Freude in Königsbrunn, Leid in Haunstetten
Gegner und Befürworter diskutieren mit Politikern über die Pläne
Königsbrunn Anscheinend trafen die Organisatoren den Nerv der Bürger: Als die Junge Union Augsburg und Augsburg-Land, sowie die Ortsverbände der CSU Haunstetten und Königsbrunn zur Podiumsdiskussion über die geplante Straßenbahn einluden, mussten im Gasthof Krone noch schnell Tische und Stühle herbeigeschafft werden, damit alle einen Sitzplatz fanden. „Nächste Haltestelle Königsbrunn – Information und Diskussion zum Ausbau und Planungsstand der Straßenbahnlinie 3 und dem Baugebiet Haunstetten Südwest“lautete der Titel. Landrat Martin Sailer erklärte einführend: „Ein jahrzehntelang gehegter Wunsch scheint endlich in Erfüllung zu gehen“, und sprach, wie sich später in der Fragerunde herausstellte, einigen Anwesenden aus der Seele. Sailer bezifferte die laufenden Betriebskosten auf 950 000 Euro, die zu Zweidrittel vom Landkreis und einem Drittel von der Stadt Augsburg übernommen werden. Weiter sagte er: „Königsbrunn ist die einzige Stadt in Bayern, die bei ihrer Größe keine Anbindung an ein Schienennetz hat.“Zweite Bürgermeisterin Barbara Jaser, die den erkrankten Bürgermeister Franz Feigl vertrat, hatte einige interessante Zahlen zur Hand. Die Bahn soll unter der Woche von fünf bis 20.30 Uhr im fünfzehn Minuten Takt nach Augsburg fahren. „Das hatte die Brunnenstadt noch nie“, so Jaser. Und sie ergänzte, dass aus ökologischer Sicht die Straßenbahn kommen muss. Der Augsburger Baureferent Gerd Merkle führte aus, dass Augsburg rasant schnell wachse und daher das Gebiet in Haunstetten Süd/West entwickelt werden muss.
Ein wesentlicher Bestandteil sei dabei die Straßenbahnlinie 3. Bundestagabgeordneter Volker Ullrich verglich die Straßenbahn mit einem sichtbaren Band zwischen den Städten. Ullrich hatte sich im Bundestag für die Maximalförderung von 83 Prozent und eine unbefristete Verlängerung der Förderung eingesetzt. Sein Anliegen sei es, die Straßenbahn „richtig“zu machen, auch wenn dafür mehr Geld investiert werden müsse für Lärmschutz und Sicherheit. „Es ist ein Projekt für die nächsten 30 bis 40 Jahre“, betonte Ullrich.
In der anschließenden Diskussion stellte sich sehr schnell heraus, dass die anwesenden Königsbrunner positiver auf die Straßenbahn reagieren, als die Bürger in Haunstetten. Diese fühlen sich nicht umfassend informiert. Eine Besucherin monierte Falschauskünfte bezüglich der existierenden Bebauungspläne und wurde von Merkle aufgeklärt, dass es sich bei dem Gebiet um landwirtschaftliche Flächen handele und nur Platz für die Trasse freigehalten wurde. Den massiven Beschwerden einer Haunstetterin über die fehlende Informationspolitik begegnete Merkle mit dem Angebot einer Versammlung diesbezüglich und gab das an den anwesenden Augsburger Stadtrat Andreas Jäckle als Aufgabe weiter. Die Haunstetter treibt auch die Frage nach den geplanten Haltestellen und die eventuell entstehende neue Lärmbelästigung um.
Von Königsbrunner Seite kam die Frage, warum die Straßenbahn nicht bis in den Süden Königsbrunns ausgelegt sei. Dazu antwortete Jaser: „Jetzt lassen Sie uns erst mal die Bahn bis in die Mitte bekommen.“Für die Zukunft sei man offen für einen Weiterbau in den Süden.
Fragen nach dem Ablauf und dem Zeitrahmen des Planfeststellungsverfahrens waren schnell geklärt. Martin Sailer nannte das Frühjahr 2018 als Termin und vorher sollen die Bürger informiert werden und die Möglichkeit haben, Anregungen zu den Plänen abzugeben. Die Sorge, dass die sogenannten „Stuttgarter“(ein alter Straßenbahn-Typ) eingesetzt werden und mit mehr Lärm an der Trasse zu rechnen sei, konnte Sailer im Keim ersticken. „Auf dieser Strecke wird das neueste Fahrzeugmaterial eingesetzt“, so der Landrat. JU-Ortsvorsitzender Jonas Deuringer machte dann noch den Vorschlag, für die in Königsbrunn wohnenden Studenten das Semesterticket entsprechend auszuweiten. Damit stieß er bei den anwesenden Politikern auf offene Ohren.
Zum Schluss meldete sich der Augsburger Altstadtrat Heinrich Bachmann zu Wort: „Ich habe seinerzeit mitgeholfen bei den Planungen der Linie 3, lasst die Straßenbahn endlich kommen“! Damit sprach er vielleicht vielen Diskussionsteilnehmern aus dem Herzen, aber ganz sicher einem anwesenden Königsbrunner, der 1969 von Augsburg in die Brunnenstadt zog, weil es damals schon hieß: „Die Straßenbahn kommt.“ Königsbrunn
„Jetzt lassen Sie uns erst mal die Bahn bis in die Mitte bekommen.“
Barbara Jaser