurzem ist der gebürtige Ravensburger nicht mehr Herausgeber der Bild. „Ich bin ein arbeitsloser Journalist“, sagt er. Er überlege sich derzeit gut, was er machen will und nicht, was er machen kann. Diekmann scheint die neue Freiheit zu genießen. „Solche Dinge wie die Ausstellungseröffnung von Daniel Biskup – ich weiß nicht, ob ich dafür sonst die Zeit gefunden hätte.“