Tausend Dokumente der Dorfgeschichte
Vier Wehringer machen die Entwicklung ihres Heimatortes mit Fotos und Bildbänden anschaulich
Wehringen Mit viel Herzblut widmen sich vier Wehringer einem Langzeitprojekt: Hans Merk, Alfred Fruck, Peter Schuster und Willi Liebetrau erforschen und dokumentieren die Geschichte ihres Heimatdorfes anhand von Fotos. Inzwischen erschien bereits der zweite Band dieses umfangreichen Werkes.
Altbürgermeister Hans Merk erinnert sich noch gut, wie alles anfing: „Im Jahr 1990, anlässlich der 1000-Jahr-Feier, stellten wir eine Ausstellung zusammen. Hauptsächlich aus dem Archiv von Hauptlehrer Ernst Urban, aber auch mit vielen Fotos aus Privatbesitz. Dabei kam ein Fundus zusammen, aus dem man mehr machen musste.“
Und mit jeder Ausstellung zur Ortgeschichte, die das alle fünf Jahre stattfindende historische Fest begleitet, kam weiteres Material hinzu. Daraus ergab sich die Idee, ein Fotobuch zu machen. Das erste mit „Wehringer Bildgeschichten“erschien vor fünf Jahren.
Bürgermeister Manfred Nerlinger ist sehr erfreut über das Projekt: „Das ist eine sehr wertvolle, unbezahlbare Dokumentation über unser Dorf und den Wandel, den es im Laufe der Zeit erlebt hat.“
Die Bilder erzählen, wie früher auf dem Feld gearbeitet wurde, welche Geschäfte es in Wehringen gab, wie gefeiert wurde. Sie zeigen zum Beispiel die einst einfache Lebensweise, dass etwa die meisten Häuser noch keine Dachrinnen hatten, Ziehbrunnen statt fließendes Wasser und das Klo im Hof. Sie dokumentieren bauliche Veränderungen und das sich moderner gestaltende Dorfleben.
Viele dieser Bilder stammen von Willi Liebetrau und Alfred Fruck, die sich bei den Landkreisfotografen engagieren. Auch Peter Schuster findet seine Mitarbeit sehr spannend: „Ich bin der Jüngste im Team und weiß Vieles nicht mehr. Aber es interessiert mich sehr und es ist auch für spätere Generationen wichtig“, sagt er.
Die immense Aufgabe, den beständig wachsenden Fotofundus zu digitalisieren, übernahm Alfred Fruck. Seine Mitstreiter forschten nach Informationen zu den Bildern. Etwa tausend Fotos wurden auf diese Weise genauere Angaben zugeordnet und in den Büchern zugänglich gemacht.
Beim Text haben sich die Herausgeber auf knappe Informationen beschränkt, doch haben sie bei ihren Recherchen so manche interessante Geschichte erzählt bekommen. Etwa über die beiden Linden, die nach der Wertachbrücke am Weg zum Modellflugplatz stehen. Gastwirt Schwarz gelobte sie zu pflanzen, wenn er den Krieg von 1870/71 heil übersteht. Eine Kugel traf ihn, aber es passierte ihm nichts, weil ein Zigarettenetui aus Metall, das Projektil abhielt. Das Feldkreuz zwischen den beiden Linden hat etwas später ein weiterer Teilnehmer dieses Krieges errichtet. Es wäre mit Sicherheit sehr interessant, auch diese Geschichten im Zusammenhang mit dieser Dokumentation aufzuzeichnen. Die Arbeit geht nicht aus.
Wenn die Macher der Fotodokumentation durch den Ort gehen, haben sie immer ihr Projekt im Hinterkopf und fragen nach Fotos und den dazu gehörigen Geschichten. „Es kommt immer noch etwas Neues hinzu und deshalb ist es nicht ausgeschlossen, dass es auch noch einen dritten Band geben wird“, meint Alfred Fruck. Besonders freut man sich in Wehringen, dass das Werk auch im Ausland begehrt ist.