Der Pfarrsaal wird zum Schlafsaal
Während der Sanierung der Kindertagesstätte St. Ulrich sind die Kinder im Pfarrheim Zur Göttlichen Vorsehung zu Gast. Für die Erzieherinnen bedeutet das mehr Einsatz
Königsbrunn Wo sich sonst Senioren treffen, Kabarettisten ihr Publikum unterhalten und Hochzeitsgesellschaften das Brautpaar hochleben lassen, stehen jetzt viele kleine niedrige Bettchen mit Kissen und Decken. Aus den Gruppenräumen ist Kinderlachen zu hören, und an den kniehohen Tischchen wird eifrig gebastelt: Die kleine Lea und ihre Freunde bekleben bunte Spitzhütte mit Tiermotiven und langen Bändern, denn es ist Faschingzeit.
Im Oktober zogen 125 Kinder und deren Erzieherinnen der Kindertagesstätte St. Ulrich gegenüber der gleichnamigen Kirche in das Pfarrheim Zur Göttlichen Vorsehung (ZGV) in den Südosten der Brunnenstadt (wir berichteten). Die berühmten ersten einhundert Tage sind vorüber, und die Betroffenen ziehen eine durchweg positive Bilanz.
Elternbeiratsvorsitzende Jennifer Schwarz ist mit der gefundenen Lösung sehr zufrieden. „Es ist eine schöne Alternative. Der Träger und die Einrichtung haben sich viel Mühe gegeben, damit die Kinder sich wohlfühlen.“Schwarz ist wichtig, dass es im Pfarrheim eine Küche gibt, sodass weiterhin eigenständig gekocht werden kann. „Für die Kinder war der Umzug ein Riesenabenteuer, die Eltern waren da eher zurückhaltend“, so die Einschätzung der Elternvertreterin. „Aber wir haben lange darauf gewartet, dass die Sanierung endlich losgeht.“
Die Sanierung der teilweise über 50 Jahre alten Räume hinter dem alten Pfarrhaus von St. Ulrich sei dringend notwendig gewesen, ist von Maria Grabolus, Verwaltungsleiterin der Pfarrgemeinschaft, zu erfahren. Die Heizung funktionierte nicht mehr richtig, das Dach und die Fenster waren undicht, die Außenwände nur schlecht gedämmt. „Das Gebäude wird komplett entkernt und auf den Stand eines Neubaues gebracht.“
Es sei ein „Riesenaufwand“gewesen, bevor die Kinder in den Ausweichräumen untergebracht werden konnten, so Grabolus. Dabei meinte sie nicht nur den Umzug mit Kindern und Mobiliar, sondern auch die bürokratischen Hürden. Für die Interims-Unterbringung der Kindertagesstätte benötigte die Pfarreiengemeinschaft eine Extra-Betriebserlaubnis des Jugendamtes.
sind zwei Kindergartengruppen direkt im Pfarrheim ZGV untergebracht. Die Bären- und die Marienkäfergruppe befinden sich 50 Meter entfernt davon in der Seniorenwohnanlage an der Margeritenstraße, und die beiden Gruppen der Krippenkinder, also der unter Dreijährigen, blieben im 2009 eröffneten Anbau gegenüber von St. Ulrich.
Für Tagesstättenleiterin Silvia Fischer bedeuten diese Entfernungen manchmal einen Spagat. „Wir sind auf drei Häuser verteilt, das erfor- dert schon einen etwas erhöhten Einsatz.“So müssen sich die Kinder der Bären- und Marienkäfergruppe immer komplett mit Jacken und Mützen anziehen, wenn sie für ihre Aktivitäten ins Pfarrheim herübergehen – das kann bei Drei- bis Fünfjährigen schon einige Zeit in Anspruch nehmen. Aber diese Zeit ist dank des nahenden Frühlings auch überschaubar. Wichtig ist der Leiterin, dass das Personal, auch wenn es nicht mehr räumlich zusammenarbeitet, eine Einheit bleibt. Bei guJetzt tem Wetter können die Kinder von St. Ulrich den Garten des Kindergartens der ZGV nutzen. „Das ist ein schönes Miteinander“, freut sich Fischer.
So wurde das Pfarrheim jetzt umfunktioniert: Aus dem Pfarrsaal wurde ein Schlafsaal, in den Gruppenräumen wird gebastelt und gespielt, und damit die kleinen Nutzer auch bequem die Sanitäreinrichtungen nutzen können, stehen vor den Toiletten kleine Fußbänkchen, und vor den Waschbecken überbrücken kleine Podeste die Distanz. Lea ist zwischenzeitlich mit ihrem Faschingshut fertig. Sie springt auf, flitzt über die Gänge, biegt dann zielsicher zweimal rechts ab und hüpft auf das Podest im Waschraum. Das Händewaschen klappe ganz gut, so Leas Aussage, und sie demonstriert es eifrig. Sowieso ist der „neue“Kindergarten toll, denn hier hat sie ganz viele Freunde – klar, dass sie nun keine Zeit mehr zum Erzählen hat, denn die anderen warten schon auf sie.