Der Verdacht fiel schnell auf den Katzensitter
Eine Augsburgerin engagierte einen jungen Mann aus der Nachbarschaft, damit er sich im Urlaub um ihr Tier kümmert. Warum nimmt er dann ihren Schmuck mit?
Katzenbetreuung ist eine inzwischen stark nachgefragte Dienstleistung. Gerade in Urlaubszeiten häufen sich Kleinanzeigen, in denen Katzenbesitzer nach einem Betreuer für ihr Tier suchen. Und da Katzen nach der Devise „My Home Is my Castle“leben, sollte dieser möglichst ins Haus kommen. So wie bei einer Augsburgerin.
Doch sie erlebte eine böse Überraschung. Erschrocken musste sie bei ihrer Rückkehr feststellen, dass ihr ganzer Familienschmuck weg war: Ringe und Goldketten im Wert von insgesamt mehr als 10 000 Euro.
Der Verdacht fiel schnell auf ihren jungen Katzensitter, einen Nachbarn. Ermittlungen der Polizei ergaben, dass er den Schmuck in zwei Tranchen einem Schmuckhändler in der Augsburger Innenstadt verkauft hatte.
Doch was hat den 20-Jährigen zu diesem Diebstahl bewogen? Das Motiv sei ihr noch immer nicht klar, bekennt Jugendrichterin Angela Reuber am Ende einer einstündigen Beweisaufnahme. Der junge Mann hat trotz eines Zickzackwegs bei der Berufswahl immer einen Job gehabt, hatte nie Geldprobleme. Weder trinkt noch raucht er, was das Jugendamt bestätigt, noch nimmt er Drogen. Nüchtern und unumwunden habe ihm der 20-Jährige den Diebstahl des Schmucks eingestanden, sagt ein Mitarbeiter des Jugendamtes vor Gericht: „So, als wenn er eine Schachtel Zigaretten geklaut hätte.“Der Angeklagte hatte vorher noch nie mit der Polizei zu tun gehabt. Und wie Staatsanwältin Alexandra Krug im Prozess sagte: „So, wie Sie hier vor mir sitzen, hätte ich Ihnen auch meinen Wohnungsschlüssel anvertraut.“
Für Anklägerin Krug und Richterin Reuber offenbart die Tat, dass der 20-Jährige, der bei seinen Großeltern wohnt, über sogenannte „schädliche Neigungen“verfügt und moralische Defizite hat.
Das Gericht verurteilte ihn schließlich zu einer sechsmonatigen Haftstrafe, ausgesetzt zur Bewährung. Als Auflage muss er an die bestohlene Katzenbesitzerin 10000 Euro zahlen, in monatlichen Raten von 200 Euro. Außerdem bekommt er einen amtlichen Betreuer an seine Seite gestellt.