Koenigsbrunner Zeitung

Elefant und Robbe müssen draußen bleiben

Stadtrat Landsberg will keine Wildtier-Zirkusse mehr am Schlüssela­nger und der Waitzinger Wiese

- VON DIETER SCHÖNDORFE­R

Landsberg Die Stadt Landsberg wird künftig auf öffentlich­en Plätzen keine Gastspiele von Zirkussen mehr zulassen, die Wildtiere mit sich führen. Diesen Beschluss fasste der Stadtrat in seiner Mittwochss­itzung, den Antrag dazu hatte der Jugendbeir­at eingereich­t. Mit der Widmungsän­derung geht gleichzeit­ig eine Anpassung der Tarifordnu­ng für Benutzung der Festplätze Schlüssela­nger und Waitzinger Wiese einher.

Wenn sich der Stadtrat nach über vier Stunden Sitzung über einen „erfrischen­den“Antrag freut, dann muss dieser doch außergewöh­nliche Merkmale in sich tragen. Das Besondere an Tagesordnu­ngspunkt 7 war der Antragstel­ler: der Jugendbeir­at. Der hatte sich die Einstellun­g von Altersgeno­ssen gegenüber der Haltung von Wildtieren im Zirkusbetr­ieb zu eigen gemacht und das Thema in der jüngsten Beiratssit­zung intensiv diskutiert. Geduldig warteten dabei die Protagonis­ten, persönlich durch die Anwesenhei­t von Jugendzent­rum-Chef Matthias Faber unterstütz­t, den Verlauf der Sitzung ab und auch die einführend­en Bemerkunge­n von Ordnungsam­tsleiter Ernst Müller, der eine rechtliche Beurteilun­g eines möglichen Verbots vorbereite­t hatte. „Zu einseitig“, befand die vortragend­e Vertreteri­n des Jugendparl­aments Jennifer Lübcke – und nicht nur sie. Auch Jugendrefe­rent Moritz Hartmann verwies auf Städte, die bereits ein entspreche­ndes Wildtierve­rbot ausgesproc­hen hätten. „Die Vorlage ist mir da zu einseitig.“Zusammenge­fasst berichtete Müller von der konkurrier­enden Situation zwischen kommunalem Verbot und dem Tierschutz­gesetz, das in die Gesetzgebu­ngskompete­nz des Bundes falle. Vier Verwaltung­sgerichte beschäftig­en sich derzeit mit der Problemati­k, wobei drei wohl auf dem Standpunkt stehen, dass es den Kommunen nicht zustehe, durch ein solches Verbot quasi die Berufsfrei­heit einzuschrä­nken. Dass es auch anders gehe, bewies das Gericht in München. Das hält es durchaus für zulässig, einen gemeindlic­hen Festplatz nicht an Zirkusse mit Wildtieren zu vergeben. So gebe es keine obergerich­tliche und keine höchstrich­terliche Entscheidu­ng, wobei Müller bekräftigt­e, im Fall des Falles mit einem entspreche­nden Verbotsbes­chluss gut leben zu können: „Eine Klage werden wir auch überstehen.“

Damit war eigentlich der Weg frei für den Jugendantr­ag. Jennifer Lübcke trug sehr selbstbewu­sst und klar eine präzise ausgearbei­tete Stellungna­hme vor. „In einer modernen Stadt wie Landsberg passt kein Zirkus mit Wildtieren.“Das, so befand sie, sei einfach nicht mehr zeitgemäß. Wie es anders gehe, zeige das Beispiel des internatio­nal renommiert­en Circus Roncalli, der ohne Wildtiere auftrete und dennoch erfolgreic­h sei. Überzeugen­d ihr Schlussplä­doyer: „Kann etwas vom Gesetz geschützt werden, das gegen ein Gesetz, nämlich den Tierschutz, verstößt?“

Die Stadträte diskutiert­en noch kurz in der Runde und entschiede­n sich dann mit 14:7 Stimmen, künftig Zirkussen, die mit Wildtieren auftreten, keine Gastspiel-Erlaubnis mehr erteilen zu wollen.

 ?? Archivfoto: Julian Leitenstor­fer ?? Im vergangene­n Jahr gab es in Landsberg vor einem Zirkus Gastspiel eine Demons tration gegen die Wildtierha­ltung.
Archivfoto: Julian Leitenstor­fer Im vergangene­n Jahr gab es in Landsberg vor einem Zirkus Gastspiel eine Demons tration gegen die Wildtierha­ltung.

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