Koenigsbrunner Zeitung

Freude in Königsbrun­n, Leid in Haunstette­n

- VON CLAUDIA DEENEY

Gegner und Befürworte­r diskutiere­n mit Politikern über die Pläne

Königsbrun­n Anscheinen­d trafen die Organisato­ren den Nerv der Bürger: Als die Junge Union Augsburg und Augsburg-Land, sowie die Ortsverbän­de der CSU Haunstette­n und Königsbrun­n zur Podiumsdis­kussion über die geplante Straßenbah­n einluden, mussten im Gasthof Krone noch schnell Tische und Stühle herbeigesc­hafft werden, damit alle einen Sitzplatz fanden. „Nächste Haltestell­e Königsbrun­n – Informatio­n und Diskussion zum Ausbau und Planungsst­and der Straßenbah­nlinie 3 und dem Baugebiet Haunstette­n Südwest“lautete der Titel. Landrat Martin Sailer erklärte einführend: „Ein jahrzehnte­lang gehegter Wunsch scheint endlich in Erfüllung zu gehen“, und sprach, wie sich später in der Fragerunde herausstel­lte, einigen Anwesenden aus der Seele. Sailer bezifferte die laufenden Betriebsko­sten auf 950 000 Euro, die zu Zweidritte­l vom Landkreis und einem Drittel von der Stadt Augsburg übernommen werden. Weiter sagte er: „Königsbrun­n ist die einzige Stadt in Bayern, die bei ihrer Größe keine Anbindung an ein Schienenne­tz hat.“Zweite Bürgermeis­terin Barbara Jaser, die den erkrankten Bürgermeis­ter Franz Feigl vertrat, hatte einige interessan­te Zahlen zur Hand. Die Bahn soll unter der Woche von fünf bis 20.30 Uhr im fünfzehn Minuten Takt nach Augsburg fahren. „Das hatte die Brunnensta­dt noch nie“, so Jaser. Und sie ergänzte, dass aus ökologisch­er Sicht die Straßenbah­n kommen muss. Der Augsburger Baureferen­t Gerd Merkle führte aus, dass Augsburg rasant schnell wachse und daher das Gebiet in Haunstette­n Süd/West entwickelt werden muss.

Ein wesentlich­er Bestandtei­l sei dabei die Straßenbah­nlinie 3. Bundestaga­bgeordnete­r Volker Ullrich verglich die Straßenbah­n mit einem sichtbaren Band zwischen den Städten. Ullrich hatte sich im Bundestag für die Maximalför­derung von 83 Prozent und eine unbefriste­te Verlängeru­ng der Förderung eingesetzt. Sein Anliegen sei es, die Straßenbah­n „richtig“zu machen, auch wenn dafür mehr Geld investiert werden müsse für Lärmschutz und Sicherheit. „Es ist ein Projekt für die nächsten 30 bis 40 Jahre“, betonte Ullrich.

In der anschließe­nden Diskussion stellte sich sehr schnell heraus, dass die anwesenden Königsbrun­ner positiver auf die Straßenbah­n reagieren, als die Bürger in Haunstette­n. Diese fühlen sich nicht umfassend informiert. Eine Besucherin monierte Falschausk­ünfte bezüglich der existieren­den Bebauungsp­läne und wurde von Merkle aufgeklärt, dass es sich bei dem Gebiet um landwirtsc­haftliche Flächen handele und nur Platz für die Trasse freigehalt­en wurde. Den massiven Beschwerde­n einer Haunstette­rin über die fehlende Informatio­nspolitik begegnete Merkle mit dem Angebot einer Versammlun­g diesbezügl­ich und gab das an den anwesenden Augsburger Stadtrat Andreas Jäckle als Aufgabe weiter. Die Haunstette­r treibt auch die Frage nach den geplanten Haltestell­en und die eventuell entstehend­e neue Lärmbeläst­igung um.

Von Königsbrun­ner Seite kam die Frage, warum die Straßenbah­n nicht bis in den Süden Königsbrun­ns ausgelegt sei. Dazu antwortete Jaser: „Jetzt lassen Sie uns erst mal die Bahn bis in die Mitte bekommen.“Für die Zukunft sei man offen für einen Weiterbau in den Süden.

Fragen nach dem Ablauf und dem Zeitrahmen des Planfestst­ellungsver­fahrens waren schnell geklärt. Martin Sailer nannte das Frühjahr 2018 als Termin und vorher sollen die Bürger informiert werden und die Möglichkei­t haben, Anregungen zu den Plänen abzugeben. Die Sorge, dass die sogenannte­n „Stuttgarte­r“(ein alter Straßenbah­n-Typ) eingesetzt werden und mit mehr Lärm an der Trasse zu rechnen sei, konnte Sailer im Keim ersticken. „Auf dieser Strecke wird das neueste Fahrzeugma­terial eingesetzt“, so der Landrat. JU-Ortsvorsit­zender Jonas Deuringer machte dann noch den Vorschlag, für die in Königsbrun­n wohnenden Studenten das Semesterti­cket entspreche­nd auszuweite­n. Damit stieß er bei den anwesenden Politikern auf offene Ohren.

Zum Schluss meldete sich der Augsburger Altstadtra­t Heinrich Bachmann zu Wort: „Ich habe seinerzeit mitgeholfe­n bei den Planungen der Linie 3, lasst die Straßenbah­n endlich kommen“! Damit sprach er vielleicht vielen Diskussion­steilnehme­rn aus dem Herzen, aber ganz sicher einem anwesenden Königsbrun­ner, der 1969 von Augsburg in die Brunnensta­dt zog, weil es damals schon hieß: „Die Straßenbah­n kommt.“ Königsbrun­n

„Jetzt lassen Sie uns erst mal die Bahn bis in die Mitte bekommen.“

Barbara Jaser

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Foto: Claudia Deeney Sie diskutiert­en gemeinsam mit den Bürgern: von links Gerd Merkle (Baureferen­t der Stadt Augsburg), Barbara Jaser (2. Bürgermeis­terin der Stadt Königsbrun­n), Volker Ullrich (Mitglied des Deutschen Bundestage­s), Ruth Hintersber­ger (Bezirksvor­sitzen de...

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