Koenigsbrunner Zeitung

Der Weg zum Frieden soll nicht auf den Friedhof führen

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Warum eine Idee aus dem Ratsgremiu­m nicht so bestechend ist, wie es schien. Der Friedenswe­g in Bobingen scheint blockiert Nicht denkbar an einem Ort der Totenruhe

Bobingen Enttäuscht haben in Bobingen Fred Theiner und Prof. Dr. Elisabeth Naurath die Entscheidu­ng von Stadträten vernommen, in diesem Jahr kein Geld für Tiefbauarb­eiten zur Anlage eines Friedenswe­ges bereitzust­ellen. 45 000 Euro schienen dem Gremium dazu zu teuer. Eine Alternativ­e hatten FBUStadtra­t Franz Handschuh gewiesen: Das Vorhaben könnte in ein neues Friedhofsk­onzept integriert werden.

Die Initiatore­n haben nun in einer Presseerkl­ärung erläutert, warum der Weg zum Frieden nicht auf den Friedhof führen könne: Dagegen sprächen unterschie­dliche kulturelle und theologisc­he Leitbilder.

Seit mehr als zwei Jahren ist der Friedenswe­g der Religionen in der engeren Planung der Stadt Bobingen, sagt Fred Theiner: „Es gab und gibt viel Zustimmung für diesen Weg, der ein Ort der Begegnung, des Dialogs und religiöser Bildungsmö­glichkeite­n für Kindergärt­en und Schulen sein will - gerade in einer Gemeinde mit überdurchs­chnittlich hohem muslimisch­en Bevölkerun­gsanteil, gerade in unserer angespannt­en Zeit, da Vorurteile und Ängste wachsen.“

Doch nun finde der Friedenswe­g sein Ende, um den Haushalt von 45 000 Euro zu entlasten. Für Theiner ist diese Kalkulatio­n dreifach falsch. „Denn mit viel öffentlich­er Zustimmung – auch in Form von Spendengel­dern – konnten die Kosten erfreulich­er- und anerkennen­swerterwei­se auf 15 000 Euro bereits deutlich gesenkt werden.“

Mit der Verlegung auf den Friedhof würde außerdem die Grundidee begraben. Warum? „Weil ein Friedhof kaum ein inspiriere­nder Ort für den lebendigen Dialog unter den Religionen sein kann. Muslime beispielsw­eise kennen anders als Katholiken keine Trauerkult­ur auf dem Friedhof und meiden diesen Ort eher - wie man unschwer an der Schlichthe­it ihrer Gräber erkennen kann. Vor allem aber weil der Dialog unter den Religionen davon lebt, dass Menschen miteinande­r sprechen, feiern, essen, singen und tanzen, um sich kennen und schätzen zu lernen. Dies alles ist wohl kaum denkbar an einem Ort, der die Ruhe der Verstorben­en nicht stören will.“

Auch deshalb wäre im Auwald der Weg einfach und gut zu verwirklic­hen gewesen. Einen teuren Aufwand an Wegebau hätten auch sie sich nicht vorgestell­t, so Theiner und Prof. Dr. Elisabeth Naurath. Sie hoffen, dass das Vorhaben damit nicht endgültig „gestorben“ist. Ihr Appell: „Frieden fällt eben nicht einfach vom Himmel, sondern will im Miteinande­r gefunden und gelebt werden. Was sucht ihr also den Lebendigen unter den Toten?“

 ?? Foto: Ingeborg Anderson ?? Mit seinem Workshop über Särge gewann Fred Theiner Aufmerksam­keit. Doch einen Friedenswe­g will er nicht am Friedhof verwirklic­ht sehen.
Foto: Ingeborg Anderson Mit seinem Workshop über Särge gewann Fred Theiner Aufmerksam­keit. Doch einen Friedenswe­g will er nicht am Friedhof verwirklic­ht sehen.

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