Bürger haben Milliarden auf der hohen Kante
Wohnbau, Immobilien und Einlagen: Was die Bilanz der Kreissparkasse über die wirtschaftliche Lage der Menschen im Landkreis aussagt
Landkreis Augsburg Die Kreissparkasse Augsburg leiht immer mehr Geld für private Wohnbauvorhaben aus. Im vergangenen Jahr waren es mit fast 300 Millionen Euro nochmals 14 Prozent mehr als im Jahr zuvor, so Sparkassen-Vorstand Peter Schönfeld jetzt auf der Bilanzpressekonferenz der Kreissparkasse.
Kann das auf Dauer gut gehen? Immerhin vermutet die Bundesbank inzwischen schon, dass gerade in den deutschen Großstädten vor allem Spekulanten mit Blick auf schnelles Geld die Preise in die Höhe trieben. Nicht so in der Region, meint Peter Schönfeld. „Eine Immobilienblase sehe ich im Landkreis Augsburg nicht“, sagte er auf der Pressekonferenz. Spekulanten könne er hier nicht vermehrt erkennen. Außerdem sorge die große Anzahl an Arbeitsplätzen in der Region für ein gesichertes Umfeld.
Vor allem seien es Familien, die die immer noch historisch günstigen Zinsen zum Bau des Eigenheims nützen wollten. Doch hier warnt Schönfeld: Die gestiegenen Baukosten und vor allem der teure Baugrund trübten die Freude über die niedrigen Zinsen doch gewaltig. Ohne ausreichendes Eigenkapital sei deshalb auch jetzt der Haus- oder Wohnungsbau kaum zu empfehlen. Um den Häuslebauer gegen eine mögliche Zinssteigerung abzusichern, empfiehlt er deshalb eine Tilgung von mindestens drei Prozent und eine lange Laufzeit des Kreditvertrags. Auch der einst als langweilig abgetane Bausparvertrag sei zurück. Mit ihm lasse sich ein zukünftiger Zinsanstieg ebenfalls abfangen, so Schönfeld.
Nicht nur Familien investieren ins Eigenheim. Auch der klassische Investor auf dem Immobilienmarkt sei zurück, so sein Kollege, Sparkassen-Vorstand Manfred Stöckl. Insgesamt 181 Immobilien hat die Kreissparkasse im vergangenen Jahr vermittelt mit einem Gesamtwert von 57,7 Millionen Euro (Vorjahr: 178 Immobilien mit einem Wert von 48 Millionen Euro). „Wir sind hier mit den Preisen langsam an einer Grenze“, so die Einschätzung von Peter Schönfeld. Die deckt sich durchaus mit den Beobachtungen der Bundesbank. Dennoch: Die Nachfrage sei anhaltend hoch, „die können wir gar nicht befriedigen“.
Nicht nur die privaten Hausoder Wohnungsbesitzer haben sich im vergangenen Jahr viel Geld von der Kreissparkasse geliehen. Das Kreditvolumen für Unternehmen und Selbstständige ist um 6,7 Prozent gewachsen und liegt jetzt bei 1,43 Milliarden Euro. Dennoch sagt Peter Schönfeld, dass in den Unter- nehmen der Region eigentlich noch zu wenig investiert wird, um innovativ und zukunftsfähig zu bleiben. Die historisch niedrigen Zinsen, die seien der Europäischen Zentralbank (EZB) unter anderem deshalb so wichtig gewesen, um Firmen genau dazu zu animieren, nämlich zu investieren. Peter Schönfeld erklärt, warum das dennoch nicht besser klappt: „Der Zinssatz ist für ein Unternehmen nicht der entscheidende Punkt, wenn es um eine große Investition geht.“
Überhaupt die EZB: Auch wenn die Kreissparkasse Augsburg ein regionales Unternehmen ist, so ist sie doch stark abhängig und eingebunden in den europäischen Geldmarkt, so Manfred Stöckl. Der beschere der Sparkasse inzwischen nicht allein Negativzinsen in Höhe von minus 0,4 Prozent, die mittlerweile schon an einzelne Großanleger weitergegeben werden – betroffen sind hier vor allem Kommunen mit viel Geld auf der hohen Kante. Sie mache es auch dem Sparer schwerer, eine passende Anlage zu finden. Konsumverzicht werde bestraft, fasst der Spakassenvorstand die Situation zusammen.
Dabei ist Geld vorhanden. Eine Beobachtung aus dem Kreissparkassenvorstand: Fast keine Wohnbaufinanzierung dauert am Ende so lange, wie zunächst errechnet. Große Sondertilgungen, die etwa aus Schenkungen innerhalb der Familie stammen könnten, sorgen für eine frühere Ablöse. Und: Trotz der niedrigen Zinsen stiegen die Gesamteinlagen erneut auf jetzt 2,66 Milliarden Euro.
Der Großteil, nämlich 2,07 Milliarden Euro, stammt von Privatpersonen. Sie setzen jedoch vermehrt auf kurzfristige Anlagen – und immer noch zu wenig auf das Wertpapiergeschäft, so Manfred Stöckl. Denn gerade langfristig betrachtet sei das noch eine Möglichkeit, für die Zukunft vorzusorgen. Apropos Vorsorge: Der Trend geht weiter zu Lebensversicherungen, hier stieg die Beitragssumme von 35,7 auf 53,1 Millionen Euro in 2016. Und bei den älteren Kunden seien Pflegeversicherungen recht beliebt, so Stöckl.